Dinge, die ich euch gerne gesagt hätte oder die ich euch gerne sagen würde.

Essay zum Thema Rassismus

von  mary

Es geht nicht darum, ob du als Einzelperson dich hier oder da falsch verhalten hast. Darüber kann man klar diskutieren und sollte man auch, aber das ist es nicht, worum es geht.

Es geht darum anzuerkennen, dass wir alle in ein rassistisches System hineingeboren werden. Ob wir das wollen oder nicht, ob wir das gut finden oder nicht spielt keine Rolle. Es ist ganz einfach ein Fakt. Wir Menschen sind rassistisch sozialisiert.

Und das sind wir nicht einfach so, sondern es hat eine jahrhundertelange Tradition. Fast ein halbes Jahrtausend lang wurde das rassistische System perfektioniert. Es ist unsere DNA und zwar unser aller. Ob wir das wollen oder nicht, ob wir das gut finden oder nicht, spielt hier absolut keine Rolle.

Ich kann mich jetzt hier hinstellen und jedes Mal, wenn eine Diskussion über Diskriminierung oder Politik und Gesellschaft aufkommt, versuchen den Aufklärer der Nation zu spielen und für euch globale Zusammenhänge und Auswirkungen für die heutige Gesellschaft aufzeigen. Aber das kann es nicht sein.

Das ist keine Diskussion auf Augenhöhe, wenn keine Mindestbasis an gemeinsamen Wissen vorliegt. Vor allem nicht, wenn eure Positionen Meinungen vertreten, die auf nicht vorhandenem Wissen basieren. Vor allem nicht, wenn ihr meint eure Meinung ist richtig. Vor allem nicht, wenn ihr euch ständig in eurer Meinung bestätigt. Vor allem nicht, wenn ich doch merke, dass ihr eigentlich lieber weitermachen wollt, wie bisher. Denn bisher gab es ja auch kein Problem und „wenn man will, kann man Rassismus ja überall sehen“. Das ist keine Basis für eine Diskussion.

Vor allem nicht, wenn ihr eure Augen verdreht, wenn ich versuche aufzuklären. Vor allem nicht, wenn der Ausdruck „Ohh Maaarryyyy“, so als ob ich diejenige wäre, die den ganzen Scheiß erfunden hat und wenn ich nicht wäre, gäbe es gar kein Problem, die Diskussion im Keim erstickt.

Ich kann euch nicht zwingen mit dem Thema Rassismus und vor allem mit eurem eigenen Rassismus zu beschäftigen. Ich würde es mir natürlich wünschen, aber ihr seht darin keine Dringlichkeit. Ihr seid nicht betroffen.

Natürlich findet ihr das gut und absolut cool, dass wir uns jetzt auf einmal so für das Thema interessieren. Dass das für mich und für andere Betroffene aber alles andere als cool ist seht ihr nicht. Es macht mir auch keinen Spaß. Es macht mir keinen Spaß den Rassismus zu sehen. Und es macht mir auch keinen Spaß darüber zu reden. Vor allem nicht mit Menschen, die sich dem komplett verschließen. Die Diskussion ob etwas rassistisch war, ist so dermaßen entmutigend und ermüdend.

Ihr merkt es nicht, aber mit euren Fragen, die nur aufkommen, weil ihr euch nicht selbst mit dem Thema auseinandersetzt sind sehr entmutigend. Würdet ihr euch nur ein ganz kleines bisschen selbst weiterbilden, hättet ihr andere Fragen. Inhaltliche Fragen, Verständnisfragen. Und nicht die Frage ob überhaupt hier in diesem einzelnen Fall eine rassistische Diskriminierung vorliegt.


Anmerkung von mary:

Preisfrage: Wenn der Chef dich vor versammelter Belegschaft mal kurz zum Fritz umtauft, weil er den Namen "Mohammed" nicht aussprechen kann, worum handelt es sich hier?

Die daraus entstandene Diskussion hat mich sehr aufgewühlt. Daraus ist dann der folgende Text entstanden.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (19.11.20)
"Würdet ihr euch nur ein ganz kleines bisschen selbst weiterbilden, hättet ihr andere Fragen. Inhaltliche Fragen, Verständnisfragen. Und nicht die Frage ob überhaupt hier in diesem einzelnen Fall eine rassistische Diskriminierung vorliegt."
Ja, die Beschränkung auf Schuldzuweisung führt zu Versteifung. Aber inhaltliche Fragen, Verständnisfragen können Einstellungen verändern.
Gruß
Ekki

 Regina (19.11.20)
Wo ist diese Diskussion über Fritz und Mohamed? LG Gina

 AvaLiam (19.11.20)
Geschrieben find ich den Text gut.
Über den Text nachzudenken und nachzusinnen, unterhält mich.
Den Augenmerk begrüße ich - widerspreche aber die Härte der Aussage.
Ich fühle mich nicht in ein rassistisches System hineingeboren. Und auch meine Erziehung war dahingehend neutral und menschenWÜRDIG .
Lasse ich meine Blicke schweifen in die Vergangenheit - und ich spreche hier von der vergangenen Vergangenheit, also nicht nur von 300 Jahren oder 3000 - so war das "feindliche" Denken und Handeln gegenüber anderen "Gruppen"/Stämmen allein dem eigenen Überleben geschuldet.
Das erkenne ich persönlich nicht als Rassismus an bzw. möchte ich das nicht mit DEM Rassismus, der heute um sich greift, vergleichen.
Ich verstehe, denke ich, worauf du hinaus willst - ein wenig differenzieren sollte man da aber schon zwischen einer gewissen Notwendigkeit, die zwischen den Stämmen früher geherrscht hat und dem, was heute im Namen des Rassismus geschieht.

LG - Ava
Nimmer (45) meinte dazu am 19.11.20:
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 mary antwortete darauf am 20.11.20:
Ganz viel Liebe, Nimmer.

 AngelWings schrieb daraufhin am 21.08.23 um 01:37:
Rein Geboren, sind wir alle in das System. Ich kann mich nicht Rassische, bezeichen, weil  ich unter meine Freundes, unterschiedlichen Herkunft gibt, trotzdem verachtet ich manche Feindlichkeit die anderen Herkunft kommen. Da bin immer keine Rassisch.Sondern ein der es nicht Akzeptieren kann. Egal welch Herkunftsländer er ist!

Antwort geändert am 21.08.2023 um 01:38 Uhr

 Dieter_Rotmund (19.11.20)
Sehr moralinsaurer Text.

Was soll das Ganze? Wir werden nicht eher ruhen, bis der letzte Negerkuss von jedem Menschen als "Schaumzucker*in, von Fettglasur*in überzogen" bezeichnet wird?
Nimmer (45) äußerte darauf am 19.11.20:
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 niemand ergänzte dazu am 19.11.20:
@ Dieter_Rotmund

Das ist echt gut

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 19.11.20:
Den Begriff "Reaktionäracid" kenne ich nicht, wahrscheinlich alberner Antifa-Jargon, stimmt's?

 DanceWith1Life meinte dazu am 20.11.20:
Oh, und ich dachte das wäre die Säure. die zur Srlbstverteidigung begrenzter Sichtweisen erzeugt wird.

Antwort geändert am 20.11.2020 um 06:39 Uhr
Nimmer (45) meinte dazu am 20.11.20:
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 20.11.20:
"Dinge, die ich euch gerne gesagt hätte oder die ich euch gerne sagen würde." ist eigentlich nur ein weiterer Empörungstext, wie es ihn hier zigfach gibt.

Antwort geändert am 20.11.2020 um 11:31 Uhr
Nimmer (45) meinte dazu am 20.11.20:
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 22.11.20:


 Terminator (20.11.20)
"Fast ein halbes Jahrtausend lang" ist nicht lang genug. Die "religion of peace" hat mit dem Hautfarbenrassismus angefangen, im 9. Jh. gab es im Abbasiden-Kalifat hunderttausende schwarzer Sklaven, die zu der Zeit auch den größten Sklavenaufstand der Geschichte fertigbrachten, und keiner weiß heute davon. Nach der politischen Zersplitterung der islamischen Welt im 10. Jh. etablierten sich in Nordafrika islamische Versklaverstaaten, die in Subsahara Schwarze versklavten und weiterverkauften, ab dem 16. Jahrhundert an die Europäer. Direkt waren vom islamischen Sklavenhandel etwa 17 Millionen und vom transatlantischen Sklavenhandel 11 Millionen Menschen betroffen. Bedenkt man, dass für jeden verkauften Sklaven im Prozess des Sklavenfangs fünf Menschen starben, so muss man sagen, dass Afrika erst durch die Mohammedaner und dann durch die liberale westliche Wertegemeinschaft entvölkert wurde. Der Abolitionismus im 19. Jh. war keine antirassistische Bewegung, sondern weißes Gutmenschentum aus einer Machtposition; Sklaverei in Amerika wurde unrentabel durch die Industrialisierung, aber aus scheinbar moralischen Gründen abgeschafft. Dennoch wurden Schwarze in den USA noch weitere 100 Jahre wie Untermenschen behandelt. Der euroamerikanische Blick auf den Schwarzen sieht den "negro", "black", "african american" usw. je nach politisch korrekter Sprachregelung. Doch alle Schwarzen werden als gleich gesehen und nur durch die Hautfarbe definiert. Wer Afrikaner kennengelernt hat, weiß, dass sie alle verschieden sind, und nicht durch ihre Identität als Schwarze im Gegensatz zu Weißen verbunden. Wenn man fragt: "Wie konnten die Schwarzen ihre eigenen Leute versklaven und verkaufen?", ist es so, als ob man fragte, wie Deutsche und Franzosen im 1. WK aufeinander schießen können. Die Zuschreibung "schwarz" beschreibt nicht die wahre Identität der afrikanischen Völker, genauso wie Europäer nicht einfach nur "weiß" sind. Dieses Leugnen der Verschiedenheit der Kulturen von Menschen mit schwarzer Hautfarbe ist der Rassismus, in den alle Weißen hineingeboren wurden. Als Weißer versteht man sich als Rassist oder Antirassist nachdem, wie man zu den "Schwarzen" steht. Ob Rassist oder nicht, stülpt man allen Schwarzen dieselbe Identität über, das ist wahrer Rassismus, der tstsächlich tiefer sitzt als Diskussionen geführt werden. Und nein, es ist nicht so wie mit den Asiaten, die der Weiße angeblich nicht auseinander halten kann: er kann zwar einen Chinesen fälschlich für einen Japaner halten, aber er leugnet nicht die einzigartige japanische oder chinesische Kultur und denkt nicht, sie seien einfach nur Asiaten und ihre Identität wäre durch ihre Augenform definiert.

 DanceWith1Life (20.11.20)
Was kann man dazu noch sagen? Ich nenne es momentan "the peak of misinformation (i.e.misunderstanding)den Gipfel der Misverständnisse, wir sind dermaßen konditioniert, dass wir vieles überhaupt nicht mehr wahrnehmen. Solange one world, one humanity als eine belächelte Hippievision und Leute die für Erhaltung des Lebensraumes kämpfen, als Greenpeace Rebellen dargestellt werden., kann man nur ahnen, auf was für einem Holzweg wir gelandet sind.

 tueichler (23.11.20)
Ich finde diesen Text anmaßend und verallgemeinernd. Er spricht dem Leser eigene Reflexionen ebenso ab, wie er mit dem populistischen Beispiel Fritz versucht zu argumentieren. Man sollte anerkennen, dass Menschen unterschiedlich sind. In der Sozialisation, in der Kultur, der Bildung, der Orientierung, den Interessen, den Bedürfnissen und allen anderen Kategorien, die ich aufzuzählen mir die Mühe nicht mache. Erst, wenn wir im Stande sind, Menschen als Individuen mit Unterschieden zu betrachten, statt sie in Kategorien zu stecken, können wir vernünftig miteinander umgehen. Rassismus ist nicht ok. Aber es ist ok, zu sagen, dass Menschen unterschiedlich sind - und der Vielfalt halber - sein müssen. Gleichmacherei führt zu den schlimmsten Auswüchsen rassistischer Denke. Sieht DDR ... und deren Zusammenbruch.

 AngelWings meinte dazu am 21.08.23 um 01:53:
DDR ist aber nicht wegen Rassismus zusammen gebrochen. Sondern weil frei, der Menschheit, bestimmte war hat Möglichkeit frei zu Leben und zu Reisen, oder Verwandtschaft zu besuchen, wenn du in Ausland war's wurde nach geprüft
ob du ja zurückkehrte. Sage beispielsweise Kuba, viele Deutsche nicht wieder zurückkehre sind dort untergetaucht. Sie würden regelrecht gesucht, und wenn sie dich gefunden haben das braucht ich nicht erzählt was passiert.

 Isensee (25.11.20)
Jo, das ging gut rein. Hab auf mehr Gebrüll gehofft. Also wenn man sich als Leser schon in diese Position begibt. Mit dieser Position meine ich das Gefühl: Du bist ein*e Spendeneintreiber*in für Peta, stehst in der Innenstadt von Heidelberg und tauschst Schlüsselanhänger mit Babyschildkröten gegen Kontodaten. Das ist schon an sich unangenehm. Also für mich jedenfalls ist es unangenehm, fremde Menschen nach ihrer Kontonummer zu fragen. Natürlich willst du verkaufen und das meine ich im eigentlichen Sinn. Natürlich, so als Instinkt. Möglich, dass es Einbildung ist, Wenn ich mit nach Erdbeermilch und Vagina/Pimmel riechenden Promoter*innen Spreche. Ist das immer unangenehm erotisch konnotiert.
Es ist 15:30 Ende Juli und man hat dich mit einem durchsichtigen Plastiksonnenschirm in der Innenstadt gelassen. Bei 42 Grad im Schatten oder so, koberst für bedrohte Tierarten. Du sprichst einen Menschen an und der entgegnet dir, nach dem nun wirklich letzten Aufraffen, dass alles was du machst, total sinnlos und verhaltensgestört ist. Er unterlegt seinen Monolog natürlich so, dass du ihm Glauben schenken möchtest. Er macht auf keinen Fall einen verhaltensgestörten Eindruck. Also wenn ich mich als Leser in dieser Position befinde, möchte ich angeschrien werden. Dolle. Unstrittig auch der Appell. Jedenfalls gerne gelesen.

Kommentar geändert am 25.11.2020 um 23:30 Uhr
Uri (40)
(05.12.20)
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 AngelWings (21.08.23, 01:18)
Und was ist wenn es umdreht ist? Rassistische können auch Mohammed sein, habe ich auch schon Erlebt! Nicht bloß einmal sondern schon öfters.
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