Nachempfinden.

Gedicht

von  Vaga

Zurückgedacht berührt das viele Ungesagte
so auch die Mutter mal zu fragen
was sie fühlt und Vater an schweren Tagen
Bilder aus dem Kopf zu jagen
die er in sich trug

Lug war bei uns nicht an der Tagesordnung
aber das Immerfort an Worten
die auf der Zunge blieben

manchmal verriet ein Lied dem Kind
was Mutter dachte oder ein leises Summen
das über ihre Lippen kam
kein Wort sollte ein andres nach sich ziehen
das schwerer wog als das davor

in vielen Winternächten gab es Sturm ums Haus
und meine Angst
er könne durch die Fenster nach innen dringen

einmal schlug fast ein Zweig der alten Linde
vor meinem Zimmer
eine Scheibe ein und als ich weinte
fehlte mir ein Trost
den ich auch sprachlos hätte fühlen können.

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Kommentare zu diesem Text

Alaska (33)
(27.12.20)
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 Vaga meinte dazu am 28.12.20:
Das stimmt. Lb. Dank und Gruß - Vaga

 Bergmann (27.12.20)
Ein Wintergedicht für den Vorfrühling des Lebens - soviel ungesagte Worte in einem Familienklima von Stockung, Angst vor Gefühlen, und das Alleinsein und Ausgesetztsein ... spröde, harte Kindheit : bedrückende Verse.

 Vaga antwortete darauf am 28.12.20:
Lieber Uli, ich danke dir für die Beachtung und deine Worte. 'Im Schnittblumenzimmer' (du erinnerst dich?) ist unterschwellig zu betrachten, was in meinem Gedicht zwischenzeilig zu finden ist .
An dieser Stelle meine besten Wünsche für dich für 2021 und darüber hinaus. Herzlich - Monika/Vaga

 AZU20 (28.12.20)
Da schwingt viel Einsamkeit mit. LG

 Vaga schrieb daraufhin am 29.12.20:
Danke dir! LG

 drmdswrt (29.12.20)
Fesselnde Zeilen, die auf beeindruckende Weise zeigen, weshalb ein Zurückdenken oft mit Schmerz verbunden ist, der ein Leben lang hält. Nachempfinden nicht nur beim lyrischen Ich, sondern auch beim Leser.

 Vaga äußerte darauf am 29.12.20:
Lb. Dank!
Hilfreich (gegen das Schmerzende im Nachempfinden) ist m. E., wenn das Erwachsenen-Ich später (und das ist besser als nie) die Gründe des Verhaltens (auf beiden Seiten) nach- bzw. mitfühlend begreifen kann. Wenn das nicht möglich ist, bleibt der Schmerz (wie du sagst) wirklich ein Leben lang.

 minze (29.12.20)
Ich mag neben deiner Wortwahl sehr den Rhythmus. Alles in einer sehr winterlichen Farbigkeit, Kargheit..das "Lug" haut mich etwas raus, aber es liegt ja auch in der Ferne,früher, wie diese Erinnerungen..

 Vaga ergänzte dazu am 29.12.20:
Lug = veraltet für Lüge. Wurde oft als Redewendung in den Zusammenhang gesetzt: 'Lug und Trug'.
Danke für deinen Kommentar, liebe minze, herzl. Gruß und alles Gute dir!

 minze meinte dazu am 29.12.20:
Ja,das ist mir durchaus ein Begriff,ließ mich aber stolpern. Evtl wolltest du die Konnotation "Lug und Trug",das macht ja auch einen Sinn. Herzliche Grüße zurück!
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