Das Haus am Ende der Straße

Kurzgeschichte zum Thema Horror

von  Der_Rattenripper

Es war ein altes verlassenes Haus am Ende der Baker Street. Niemand wohnte in diesem Haus,  die alte Holztür hing schief in den Angeln, Unkraut, Efeu und Schlingpflanzen wucherten im Garten, neben einigen alten abgestorbenen Apfelbäumen. Die Fenster des Hauses waren alle vergittert. Etliche Dachpfannen fehlten und von den Schindeln, die noch vorhanden waren, blätterte langsam die Farbe herunter. Ein altes rostiges Geländer, welches nicht gerade einladend aussah, war auf der rechten Seite der zweistufigen Treppe angebracht, welche auf die Veranda führte. Die Treppe und die Veranda waren durch Pflanzenwuchs so zugewuchert, dass man sie gerade mal erahnen konnte. Vor diesem Haus standen Tom Meyer und Bill Soams eigentlich hätten sie Schule, aber wen interessierte es schon, ob sie zur Schule gingen oder nicht? Ihre Eltern waren eher mit Jack Daniel´s und Johnny Walker beschäftigt und nahmen von ihnen kaum Notiz und wenn dann höchstens nur um ihnen den Gürtel oder den Besenstiel spüren zu lassen.
„Ob es in diesem Haus was zu holen gibt? Was meinst du?“, fragte Tom und nahm einen großen Schluck Bier. Er fuhr sich mit der linken Hand über die Lippen und warf die Flasche ins Gras. Jetzt wo sie vor dem verfallenen Haus standen, war ihm doch etwas unwohl in der Magengegend.
„Wir werden sehen, wenn werden wir den Scheiß brüderlich teilen und verschachern, ich kenn jemanden, der kauft alles und stellt keine Fragen,“, sagte Bill.
Tom gab ihm einen freundschaftlichen Hieb gegen die Schulter und sagte: „Geil man dann lass uns an die Arbeit gehen.“
Die kleine Treppe, die zur Veranda führte, knarzte laut, als Bill einen Fuß auf die erste Stufe setzte. Er hatte sich immer gefragt, ob es wohl Obachtlose gab, die in diesem Haus die Nacht verbrachten? Als sie noch kleiner gewesen waren, hatten sie mit ein paar Freunden immer Mutproben gemacht. Wer traut sich allein, durch das Haus zu gehen und etwas draus mitzunehmen. Kinderscheiß eben. Mit einem lauten Quietschen öffnete sich die Tür. Toms Herz pochte, während Bill neben ihm kicherte und sagte: „Ey geil Alter hier gibt es mit Sicherheit was zu holen.“ Er nahm seine Taschenlampe und schaltete sie ein. Ein alter Kronleuchter, der aus dem 15 Jahrhundert zu stammen schien, baumelte von der Decke herab.
„Ey alter Alter hast du schon mal so ein hässliches Teil gesehen?“, fragte Bill und kicherte.
„Nee du aber wir sollten uns beeilen, ich habe kein Bock, dass jemand uns bemerkt und die Bullen ruft.“ ,antworte Tom.
Eine alte Kommode stand an der Wand, darüber hing ein prunkvoll verzierter Spiegel mit goldenem Rand.
„Ey das Teil ist ja mal cool, das bringt garantiert was ein, hilf mir mal, den Spiegel abzuhängen“, sagte Bill.
Tom erstarrte als er in die Spiegel sah, hatte er für eine Sekunde den Eindruck, als stünde eine Frau mit langen schwarzen Haaren und einem dunklen Gewand hinter ihm. Ihn wurde heiß und kalt zugleich. Tom wirbelte herum, aber hinter war niemand zu sehen. Als Tom sich wieder umdrehte, war die Frau im Spiegel verschwunden. Wahrscheinlich hatte er sich die Frau im Spiegel nur eingebildet. Er ging auf den Wandspiegel zu, ihm fröstelte. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und ließ ihn erzittern.
„Tom was ist? Aufwachen, hilf mir, das Teil abzuhängen, das ist schweineschwer.“, sagte Bill.
Tom wischte sich die Hände an der Hose ab, ehe er seinem Freund half den Spiegel von der Wand zu bekommen. Etwas stimmt hier nicht, dachte Tom, warum sind die Einrichtungsgestände noch hier? Warum sind sie nicht von einer Möbelfirma abgeholt und versteigert worden? Es gab doch mal so einen Fall in Amityville, war da nicht die Familie Lutz nach 28 Tagen aus ihrem Haus in der Ocean Avenue 412 verschwunden nur mit den Sachen, die sie am Leib getragen hatten? Ihre restlichen Besitztümer waren, soweit er wusste, irgendwann von der Gemeinde versteigert worden. Warum waren in diesem Haus noch alle Gegenstände erhalten und nicht versteigert worden? Das fand Tom seltsam, er selbst hatte die Geschichte um das Spukhaus in Amityville nie geglaubt, obwohl er die Filme nicht schlecht fand. Von den Wänden des Hauses bröckelte der Putz, die Decke war unter den riesigen Spinnenweben, kaum noch zu erkennen.
Das ist das reinste Spinnenparadies, dachte Tom. Der Spiegel hatte ordentlich Gewicht und fast wäre ihm der Spiegel auf dem Weg nach draußen aus den Händen gerutscht. Tom drehte seinen Kopf nach hinten.
„Was ist man, pass lieber auf, dass du den Spiegel nicht fallen lässt.“, sagte Bill.
Tom sagte nichts, er keuchte, er hatte geglaubt, etwas gehört zu haben im oberen Stockwerk, es klang wie Schritte. War noch jemand außer ihnen im Haus auf Schatzsuche? Das wäre nicht gut, sollte er seinem Komplizen von seiner Vermutung erzählen? Jetzt vernahm er nichts mehr, warum sollte jemand ausgerechnet am selben Tag an dem sie ein Ding drehten auf die Idee kommen, genau dasselbe Haus zu plündern? Wahrscheinlich hatte er sich das alles nur eingebildet, das war nur die Nervosität. Doch dann hörte er es wieder, ein Knarren, Schritte die langsam die Treppe hinunter kamen.
Wir sollten nicht hier sein, wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden, meldete sich Toms innere Stimme. Tom versuchte, den Gedanken zu verdrängen, hier war niemand, er sollte die Nerven behalten, er hatte einfach zu viele Horrorfilme gesehen. Tom fröstelte, spinnte er, oder war die Temperatur gerade eben abgefallen? Warum war es hier auf einmal so kalt? Verschwinde, lass alles stehen und liegen, und such das Weite. Scheiß auf deinen Freund, meldete sich seine innere Stimme.
„Tom was ist los? Alles in Ordnung bei dir, du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“; sagte Bill.
Tom fiel aus seiner Starre, sah Bill eine Sekunde lang völlig verwirrt an und fragte: „Was hast du gesagt?“
„Ich fragte, ob alles in Ordnung ist, du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“
„Alles gut, ich dachte nur, ich hätte etwas gehört, los wir sollten zusehen, dass wir fertig werden,“
Tom wollte nicht hier sein, das hier war alles so falsch, warum waren sie ausgerechnet in dieses Haus eingestiegen? Warum hatten sie sich nicht für ein anderes Gebäude entschieden? Es gab genug leere Häuser in der näheren Umgebung. Alles in Toms Innerem zog sich zusammen, er glaubte, seine Eingeweide schienen auf Erbsengröße zu schrumpfen. Er hatte das Gefühl auf Stelzen zu gehen. Jeden Augenblick würden seine Knie nachgeben, sie waren schon jetzt weich wie Wackelpudding. Seine Hände waren schweißnass, die Dielen unter seinen Füßen knarzten und ließen ihn bei jedem Schritt zusammenzucken. Seine Arme schmerzten und seine Muskeln zitterten. Das Gewicht des Spiegels in seinen Händen schien auf das Zehnfache angestiegen zu sein. Er stöhnte.
„Hey warte mal ich brauch eine Pause, das Ding ist scheiße schwer.“, sagte Tom, das Herz in seiner Brust raste.
„Hey was ist denn los Tom?“
„Warte mal einen Augenblick, ich brauch eine kurze Verschnaufpause.“
„Tom was ist?“, fragte Billy. Sein Freund war leichenblass, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen starrte Tom ihn an. Seine Augen quollen aus den Höhlen hervor, oder sah er etwas hinter ihm. Sie setzten den Spiegel ab und lehnten ihn an die Wand.
„Tom was siehst du?“, fragte Bill und sah sich um, aber er sah nichts, nichts als den alten Flur, die schäbige Kommode und Türen, die in weitere Zimmer führten.
„Da ist doch nichts.“, sagte Billy.
„Da- d- wir soll- ten.“, stammelte Tom.
Billys Augen quollen aus den Höhlen hervor. Plötzlich hatte der das Gefühl, als würde sich eine Würgeschlange um seinen Hals legen. Billy röchelte, griff sich mit einer Hand an Hals, als versuche er ein Gewicht von seiner Kehle zu nehmen, Blut lief ihm aus der Nase und benetzte seine Jacke. Sämtliche Farbe war aus Billys Gesicht gewichen. Es war kalkweiß und er sah aus wie ein lebender Toter. Tom stand mit weit aufgerissenen Augen daneben, wie sollte man gegen etwas kämpfen, was man nicht sah? Das Haus schien sich auf einmal vor seinen Augen zu drehen, halluzinierte er oder floss aus den Wänden tatsächlich Blut? Wie war das möglich, halluziniere Tom oder war das ein Traum? Hatte sein Komplize ihm etwas ins Bier getan?

Plötzlich packte Tom eine unsichtbare Kraft am Kragen und hob ihn hoch in die Luft.
„Verschwindet.“; sagte eine Stimme, bei der ihnen das Blut in den Adern gefror. Billy keuchte, er konnte kaum glauben, was geschehen war. Tom schrie.

Billy rang nach Luft, als Tom sich langsam erhob und seinen Rücken hielt.
„Billy was zum Teufel war das?“
„Keine Ahnung, aber wir sollten so schnell wie möglich verschwinden.“
Billy und Tom ließen den Spiegel fallen  und stürmten nach draußen. Seit diesem Erlebnis waren sie nie wieder in fremde Häuser eingestiegen.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (18.12.20)
Ein altes rostige Geländer

?

 Der_Rattenripper meinte dazu am 18.12.20:
Danke für den Hinweis Dieter.

 IDee (18.12.20)
Insgesamt sehr spannend geschrieben, ich habe es gerne gelesen.

 Der_Rattenripper antwortete darauf am 18.12.20:
Vielen Dank für deinen Kommentar.

Schönen Gruß

DerbRattenripper

 Buchstabenkrieger (20.12.20)
Hi Rattenripper,

Es war ein altes verlassenes Haus am Ende der Baker Street. Niemand wohnte in diesem Haus, die alte Holztür hing schief in den Angeln, Unkraut, Efeu und Schlingpflanzen wucherten im Garten, neben einigen alten abgestorbenen Apfelbäumen.
--> "niemand wohnte in diesem Haus" kann raus, "verlassen" sagt schon alles. Dann hast du auch nicht die Doppelung "Haus"

fallen und
Haus, die alte
--> Du hast öfter zwei Leerzeichen nacheinander

Seine Augen quollen aus den Höhlen hervor, oder sah er etwas hinter ihm.
--> Fehlt da nicht ein Fragezeichen? Ansonsten ist der Satz schwer zu versehen.

Zur wörtlichen Rede habe ich dir heute bei einem anderen Text schon etwas gesagt. Manchmal stimmen die Satzzeichen auch nicht.
Beispiel:
„Was ist man, pass lieber auf, dass du den Spiegel nicht fallen lässt.“, sagte Bill.
--> "Was ist, Mann? Pass lieber auf, dass du den Spiegel nicht fallen lässt!", sagte Bill.

„Hey KOMMA was ist denn los KOMMA Tom?“
„Tom KOMMA was siehst du?“,
„Tom KOMMA was ist?“,

LG, Buchstabenkrieger

 Teichhüpfer (04.03.21)
Mein beter Freund, der Thomas ( im Frühling ...) meint, da geht ein Faß auf im Bahnhof, festgebunden an einem Hocket beim Bier, und niemand hilft

 Teichhüpfer (11.04.21)
ach so, das häschen ist im farm der tiere angekommen, gute nacht, wie henning schon immer sagte, herrn rattenripper.

Kommentar geändert am 11.04.2021 um 00:20 Uhr
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