da brennt noch Licht

Prosagedicht zum Thema Aufmerksamkeit

von  AvaLiam

eine alte, müde Frau
mir gegenüber,
ohne Glanz in ihren Augen;
blass die fahle Haut
und kalt

wie Einsamkeit
in stiller Stunde;

zwischen ihr und mir
ein heißer Tee,
wärmt sie die Finger
selig greifend
nach der Tasse,
meiner Hand
und vergangner Weihnachtstage;

in ihren Augen spiegelt sich
das zarte Flackern einer Kerze

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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (05.12.20)
Die alte Frau ... ich meine, der alte Mann, den ich in die Augen schaue und tausend Jahre alt werde

 AchterZwerg (05.12.20)
Liebe Ava,

hier ist es dir besonders gut gelungen, eine Verbindungslinie zwischen den Anfangs- und den Endversen zu ziehen, finde ich.
Am Ende ließe sich das "alt" vielleicht durch etwas anderes ersetzen ...

Herzliche Grüße
der8.

 niemand meinte dazu am 05.12.20:
Vielleicht ließe sich die "alte Kerze" von einer "verlöschenden"
oder "abgebrannten" ablösen?

 AchterZwerg antwortete darauf am 05.12.20:
Genau, Irene.
Was in der Richtung. :)

 niemand schrieb daraufhin am 05.12.20:
Ich würde noch gerne begründen, warum mir die "alte Kerze" nicht so gefallen will. Sie hat etwas Abwertendes, so in Richtung "weg damit" [unbrauchbar] wogenen "verlöschen/abbrennen" auf Vergänglichkeit hinweist aber ohne "Abwertung" die man aus dem
"alt" durchaus herauslesen könnte [auch wenn es nicht so gemeint ist]. Verloschen/abgebrannt [oder ähnliches] käme poetischer daher. LG Irene

 AvaLiam äußerte darauf am 05.12.20:
Hallo ihr beiden...

...das Alt war auch nicht so mein Favorit - mir fiel nur nichts ein, was sich eher eingeschmiegt hätte - etwas, das Vergänglichkeit andeutet - aber unterstreicht, dass da noch sehr viel brennt...

Die Begründung dazu empfinde ich genauso. Alt = weg damit, taugt nix mehr...
Verloschen/Abgebrannt hat für mich jedoch etwas zu viel der Endgültigkeit.

Wäre denn eine passende Alternative: "...das zarte Feuer einer Kerze..."

Dies behielte die Vergänglichkeit einer abbrennenden und erlischenden Kerze bei - lenkte aber die Bedeutung mehr auf die Flamme, die noch (sich in den Augen spiegelnd) brennt.
(wobei natürlich nicht nur eine richtige Kerze gemeint ist - sondern die Kerze ja auch für die Frau steht und auch aus diesem Grund ich die Vergänglichkeit nicht zu stark betonen möchte, da die Zeilen ja was Positives am Ende haben sollten.)

Danke fürs Rat und Vorschlag, eure Gedanken und Empfehlung.
Liebe Grüße - Ava

 niemand ergänzte dazu am 05.12.20:
Wäre "das Flackern einer Kerze" auch eine Möglichkeit?
Weil brennen wird es wohl dann doch nicht mehr, aber
ein Flackern ist ja auch sowas wie: Noch nicht vorbei, noch nach Brennen verlangend=ist ja noch was da ...

 AvaLiam meinte dazu am 05.12.20:
Die Idee find ich super. :)
Nur für meinen eigenen inneren Gleichklang müsste es dann heißen:
"Das zarte Flackern..."

 niemand meinte dazu am 05.12.20:
Passt!

 AvaLiam meinte dazu am 05.12.20:


erledigt

Herzlichsten Dank :)
Ava

 AchterZwerg meinte dazu am 06.12.20:
Ja, passt.

Das "späte Flackern" wäre auch noch eine Option gewesen ...

Liebe Grüße
der8.

 EkkehartMittelberg (05.12.20)
Liebe Andrea,
das Licht der liebe, von dem dieses berührende Gedicht handelt, wird auch noch weiter brennen, wenn es erloschen ist.
Herzliche Grüße
Ekki

 AvaLiam meinte dazu am 05.12.20:
Geschätzter Ekki.

ich denke, von den Flammen unserer Lieben wird immer ein zartes Spiegeln auch in unseren Augen brennen und nach uns in den Augen unserer Nachkommen.
So wird und kann es nie ganz kalt und dunkel werden - nicht in unserer Welt und nicht auf der Erde selbst.

Danke auch für dein stets brennendes Licht.

Liebe Grüße
Andrea

 GastIltis (05.12.20)
Liebe Andrea,
ein Text, der mich am Vorabend des Nikolaus sehr berührt. Weißt du, dass wir zum Nikolaus erstmalig ohne Angehörige sind? Es ist schade, lässt aber Raum und Zeit für Erinnerungen. Oder schöne Gedichte.
Liebe Grüße von Gil.

 AvaLiam meinte dazu am 05.12.20:
Lieber Gil...

...dieses Jahr bringt so viele unschöne Erste Male und unzählbar sind die Menschen, für die dieses Jahr voller Verlust und Entbehrung endet, Einsamkeit und dem Gefühl, von allen/allem verlassen zu sein.

Auch wenn es hier nicht hingehört - an diese Stelle - so möchte ich, aufgewühlt von einem Telefonat, welches ich vor ein paar Minuten beendete, zu den meinem kleinen Gedicht ergänzen, dass die Frau, um die es in den Zeilen geht, seit einer Woche um ihren Sohn bangt, der mit einem schweren Schlaganfall im Krankenhaus liegt und ein Pflegefall bleiben wird (der sich bisher um sie als Pflegefall gekümmert hat) und kaum, dass sie sich etwas gefangen und neuen Mut gefasst hat, erhielt sie heute Nachmittag den Anruf, dass ihre Schwester heute verstorben ist.
Keinen von beiden kann/konnte sie besuchen, die Hand halten, durch menschliche Wärme das Gefühl vermitteln, dass sie nicht allein sind.
Statt dessen bleibt ihr nur ein täglicher kurzer Anruf im Krankenhaus, für den sich Gott sei Dank die Schwestern noch Zeit nehmen (können) und kurz berichten, wie es ihrem Sohn geht.

So werden sich auch viele Menschen nicht wie gewohnt an Weihnachten sehen, für die diese Tage die seltene Möglichkeit sind, ihre Familie zu sehen.
Auch ich werde nicht meine Familie sehen können, wie sonst an Weihnachten. Und habe einige davon seit einem Jahr nicht mehr gesehen.
Und wie es sich im Freundeskreis in der letzten Zeit schon andeutete, so macht sich auch im Familienkreis bemerkbar, dass eine Art Entfremdung stattfindet, Rückzug und Distanzverhalten.
Dieses Jahr hat viel gefordert - und übergibt sein Zepter an das nächste Jahr, mit dem wir noch einige tapfere Tage schaffen müssen.

So möchte ich die ein oder andere Kerze anzünden, um es licht und warm werden zu lassen.

Herzlichste Grüße
Andrea
Stelzie (55)
(05.12.20)
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 AvaLiam meinte dazu am 09.12.20:
Liebe Kerstin...

mit herzlichen Dank sende ich dir liebe Adventsgrüße.

Bleibt gesund
Andrea
Al-Badri_Sigrun (61)
(05.12.20)
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 AvaLiam meinte dazu am 09.12.20:
Danke, liebe Freundin.

Fühl dich gedrückt.
Deine Andrea


PS: ich hab dich nicht vergessen...bei mir läuft grad unglaublich viel schief bzw. passiert viel und erfordert meine Aufmerksamkeit... Wenn ich Weihnachten bei meiner Mama sitze, finde ich mehr Zeit, zu antworten und hoffentlich auch zu lesen zu und zu schreiben.

:-*
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