Zu Jacks "Das Wirkliche"

Kommentar zum Thema Vernunft/ Unvernunft

von  LotharAtzert

Für mein Dafürhalten zu verkopft, zu "ausgedacht". Desviertel erscheint es mir inhaltlich fragwürdig.
Das Wirkliche oder die Causa finalis ist das dreifache Prinzip des Daseins:
1. Das Wirkende ist Neptun, oder für Nichtkenner der Rhythmenlehre: das Prinzip. Für sich genommen ist es alles (er)lösend, was zusammengesetzt ist. Alles Zusammengesetzte ist unwirklich.
2. Das Wirkliche kommt noch unbestimmt zum Ursprung, wandelt sich in
3. Zeit (= ziehend, zeigend) und Bestimmung des aus dem Wirklichen zum Ursprung gesprungenen. Das wird angewiesen bzw.
(4.) zur Form gefügt, welche schicksalhaft ist (= eine Entwicklungsmöglichkeit durch die Form vorgebend, somit anderes ausschließend) Das Fügen gehört bereits zur Causa formalis, daher die Klammer.

Die Vernunft jedoch entspringt  eindeutig der Menschenwelt, gehört infolge dessen zur Causa efficinalis. Sie entwickelt sich aus der Anpassung des Subjekts an objektive Gegebenheiten. (Lernen durch Schmerz und Freude bzw. durch Empfinden, sowie  dessen Ausdruck)
Würde das Wirkliche von der Vernunft (Merkur) bestimmt, wie Jack schreibt, wäre ihm keine Dauer beschieden. Hierin steckt der denkerische Fehler so vieler Philosophen, einschließlich Hegels und Kants: sie setzen sich selbst an die Stelle der Wirklichkeitserkenner und entwerfen ein Wirkliches nach ihrer Vorstellung, was auch dann Hybris ist, wenn es noch so vernünftig klingen mag. Merkur galt den Alten nicht ganz zufällig - unter anderem - als Gott der Trixer und Gaukler.
Stellt der Mensch die Vernunft - von Vernehmen, "so habe ich es vernommen" - über die Wirklichkeit, so ist er in seinem Vorstellen ein Titan, was er zur Zeit ja auch per Wissenschaft zu werden anstrebt - ohne es so zu benennen. Aber auch den Titanen ist nur eine, wenn auch lange, so nichtsdestotrotz vergängliche Dauer bestimmt. Am Ende währt immer noch das Wahre.


Anmerkung von LotharAtzert:

 Das Wirkliche

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Kommentare zu diesem Text


 FRP (28.11.20)
"und entwerfen ein Wirkliches nach ihrer Vorstellung"

ich ergänze mal: ... und von ihrer persönlichen Determinierung und Konditionierung leitet sich ihr Weltbild ab...

 LotharAtzert meinte dazu am 28.11.20:
So ist es wohl, Danke dir fürs ergänzen.

 harzgebirgler (28.11.20)
die wirkerei der wirklichkeit besteht nur im bestricken
des wahrnehmens durch bloßen schein und den kann 'denken' knicken.

lg
henning

 LotharAtzert antwortete darauf am 28.11.20:
Das ist, weil um die Ecken gedacht,
auch das, was uns aus Herzen lacht.

Vielen Dank und herzliche Grüße
Lothar

 AchterZwerg (29.11.20)
"Sie entwickelt sich aus der Anpassung des Subjekts an objektive Gegebenheiten. (Lernen durch Schmerz und Freude bzw. durch Empfinden, sowie dessen Ausdruck)"

Ichsaachmaso:

Anders lernt ein (hoch) entwickeltes Tier, beispielsweise ein Hund oder ein Schwein auch nicht.

Gruß
der8.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 30.11.20:
Ja freilich, ansatzweise, doch fehlt den Tieren das Entscheidende: der Intellekt, der beispielsweise im Falle von Krankheit die Ärztekunst aus vorangehenden Erfahrungen entwickelt und zur Verfügung stellen kann.

Ansonsten … weiß ich natürlich, daß der 8. auf Kant steht und weiß deshalb umso mehr den Kommentar zu würdigen, wo alle anderen, incl. Jack mich nicht mal mit dem Allerwertesten angucken, was "tiefenpsychologisch" bis in den St. Andreasgraben blicken läßt.

Gruß
Lothar
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