Corona und kein Ende

Kommentar zum Thema Politik

von  trunkenmaster

Heute möchte ich einmal etwas los werden. Über Corona, so denke ich, sind wir alle gut informiert, allein wie mit dem Virus umgegangen wird, ist stellenweise sehr strittig.
Ich stamme ja aus Sachsen, derzeit trauriger Spitzenreiter in den Infektionszahlen. Genauer gesagt aus dem Landkreis Nordsachsen.
Die derzeitigen Fakten:
https://www.corona-in-zahlen.de/landkreise/lk%20nordsachsen/
Nun ist es eigentlich schwer sich in die Lage Betroffener zu versetzen, aber die Bilder aus Bergamo im März sollten allen noch in der Erinnerung sein. Für mich waren sie sehr nachhaltig.
A-H-A-L = Atemschutzmaske - Hygiene - Abstand - Lüften bleiben das Gebot der Stunde, um der Pandemie zu strotzen, zumal ich auch Risikopatient bin. Ich gebe zu, daß mich immer ein unruhiges Gefühl beschleicht. In der Öffentlichkeit, auf Arbeit, aber auch an den Festlegungen aus der Politik.
Gerade heute wird gerätselt, warum gerade in Sachsen die Fallzahlen so hoch seien, gegenüber des ersten Lockdowns. Einer der wesentlichen Gründe ist ganz sicher, daß im Frühjahr ein komplettes Stilllegen der Wirtschaft angeordnet wurde. Jetzt ist das nicht der Fall.
Das ist für mich der wesentliche Unterschied, damit ist die Frage, warum die Menschen in Sachsen immer noch so mobil sind, für mich geklärt. Dazu kommt noch die Altersstruktur und sicher auch die Versammlungen oder Proteste durch die sogenannten Querdenker, Rechte, Linke, Pegida  (Superspreading-Events) usw.
Sicher ist auch, daß mir selbst, unbewußt, Fehler in der Einhaltung der Schutzbestimmungen unterlaufen. Schnell bemerkt und unterbunden. Es gibt immer sogenannte "schwarze Schafe", aber die gibt es in allen Bereichen unserer Gesellschaft, damit muß man leben. Natürlich sind diese Mitmenschen unverantwortlich gegenüber allen anderen, welche sich an die Bestimmungen halten.
Was mir im Allgemeinen fehlt, ist die Solidarität, das Mitgefühl, das Miteinander, das Wir statt ich. So kann unsere Ellenbogen-Gesellschaft die Pandemie nicht schultern.
Die Politik hat auch Einiges im Sommer verschlafen, obwohl alle wußten, die 2.Welle wird kommen. Zum Beispiel die FFP2-Masken. Jetzt wurden 3 Stück an Ältere und Risikopatienten kostenlos verteilt. Zu spät und auch viel zu wenig. Der Lockdown jetzt, kommt gleichfalls zu spät. Tage und Wochen vergingen, obwohl die Fallzahlen stiegen, aber es wurde diskutiert, gestritten. Der Flickenteppich aus 16 Bundesländern, deren Eitelkeiten und Sonderwünsche sind genau so schuld am jetzigen Zustand, wie auch unbelehrbare, unverantwortliche Bürger.
Noch ein Beispiel als Beleg, wie es denn so mit den Bestimmungen gehalten wird. Ich arbeite als Leiharbeiter im Karosseriebau einer bekannten Automarke in Leipzig. Da ich ja Risikopatient bin, habe ich mir über den Gesundheitsdienstes des Unternehmens ein Attest ausschreiben lassen. Diabetes und eine chronische Bronchitis sind meine Vorerkrankungen. Sprich ein gefährdeter Patient. So weit, so gut.
Das Attest besagt: Wenn möglich sollte ich nur an Ein-Mann-Arbeitsplätzen eingesetzt werden. Zwei-Mann-Arbeitsplätze sollten bitte vermieden werden. Ich hatte schon im ersten Lockdown das gleiche Attest. Mein Meister hielt sich ca. zwei Wochen daran. Danach sagte er mir unverblümt: "Also Olaf, wenn du nicht bald wieder an einen Zweier-Arbeitsplatz zurückkehrst, muß ich mir Gedanken machen. Im Juli kommen neue Zeit-Arbeiter." Da war ich erschrocken, hatte Angst um meinen Arbeitsplatz und war auch erbost zugleich. Als Zeit-Arbeiter hast du keine Lobby und so beugte ich mich dem verbalen Druck. Was ich mit dem Beispiel sagen möchte, ist die Tatsache, das es dem Unternehmen egal ist. Es müssen Autos gebaut werden, koste es was es wolle. Die Zwei-Klassen-Gesellschaft (Festangestellter-Zeit-Arbeitskraft) wird hier gelebt und ausgekostet. Da spielen meine 11,5 Jahre im Unternehmen überhaupt keine Rolle.
Bitter für mich und die Frage: Was ist ein Menschenleben wirklich wert? Vielleicht ist es auch dumm von mir, immer noch an das Gute im Menschen zu glauben, wenn ich die Abläufe in diesem Unternehmen betrachte. Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.
In diesem Sinne.
Bleibt alle gesund.

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Kommentare zu diesem Text


 Quoth (18.12.20)
Ich möchte nicht mit Dir tauschen, trunkenmaster, und kann verstehen, dass Du Dir Sorgen machst und sauer auf den Meister und die Schlechterstellung der Zeitarbeiter bist. Aber entschuldige, der Text ist so perfekt in Übereinstimmung mit der Mehrheitsmeinung, dass er mich auch ein bisschen langweilt! Gruß Quoth

 Dieter_Rotmund (18.12.20)
Heute möchte ich einmal etwas los werden. Über Corona...
Sorry, danach aufgehört zu lesen. Das will zurzeit absolut JEDER (mich leider eingeschlossen).

 LotharAtzert meinte dazu am 18.12.20:
Nein, Dieter, da muß ich dich berichtigen. Ich will mein Häufchen über die Toilette loswerden und nicht über Corona.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 18.12.20:
Tu quoque, Lothar, "...neues Virus im Labor gezüchtet und schon bald fließt der Mammon".

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 18.12.20:
:-) Tusche.

 millefiori (20.12.20)
Ich kann es gut nachvollziehen, bin zwar in unbefristetem Arbeitsverhältnis, aber bei uns zählen zwischenzeitlich auch nicht mehr die "LIeblingsmitarbeiter" ( wie immer betont wird) sondern die Kunden. Noch im Mai nach Wiedereröffnung sollten wir Abstand halten, den Kindern keine Füße messen, das missten die Eltern mit unserer Anleitung machen, damit sich keiner infiziert und das Unternehmen lahmlegt. Nach und nach wurde gelockert und im Herbst trotz steigenden Zahlen mussten wir auf einmal "alles machen was der Kunde möchte" Heißt direkt an den Kindern dran, als wäre nie ein Virus da gewesen. Ich habe mich dann selbst mit FFp2 Masken ausgestattet, wohlwissend, dass ich im Zweifelsfall trotzdem angesteckt werden kann, diskutierend mit Eltern, die nicht einmal dann die Maske über die Nase ziehen konnten. Immer direkt an den Kleinkindern und Schülern. Ich bin nicht empfindlich und man denkt immer: Wird schon schiefgehen,
Aber die Erkenntnis wer im Zweifelsfall dem Arbeitgeber wichtiger ist, hat mich schon beunruhigt. Wer nicht einverstanden ist, muss das nicht machen, aber er muss dann Überstunden nehmen oder Zuhause bleiben und MInus machen.

Und wie ich sehe, geht es uns im Vergleich zu manch anderen noch ganz gut.

Ich wünsche Dir alles Gute, dass du heil durch diese Zeit kommst. Ich bin froh dass die Läden jetzt zu sind.
Hätte viel eher passieren müssen und der Montag und Dienstag mit proppevollen Baumärkten hat sicher auch zu neuen Fällen beigetragen.

Liebe Grüße
millefiori

 trunkenmaster äußerte darauf am 25.12.20:
Danke dir für deine offene Meinung.
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