Ein ungleicher Machtkampf endete tödlich

Essay zum Thema Vergangenheit

von  Bluebird

Als am 7. Februar 1497 auf der Piazza della Signoria in Florenz hell die Flammen gen Himmel stiegen, war der sprachgewaltige Dominikanernermönch Girolamo Savonarola im  Zenit seiner Macht angekommen.
  Auf einem riesigen Scheiterhaufen verbrannten  durch  Kinderbrigaden zuvor eingesammelte heidnische Schriften, pornographische Bilder, Gemälde, Schmuck, Kosmetika, Spiegel, weltliche Musikinstrumente und -noten, Spielkarten, aufwendig gefertigte Möbel oder teure Kleidungsstücke..
    Sie waren die vorgeblichen Beweise der Verkommenheit und Lasterhaftigkeit der Florentiner, aber auch der Wirkmacht eines fanatischen Busspredigers, der die Sünde mit Stumpf und Stiel auszurotten gedachte: „Vernichtet die Idole, damit sich der Herr nicht gegen uns wende!“

Aber er hatte einen mächtigen Gegner in Rom, den lasterhaften und durchtriebenen Medici-Papst Alexander VI .Und dem gefielen die Vorgänge in Florenz überhaupt nicht. Wenn das so weiterging und die Bußbewegung auf andere Städte übergriffe, geriete am Ende noch seiner eigener Thron ins Wanken.
    Hatte dieser unsägliche Mönch nicht schon den ihm gereichten Kardinalshut mit den frechen Worten: „Da klebt zu viel Blut dran!“ abgelehnt und ein Predigtverbot ignoriert? Jetzt galt es Nägel mit Köpfen zu machen.
  Und so exkommunizierte er den fanatischen Mönch und drohte der florentinischen Republik ein Interdikt (Verbot gottesdienstlicher Handlungen) an für den Fall, dass sie Savonarola nicht gefangennehmen und an den Vatikan ausliefern würden.

Dies war eine ernste Sache, denn im Falle eines Interdikts drohten der reichen Handelsstadt schwere wirtschaftliche Folgen. Und so begann sich rasch die Stimmung gegen Savonarola zu wenden. War er wirklich ein Mann Gottes und war man nicht zum unbedingten Gehorsam gegen den Papst verpflichtet?
    Savonarola spürte, dass er in der Falle saß und kündigte eine öffentliche Feuerprobe an. Er würde - menschlich gesehen unmöglich - zwischen zwei eng beianderstehenden Feuerwänden unbeschadet hindurchlaufen, so das jederman sehen könnte, dass Gott mit ihm wäre.
    Als aber dann die Flammen meterhoch gen den florentinischen Nachthimmel schlugen , blieb er wie angewurzelt stehen. Damit war sein Schicksal besiegelt. Am nächsten Morgen schleppte ihn eine aufgebrachte Menschenmenge aus seinem Kloster, er wurde eingekerkert, gefoltert und zum Tode verurteilt.  Ein paar Tage später dann öffentlich gehängt und verbrannt. Seine Asche wurde im Meer verstreut.
    Fortan gingen in Florenz die Dinge  wieder ihren gewohnten Gang.

Gedankenimpuls:
In den seltensten Fällen kann man die Menschen zu ihrem vermeintliche oder auch wahrem Glück zwingen

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (20.11.20)
Savonarola war kein Benediktiner- (OSB) und schon gar kein Benekdiktinermönch, sondern ein Dominikaner (OP).

 Bluebird meinte dazu am 20.11.20:
Wohl wahr ... danke!

 Graeculus antwortete darauf am 20.11.20:
Die Dominikaner (OP, Ordo Praedicatorum, Predigerorden) waren auch mit der Inquisition betraut und wurden deshalb im Volksmund "Domini canes" = "Die Hunde des Herrn" genannt.

Ich halte Savonarola für eine zwiespältige Figur; sein Plan für Florenz erinnert mich an Calvins Gottesstaat in Genf - eine sehr freudlose Art von Gesellschaft.

 Bluebird schrieb daraufhin am 20.11.20:
Verordnete Sittenstrenge ist meistens nicht zielführend!

 Graeculus äußerte darauf am 20.11.20:
Hegel spricht sogar vom "Terror der Tugend".
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