Am Fenster

Gedicht zum Thema Warten

von  Lluviagata

Regen rauscht, er fällt als Faden,
Pferde glänzen stille, lauschen,
Über Wiesen wehen Schwaden,
Leute, unter Schirmen, plauschen.

Wasser perlt von Blättern, Zweigen,
An dem Fenster stetes Klopfen
Einer Welt, ihr lautes Schweigen
Würzt den Wein mit Wehmutstropfen.

Frag mich, kann ichs tragen, fassen,
Wirst du wieder leise lachen?
Wirst du mich nochmal verlassen?
Und ich warte, ich muss wachen.

Was vermag ich zu bewegen,
Bitter schmecken die Gedanken.
Wind kommt auf, und nur der Regen
Geht durch Tor und Efeuranken.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 nadir (20.11.20)
sehr musikalisch und trotz der traditionellen reimform erstaunlich modern... hmm ... vielleicht durch die musikalität? oder den originellen umgang mit traditionellen bildern? vielleicht auch an beidem. mir gefällt es :)

lg
nadir

 eiskimo (20.11.20)
Ein trauriges, aber in sich sehr stimmiges Bild. Man wähnt sich fast selbst am Fenster stehen und warten.

 Graeculus (20.11.20)
Das ist klassisch schön.

 Füllertintentanz (21.11.20)
Dein Text ist mir Melodie, geht gut getaktet direkt ins Gemüt.
Sehr schön.

 Teichhüpfer (16.12.20)
Ich mag lieber die Ausgangssituation oder Voraussetzung, sitze am Fenster - Schnee schmilzt wie Tränen - wäre mir warm ... und so weiter.

 Quoth (06.01.21)
Für mich ein gelungener Versuch, das Regentropfen-Prélude von Chopin mit der Situation eines heutigen lyrischen Ich zu verbinden, die gleichbleibend monoton weiblichen Reime geben das klopfende Ostinato ... Und wieder Pferde als Gruß aus der vorfossilen Vergangenheit! Gruß Quoth

Kommentar geändert am 06.01.2021 um 17:20 Uhr
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram