Zwischenstation in Huberts Haus

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Die Aufenthalte in Huberts Haus (St. Tönis) gehören mit zu den glücklichsten Zeiten in meinem Leben. Hubert, ein berenteter Geologe, hatte sich erst spät zum christlichen Glauben bekehrt und war am selben Tag wie ich getauft worden.
  Er war mit seinen 70 Jahren von ausgesprochen rüstiger Natur und voller Tatendrang. Vor allen Dingen aber war er der Ansicht, dass sein Haus für einen alleine viel zu groß wäre. Und so wurde es zu einem beliebten Treffpunkt für Christen aus der ganzen Umgebung, insbesondere aber natürlich von uns jüngeren Christen aus dem Düsseldorfer Jesushaus.
  Ich denke sagen zu können, dass er wegen seiner großzügigen und besonnen-humorvollen Art wirklich ausgesprochen beliebt war. Ich selber schätzte ihn als eine Art väterlichen Freund und hingebungsvollen Bruder im Glauben. Mit ihm habe ich stundenlange, geistreiche Gespräche geführt, ohne das mir dabei je langweilig wurde.

Als ich nun von Bremen kommend mich wieder in eines von Huberts Gästezimmern einquartiert hatte, fiel augenblicklich alle Last der vorhergehenden Monate von mir ab. Es hatte etwas von wieder daheim zu sein.
  Nach fünf erholsamen Tagen mit vielen Gesprächen und einigen Spaziergängen, aber auch Begegnungen mit anderen Christen, war nun der Zeitpunkt für die Weiterfahrt nach Erzhausen zur Bibelschule gekommen. Ich verspürte keine große Lust dazu, aber es musste halt sein.
 
Morgens am Frühstückstisch machte mir Hubert  einen überraschenden Vorschlag: „Du, ich habe mir heute Nacht überlegt, dass ich dich dort hinfahren könnte. Wir essen mittags was in Frankfurt und nach deinem Gespräch fahren wir gleich wieder zurück. Du bleibst dann noch einen Tag länger hier, bevor du dann übermorgen mit der Bahn nach Bremen zurückfährst.“
  Ich schaute ihn verblüfft an: „Das willst du wirklich für mich tun?“ Er lächelte: „Aber klar doch! Meine Bäume können ruhig einen Tag warten!“ Zum besseren Verständnis: Er beschäftigte sich experimentell  mit Methoden zur Bekämpfung des Waldsterbens.
  Und so fuhren wir gleich nach dem Frühstück los in Richtung Erzhausen.


Anmerkung von Bluebird:

Bremen 1989

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (27.12.20)
Unter der vorangehenden Episode steht "Bremen 1989", hier nun "Bremen 1988". Ich dachte, das sei eine fortlaufende Geschichte.

 Bluebird meinte dazu am 27.12.20:
1989 stimmt

 Regina (27.12.20)
In dem Text passiert nun gar nichts, außer dass hin- und hergefahren wird. Willst du uns erzählen, wie du dein Leben vertrödelt hast?

 Bluebird antwortete darauf am 27.12.20:
Haha ... Leben heisst "unterwegs sein", wusstest du das nicht?

 Graeculus schrieb daraufhin am 27.12.20:
Es gibt ganze Romane, sehr berühmte sogar, in denen eigentlich nichts passiert. "Nachsommer" von Adalbert Stifter und "Ulysses" von James Joyce, um nur zwei zu nennen.

Manchmal kommt es auf etwas anderes an als auf die Handlung: hier das entlastende, erleichterte Innehalten nach einer schwierigen Lebensphase, ermöglicht durch einen Freund. Ein guter Freund und seine Wirkung auf das Leben des Erzählers.
Uri (40)
(27.12.20)
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 Bluebird äußerte darauf am 27.12.20:
Danke!
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