Der Sinn dieser Welt

Interpretation zum Thema Welten

von  Terminator

Zwischen dem absoluten Oben und dem absoluten Unten befindet sich diese Welt genau in der Mitte, in der sich die Einflüsse von Himmel und Hölle neutralisieren. Dieser Mittelbereich ist nicht die einzige Höhenzone, in der Freiheit möglich ist (es ist überall möglich, zu steigen oder zu fallen, der Wille ist überall frei), aber es ist die Zone des skeptischen Gleichgewichts, in der wir von Himmel und Hölle gleich weit entfernt sind, und überhaupt keine Gewissheit über das Transzendente haben können. Nur in dieser Zone kann Charakterbildung stattfinden. Kant zeigt in der Kritik der praktischen Vernunft, was passieren würde, wenn wir Gewissheit über die Vernünftigkeit des Weltganzen hätten:

"Wofern nicht zugleich unsere ganze Natur umgeändert wäre, so würden die Neigungen, die doch allemal das erste Wort haben, zuerst ihre Befriedigung, und, mit vernünftiger Überlegung verbunden, ihre größtmögliche und daurende Befriedigung, unter dem Namen der Glückseligkeit, verlangen; das moralische Gesetz würde nachher sprechen, um jene in ihren geziemenden Schranken zu halten, und sogar sie alle insgesamt einem höheren, auf keine Neigung Rücksicht nehmenden, Zwecke zu unterwerfen. Aber, statt des Streits, den jetzt die moralische Gesinnung mit den Neigungen zu führen hat, in welchem, nach einigen Niederlagen, doch allmählich moralische Stärke der Seele zu erwerben ist, würden Gott und Ewigkeit, mit ihrer furchtbaren Majestät, uns unablässig vor Augen liegen (denn, was wir vollkommen beweisen können, gilt, in Ansehung der Gewißheit, uns so viel, als wovon wir uns durch den Augenschein versichern). Die Übertretung des Gesetzes würde freilich vermieden, das Gebotene getan werden; weil aber die Gesinnung, aus welcher Handlungen geschehen sollen, durch kein Gebot mit eingeflößt werden kann, der Stachel der Tätigkeit hier aber sogleich bei Hand, und äußerlich ist, die Vernunft also sich nicht allererst empor arbeiten darf, um Kraft zum Widerstande gegen Neigungen durch lebendige Vorstellung der Würde des Gesetzes zu sammeln, so würden die mehresten gesetzmäßigen Handlungen aus Furcht, nur wenige aus Hoffnung und gar keine aus Pflicht geschehen, ein moralischer Wert der Handlungen aber, worauf doch allein der Wert der Person und selbst der der Welt, in den Augen der höchsten Weisheit, ankommt, würde gar nicht existieren."

Transzendente Wahrheit darf keine immanente Wirklichkeit werden, weil dies die Ausbildung der Moralität unmöglich machen würde. Wesen unserer Art, also keine Engel, Dämonen oder Djinn, müssen ihr Leben in der Zone des skeptischen Gleichgewichts beginnen. Die Erkenntnis der Wahrheit kann hier nicht durch theoretisches Nachdenken, sondern nur auf moralisch-praktischem Wege erlangt werden. Eine Welt höher gibt es weniger Zweifel; jene Welt dient, wie alle noch höheren bis zum Himmel hinauf, nicht mehr der Erkenntnis, sondern der Selbstvervollkommung. Das Streben nach Vollkommenheit in immer höheren Welten geht mit wachsender Gewissheit einher, die in den höchsten Bereichen zum sicheren Wissen wird. Die Welten zwischen dem Mittelbereich und der Hölle dienen der Buße, und auf dem Weg nach Unten steigt die Schwere der Last wie die Höhe von Schuldzinsen; die Hölle ist das schwarze Loch des Bösen, das Ende der Freiheit, unentrinnbare Verdammnis.

Es gibt in höheren Welten nicht weniger Freiheit, aber weniger Beliebigkeit (wie Unfälle, Krankheiten, Entartungen), und Willensanstrengungen fallen leichter (was auch mit der wachsenden Gewissheit der Vernünftigkeit des Weltganzen zusammenhängt). Unten steigert sich die Beliebigkeit, die Unordnung, bis sie zu purem Horror wird, und der Wille hat gegen stärkere innere und äußere Feinde zu kämpfen; dieser Kampf ist kein Heldentum, sondern peinliche Strafe, - unterhalb der skeptischen Zone kann Gutes nicht getan werden, man kann bestenfalls sich selbst retten (andere Wesen, denen man in unteren Bereichen begegnet, sind zwangsläufig Feinde und auch miteinander verfeindet, Liebe ist nicht möglich, da das göttliche Licht unten nicht scheint, - es scheint nur der Abglanz des Mittelbereichs, und Selbstsucht ist das höchste der Gefühle, wobei die Selbstrettung in der Reinigung des Egoismus vom bösen Willen besteht, und die Schuldigkeit durch Demut und Rachverzicht gegenüber der strafenden Gerechtigkeit abgegolten wird).

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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (24.05.23, 00:45)
Termi, selbst wenn der Günther Grass in Berlin, das ist doch der Lifestyle.

 Teichhüpfer meinte dazu am 31.08.23 um 13:46:
N' schönen Hitler, den findest Du hier nicht.

 Teichhüpfer (23.11.23, 21:44)
Das ist so dieses Mitleid, diese Sorge, aber deswegen musst Du im Forum schreiben, Du willst mich abschießen?
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