Unsere Gegenwart

Essay zum Thema Mensch (-sein, -heit)

von  Graeculus

Als ich in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts (das war damals meine Gegenwart) in Düsseldorf auf der extrem befahrenen Kopernikusstraße wohnte und diese endlose, ununterbrochene Karawane von Autos sah, in denen Menschen, die dem Verkehr in der Großstadt entflohen waren und sich auf der anderen Rheinseite im Grünen niedergelassen hatten, nun aber morgens in die Stadt, abends aus ihr herausfuhren, auf diese Weise die Probleme, vor denen sie gewichen waren, vergrößerten, da wußte ich, daß da etwas nicht stimmt.

Auf der Berliner Allee stand Arbeitstag für Arbeitstag um 17.00 Uhr der Verkehr beinahe still. Und in jeder dieser Blechkisten saß ein einzelner Mensch, auf dem Weg nach Hause. Da stimmte etwas nicht.

Dieses Gefühl hat mein Leben bestimmt und sich sogar noch auf viele andere Beobachtungen ausgeweitet. Es ist das Gefühl, daß wir zu viel für uns in Anspruch nehmen: an Raum, an Lebensmitteln, an Rohstoffen, an Energie; daß unser Ego zu groß ist und sich zu rücksichtslos behauptet. Beinahe jeder muß immer schneller immer mehr haben.

Dies ist unsere Gegenwart, und das Problem hat sich mit den zunehmenden technischen Möglichkeiten noch vergrößert. Wir nehmen einen ungeheuren Aufwand in Anspruch, damit wir länger und wohliger leben. Verzicht und das Annehmen von Grenzen, auch unserer Lebenszeit, findet man so selten, daß man es unmöglich als typisch für Menschen ansehen kann.

Darin stimmt in sich etwas nicht. Will sagen: Es ist nicht deshalb falsch, weil es auf lange Sicht für die Welt Folgen haben wird, die wir in Wahrheit gar nicht kennen; es ist falsch, weil ein endliches, sterbliches, natürliches Wesen sich immer mehr aufbläht und keinerlei Grenzen mehr anerkennen, sondern am liebsten sogar den Weltraum erobern will. (Den Weltraum erobern – einen treffenderen Ausdruck für menschliche Hybris gibt es wohl kaum.)

Menschen möchten die Welt kontrollieren, ihrem Willen unterwerfen, kontrollieren aber sich selbst und ihren Willen nicht.

Die Katastrophe liegt nicht in der Zukunft und sie lag nie in der Zukunft, weil wir diese weder kennen noch steuern können; sie liegt in der Gegenwart, in unserem schiefen, unwahren Verhältnis zu uns selbst.

Auf welcher Erde unsere Kinder und Enkel leben werden, das wissen wir nicht; aber daß das, was wir jetzt tun, falsch ist, das können wir wissen. Und oft tun wir es auch mit unseren Kindern: „MEINE! Kinder.“
Es ist, als ob wir einem (biologischen?) Programm folgten, das einmal einen Sinn gehabt hat, nun aber Amok läuft.

Das steckt auch in mir, denn es gibt eine Seite in mir, die dem widerspricht, was ich hier geschrieben habe, die nicht das Maß, sondern das Extrem und den Exzeß will.

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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (28.12.20)
Es gibt auch die Landflucht, die Häuser stehen leer. Vor gut einem Jahr kam in den Nachrichten eine besondere Meldung. Die Stromanbieter haben Probleme, wo befindet sich der Nehmer zur Wohnung, sämtliche Wohnungen werden geräumt. Wo sind die Mieter geblieben?

Kommentar geändert am 28.12.2020 um 00:32 Uhr

Kommentar geändert am 28.12.2020 um 00:32 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 28.12.20:
Heißen sie nicht "Mietnomaden", diese Leute? Sie nehmen, was sie kriegen können, und wenn's ans Bezahlen geht, machen sie sich aus dem Staub.

Meinen Gruß, lieber Teichhüpfer

 FrankReich antwortete darauf am 29.12.20:
... werden die mittlerweile nicht auch als 'Termiten' bezeichnet? 😂

 Graeculus schrieb daraufhin am 30.12.20:
Wieder einer Deiner Scherze. Aber Termiten sind keine Nomaden.

 Teichhüpfer äußerte darauf am 30.12.20:
Bundesfreiwilligendienst, da kann jede Termite hin.

 Graeculus ergänzte dazu am 30.12.20:
Die werden dann wohl zum Bunkerbau eingestellt?

 Teichhüpfer meinte dazu am 31.12.20:
Ne ne, das geht so in die Richtung Blauhelme?

 Graeculus meinte dazu am 01.01.21:
Das müßten dann aber Soldaten sein. Der Bundesfreiwilligendienst ist unmilitärisch.

 Teichhüpfer meinte dazu am 01.01.21:
Ja, ganz genau.

 Graeculus meinte dazu am 02.01.21:
Wir sind uns einig!

Alles Gute wünsche ich Dir.

 Teichhüpfer meinte dazu am 02.01.21:
Dankeschön, ebenso..

 Annabell (28.12.20)
guten Morgen, Graeculus,
muß es nicht hißen:
...Und in jeder dieseR Blechkisten saß ein ...?
falls JA, bitte korrigieren und das "r" anfügen.
Einen schönen Montag wünscht
Annabell

 Graeculus meinte dazu am 28.12.20:
Du liest sehr genau. Da fehlt tatsächlich ein kleines "r". Gut hatte es sich vor meinem prüfenden Blick versteckt.

 eiskimo (28.12.20)
Es gab Kulturen, die den "Besitz" und dessen Mehrung, also eine individuelle Bereicherung auf Kosten der Natur, gar nicht kannten. Sie liehen sich die Ressourcen, die sie lebensnotwendig brauchten, und gaben sie fast vollständig zurück, um die "Mutter Erde" zu schonen.
Diese "primitiven" Kulturen wurden aber von den "weiter entwickelten" Europäern ausgerottet.
Du schreibst am Ende von der Seite, die "das Extrem und den Exzeß will". Genau die hat weltweit die Oberhand bekonmmen.
Düsseldorf ist überall.

 Graeculus meinte dazu am 28.12.20:
Da denke ich an den schönen Film "Die Götter müssen verrückt sein", in dem uns die Konfrontation einer solchen Kultur mit der zivilisierten Gesellschaft vor Augen geführt wird.
Kennst Du den?

Allerdings hat bei den nordamerikanischen Indianern und den australischen Aborigines in den letzten Jahren der Lack der Naturverbundenheit einige Kratzer abbekommen; sie haben nämlich etliche Tierarten ausgerottet, u.a. in Nordamerika die Pferde, die dann erst durch die Weißen wieder eingeführt wurden. Auch waren viele Stämme sehr kriegerisch. Und die Aborigines kannten die Brandrodung.

Ich frage mich, ob das Maßlose nicht in der Natur des Menschen liegt. Aber jetzt sind seine technischen Möglichkeiten ebenfalls (fast) maßlos geworden, und das potenziert die Probleme.

 Thomas-Wiefelhaus meinte dazu am 30.12.20:
Solche naturverbundenen Kulturen gibt es. Aber ein Gegenbeispiel: Es gibt einen Fund eines riesigen Faustkeils, der zu groß ist, um noch als Werkzeug zu dienen. Im Grunde: zu nichts zu gebrauchen. Ein Riesenfaustkeil aus Feuerstein, einem damals sehr wertvollen Material, dass über weite Strecken gehandelt wurde. Aus dem viele echte und nützliche Werkzeuge hergestellt werden könnten.

Interpretation: Ein Statussymbol, ein Machtinstrument, Angeberei. -- Schon in der Steinzeit!

 Graeculus meinte dazu am 30.12.20:
Ich weiß nicht, ob es wirklich naturschonende menschliche Kulturen gab. Es scheinen jedenfalls weniger zu sein, als man früher dachte.
An welche denkst Du?

Die Standes- oder Rangunterschiede treten seit dem Neolithikum (Jungsteinzeit) deutlich hervor. Oder stammt der von Dir erwähnte Riesnefaustkeil aus dem Pläolothikum (Altsteinzeit)?

 Dieter_Rotmund (28.12.20)
Ja, Kinder und Enkel sind Teil des Problems. Die menschliche Fortpflanzung und deren Auswirkungen sind die allergrößten Raum- und Energiefresser.
Dass Du mal im Rheinland leben musstest, ist bedauerlich...

Kommentar geändert am 28.12.2020 um 09:13 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 28.12.20:
Früher wurde die Reproduktionsrate ja durch eine hohe Kindersterblichkeit gebremst. Wir sind dabei, alle Fesseln, die uns unsere Schwäche früher angelegt hat, abzustreifen.

(Bei Beleidigungen des Rheinlandes mußt Du mit einem Duell rechnen. Das darf nur ein Rheinländer, der bei Mißständen halt auch meist einen humorigen Spruch auf den Lippen hat.)

 Thomas-Wiefelhaus meinte dazu am 30.12.20:
@Graeculus
Wenn die Leute bescheidener lebten, wäre die Reproduktionsrate vorläufig noch ein geringeres Problem. Da ginge einiges!

@Dieters Spruch: "Dass Du mal im Rheinland leben musstest, ist bedauerlich..."
Da hat Eigentor_Dieter ja mal wieder zugeschlagen!
Motto: Kein Fettnäpfchen auslassen?

Das Rheinland ist lang, hat sehr romantische Ecken, wird gelobt und besucht, hat kontaktfreudige Menschen, usw.

Solche Sprüche, Kann ich mittlerweile nicht mehr ernst nehmen. Die Person Dieter möchte vielleicht gar nicht ernst genommen werden oder schreibt gerade ein Buch: Meine Fettnäpfchen? Und wie die Leute darauf reagieren?

 Graeculus meinte dazu am 30.12.20:
Dieter haut so etwas heraus und antwortet - so meine Erfahrung - nicht auf Nachfrage. Wie auch hier.
Man sollte sich davon nicht groß beeindrucken lassen. Oder, wie man im Rheinland sagt: "Jede Jeck is angers."

 LotharAtzert (28.12.20)
Meine Rede seit 33.

 Graeculus meinte dazu am 28.12.20:
Beim einen oder anderen Satz habe auch ich gedacht, daß er von Dir stammen könnte. Aber nicht beim letzten Satz, mit dem ich am meisten gerungen habe. Er hat mit Selbsterkenntnis zu tun und meiner Abneigung, das 'Böse' in erster Linie bei anderen zu sehen.

Und dann habe ich natürlich mit einer Konsequenz auf Astrologie & Religion verzichtet, die Dir nur selten gelingt. Ich sehe, wenn ich in die Tiefe blicke, keine Planeten, sondern das, was Sophokles ausdrückt: "Vieles ist ungeheuer, nichts / ungeheuerer als der Mensch." (Antigone V. 332 f.)
Zugegeben, das ist keine Erklärung, sondern nur das, was ich sehe.

 Bergmann (28.12.20)
Jedem Absatz deines Textes stimme ich zu.
Das Scheitern des Einzelnen und der Gesellschaft wird (allerdings noch ohne ökologische Dimension und ohne die Hybris-Aspekte unserer Gegenwart) auch in Musils Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" herausgearbeitet, den ich gerade lese (ich bin schon mitten in den Nachlass-Kapiteln).

 Teichhüpfer meinte dazu am 28.12.20:
Es kann sein, daß der Mieter bezahlt.

 Graeculus meinte dazu am 28.12.20:
Ich muß mir den Musil einmal wieder vornehmen.
Das Scheitern des Menschen an seiner Hybris ist freilich - wie Du gewiß weißt - schon das Thema antiker Dramen.

 Graeculus meinte dazu am 28.12.20:
An Teichhüpfer: Das gehört wohl weiter nach oben. Der Mieter zahlt, falls die Mietnomaden seine Untermieter sind. Die Nomaden selber zahlen ja nix.

 Teichhüpfer meinte dazu am 02.01.21:
Genauso ist das.

 Moja (28.12.20)
Darüber denke ich auch oft nach. Der Mensch kann seinen Willen kaum kontrollieren, will sich nicht beschränken. Wir haben viel zu viel von allem, dennoch ist Selbstbeschränkung fast unmöglich. Das scheint in der Natur des Menschen zu liegen. Ich lebe viel bewusster, reduziere, seit ich aus Afrika zurück bin, dort habe ich begriffen, was ich alles nicht brauche.

Danke für diesen anregenden Essay!
Lieben Gruß,
Moja

 Graeculus meinte dazu am 29.12.20:
Danke meinerseits für die sehr freundlichen Worte.
Selbstbeschränkung ist wichtig, aber sie gelingt mir nur in manchen Bereichen (vorzugsweise dort, wo ich unter den Exzessen gelitten habe: als Bewohner der erwähnten Kopernikusstraße); in anderen Aspekten bin ich selber exzessiv. Zwei Seelen wohnen halt in meiner Brust.

Herzlichen Gruß von
Graeculus

 niemand (28.12.20)
"Menschen möchten die Welt kontrollieren, ihrem Willen unterwerfen, kontrollieren aber sich selbst und ihren Willen nicht"

Ui ... und das von einem 68-ger?
Haben die nicht immer gegen jegliche Selbstkontrolle und Beschränkung aufgeheult?

 Graeculus meinte dazu am 29.12.20:
Die 68er, zu denen ich unleugbar gehöre (vor allem altersmäßig), hielten zwar nicht viel von Selbstkontrolle, aber gar nichts von Macht über die Welt. Wenn ich mich recht erinnere, bin ich mit ihnen schon damals nicht völlig konform gegangen. Im (Neo-)Marxismus steckte mir zuviel technische Weltunterwerfung als (angebliche) menschliche Selbstbefreiung.

 Graeculus meinte dazu am 29.12.20:
P.S.: Es heißt wirklich "68er", denn das "g", das Du noch hinzufügst, steckt schon in 68 (achtundsechzig).

 niemand meinte dazu am 29.12.20:
Du dieterst aber auch nicht ungern

 Graeculus meinte dazu am 29.12.20:
Als einer der 68er, über die ja heute oft gelästert wird, möchte ich doch wenigstens richtig geschrieben werden.

 niemand meinte dazu am 29.12.20:
Ja, da kann ich Dir nicht widersprechen, allerdings ist das der unerhebliche Teil. Was mich zum Lachen bringt, ist Deine Kritik
denen gegenüber die "ihren Willen und somit sich selbst nicht unter Kontrolle haben". Das klingt aus dem Munde eines 68-er
ziemlich schräg, da sie ja genau das Gegenteil nicht nur praktiziert haben, sondern sicher auch praktizieren [kein Mensch ändert sich so schnell] und nicht nur das, sondern ihrem Nachwuchs genau dieses "nicht praktizieren der Selbstkontrolle" beigebracht haben.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Vater, oder Mutter aus dieser Generation ihren Kindern das Gegenteil der eigenen Lebenshaltung gepredigt haben. Und nun haben wir die vielen Selbstunkontrollierten, die unsere Welt so herrlich sozial machen, mit ihrem mangelnden Ego

 Graeculus meinte dazu am 29.12.20:
Verstehe.
1. War das mit der Selbstkontrolle früher besser? Gepredigt wurde sie, gedrillt wurde man darauf - aber von wem? Hatten Hitler, Göring & Co. sich selbst unter Kontrolle? Oder die katholischen Priester, deren Erziehung ich 'genossen' habe?
2. Gibt es nicht auch das Menschenrecht, die eigene Meinung ändern zu dürfen (was man auch Lernen nennen mag)?
3. Du unterstellst mir, daß ich ein typischer 68er war. Manches an dieser Zeit hat mich beeindruckt und auch geprägt, anderes jedoch nicht. Damals habe ich angefangen, mich intensiv mit der Philosophie Schopenhauers zu befassen, und das war nun alles andere als typisch für diese Zeit. Das kannst Du natürlich nicht wissen, da wir uns nicht näher kennen. Ich bekomme - wie übrigens öfters - hier etwas ab, was sich eigentlich gegen (m)eine Epoche richtet.

Just heute habe ich nochmal "Won't Get Fooled Again" von The Who aufgelegt. Da ging mir doch das Herz auf. Wir wollen uns nicht länger verarschen lassen! Zugestanden, für Selbstkontrolle standen The Who nicht, die am Ende jedes Konzerts ihre Instrumente auf der Bühne zertrümmert haben. Was ich schon damals schrecklich fand. Zwiespalt, Du verstehst?

 Graeculus meinte dazu am 30.12.20:
Ich fürchte, Du wolltest Dich nur ein wenig über mich lustig machen, nicht mit mir ernsthaft unterhalten.
Der Spaß ist Dir gegönnt.

 AchterZwerg (28.12.20)
"Menschen möchten die Welt kontrollieren, ihrem Willen unterwerfen, kontrollieren aber sich selbst und ihren Willen nicht."

Wo darf ich unterschreiben?

Den Rest nehme ich "billigend in Kauf." Zu viel Wahrheit! Und das am vierten Feiertag.

Liebe Grüße
der8.

 Teichhüpfer meinte dazu am 28.12.20:
Der Schütte von Teichi.

 Graeculus meinte dazu am 28.12.20:
Zuviel Wahrheit für einen Fast-noch-Weihnachtstag? Das verstehe ich. Der Text ist schon vor zwei Wochen entstanden, aber ich hatte noch mit dem letzten Satz zu kämpfen. Wenn Du verstehst, was ich meine.

 Graeculus meinte dazu am 29.12.20:
Danke, lieber Teichhüpfer, auch für Deinen Beitrag. "Teichi" sage ich aber nicht zu Dir, wenn's recht ist.

 Teichhüpfer meinte dazu am 29.12.20:
Den Teichi mag ich ganz gerne.

 Graeculus meinte dazu am 29.12.20:
Ich überleg's mir. Aber sage Du nicht Wölfchen zu mir.

 Teichhüpfer meinte dazu am 29.12.20:
Sich habe ich schon wegen zwei Frauen, die meine Geschwister sind, da keine Hemmungen.

 Graeculus meinte dazu am 29.12.20:
Die sind Dir auch sehr vertraut, während wir uns ja noch nichtmal leibhaftig begegnet sind. Obwohl wir uns inzwischen schon ziemlich lange kennen.

 Teichhüpfer meinte dazu am 30.12.20:
Ne, das kann sein, daß Du mal in Heilgenhafen gewesen bist.

 Graeculus meinte dazu am 30.12.20:
In Heiligenhafen war ich mal. Wir haben dort ein Boot gemietet, anfangs der 90er. Hast Du dort gewohnt?

 Teichhüpfer meinte dazu am 30.12.20:
Doch, ich habe dich gesehen.

 Graeculus meinte dazu am 30.12.20:
Am Hafen? Haben wir miteinander gesprochen?

Seit damals kenne ich das Wort Persenning - als Landratte! Dir sicher bestens bekannt.

 Teichhüpfer meinte dazu am 30.12.20:
Eben nicht Graeculus, am Strand, ( Bushaltestelle) habe ich dich gesehen.

 Graeculus meinte dazu am 30.12.20:
Mit meinen Kinder, die damals dabei waren?
Schade, daß wir nicht miteinander gesprochen haben! Aber das holen wir ja derzeit nach.

 Teichhüpfer meinte dazu am 01.01.21:
Nein, Du alleine auf dem Bürgersteig, Richtung Einkaufsmarkt.

 Graeculus meinte dazu am 02.01.21:
Hm. Vorräte für die bevorstehende Bootstour eingekauft? Woran hast Du mich erkannt?

 Teichhüpfer meinte dazu am 02.01.21:
Am Äußeren, so wie Du auf dem Foto aussiehst.

Antwort geändert am 02.01.2021 um 14:01 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 02.01.21:
Mein Lieber! Das mit Heilighafen war in den 90er Jahren, da sah ich noch jung und frisch aus.

 Teichhüpfer meinte dazu am 03.01.21:
Ist mir unbekannt, vor ein paar Wochen war das Erstemal, wo ich meinte, na, das kann durchaus Graeculus sein. vielleicht kennst Du die Christiane, meine ehemalige Englisch ind Kunstlehrerin...ich war da noch Schutzbefohlener in der Schulzeit.

Antwort geändert am 03.01.2021 um 08:58 Uhr

Antwort geändert am 03.01.2021 um 09:00 Uhr

Antwort geändert am 03.01.2021 um 09:00 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 03.01.21:
Ach so, vor ein paar Wochen. Kann ich ausschließen, da war ich nicht in Heiligenhafen.
Im August war ich für ein paar Tage in Eutin. Hätte ich Dich erkannt? Vielleicht.

 Teichhüpfer meinte dazu am 03.01.21:
Du hattest auch keinen Bart.

 Graeculus meinte dazu am 03.01.21:
Ha! Dann war ich das nicht. Der Bart gehört zu mir wie hüpfer zu Teichhüpfer. (Deswegen sage ich auch ungern Teichi.)

 Graeculus meinte dazu am 03.01.21:
Oder ich sollte sagen: wie Hüpfer zu Teich.

 Teichhüpfer meinte dazu am 04.01.21:
Du kannst das nehmen wie Jacke und Hose mit Hüpfi und ..., Roger.

 Graeculus meinte dazu am 04.01.21:
Jedenfalls, lieber Teichi, passe ich jetzt beim Einkaufen höllisch auf, ob ich Dich irgendwo sehe.

 Graeculus meinte dazu am 04.01.21:
Mit Bart, versteht sich.

 Teichhüpfer meinte dazu am 04.01.21:
Mein Konto auf den Cent genau.

 Graeculus meinte dazu am 04.01.21:
Dann zahlst Du sicher an der Kasse mit Karte?

 Teichhüpfer meinte dazu am 04.01.21:
Kontoauszüge - 99.99 Euro, bis 100 Euro genau.

 Graeculus meinte dazu am 04.01.21:
Gut. Ich bin dann der, der bar zahlt.

 Teichhüpfer meinte dazu am 05.01.21:
Das hast Du falsch interpretiert. Aus gesundheilichen Gründen musste ich einen Check Up machen. Ja, ... zum Glück ist mir da nix passiert.

 Graeculus meinte dazu am 05.01.21:
Also, beim Arzt werden wir uns nicht begegnen. Da bin ich ganz zurückhaltend, denn die finden immer was.
Aber ich hoffe, daß Du gesundheitlich wieder auf dem Damm bist.

 Teichhüpfer meinte dazu am 06.01.21:
Yo, ich meine aufbauen statt abbauen.

 Graeculus meinte dazu am 06.01.21:
Der Kampf gegen das Abbauen reicht bei mir nur noch zum Bewahren. Besser wird's nicht mehr.
Agnete (66)
(29.12.20)
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 Graeculus meinte dazu am 30.12.20:
Gier und Macht treiben die Menschen an.
"Power and greed and corruptible seed / Seems to be all that there is."

Ein Auto habe ich nie besessen, aber das ist meinen Erfahrungen in der Kindheit geschuldet. Nicht zufällig habe ich meinen Essay mit der Kopernikusstraße in Düsseldorf begonnen.

Herzlichen Gruß,
Graeculus

 Teichhüpfer meinte dazu am 04.01.21:
Mit einem Haushaltsbuch fing es an.

 Graeculus meinte dazu am 04.01.21:
Stimmt, die ersten schriftlichen Dokumente waren sowas wie Haushaltsbücher (von Tempeln): soundsoviel Schafe abgeliefert, soundsoviel Weizen usw.

 Teichhüpfer meinte dazu am 04.01.21:
Hundertvierzig Euro, vierzehntägig zum Lenbensunterhalt, yeah.

 Graeculus meinte dazu am 04.01.21:
Damit kann man nicht weit springen. Ich hoffe, es reicht für einen kleine Freude dann und wann. Und für einen intakten PC!

 Teichhüpfer meinte dazu am 05.01.21:
Das ist durch aus möglich, aber ich habe keine Ambitionen.

 Graeculus meinte dazu am 05.01.21:
Gut, sehr gut. Nicht immer mehr Bedürfnisse zu befriedigen, sondern sie zu reduzieren, führt zum Glück.

 Teichhüpfer meinte dazu am 06.01.21:
Der Eindruck täuscht, so alleine ist man ja nie, aber oft fehlen mir wenigstens ein paar gute Worte.

 Graeculus meinte dazu am 06.01.21:
Klingt traurig, und ich kann nur versuchen, das ein wenig auszugleichen.

 AndreasG (29.12.20)
'Nabend.

Grundsätzlich sehe ich es ähnlich, aber dann doch pessimistischer. Nicht: "Menschen möchten die Welt kontrollieren, ihrem Willen unterwerfen, kontrollieren aber sich selbst und ihren Willen nicht.", sondern eher: die Welt ist den meisten Menschen scheißegal, sie wollen Bequemlichkeit, .Status, Genuss und Sex. - Sie werden also von Hormonen und Genen kontrolliert, nicht durch das eigene Gehirn - oder gar: durch den Verstand.

Das meine ich nicht biologistisch.

lg Andreas

 Graeculus meinte dazu am 30.12.20:
Noch pessimistischer?
Kann man drüber diskutieren. "Die Welt ist den meisten Menschen scheißegal." Ja, die ganze Welt liegt jenseits ihres Horizontes, wenn man nicht gerade Hitler, Stalin oder Xi Jinping ist. (Entschuldigung für die Zusammenstellung.) Aber in ihrem überschaubaren Umfeld (das - je nach Position - unterschiedlich weit ist) haben sie die Dinge gerne unter Kontrolle. Von dem, was Du nennst, sprechen Status und wohl auch Sex (so wie er meist betrieben wird) dafür. Bequemlichkeit und Genuß scheinen eher für eine passive Seite (Trägheit) als für ein Machtinteresse zu sprechen.

Grüße von
Graeculus

 AndreasG meinte dazu am 30.12.20:
Bei dem Wort "Kontrolle" kneift es mich noch immer.
Mit einem: "Kontrolle über das eigene Leben" (gefühlt, nicht rational nachweisbar) könnte ich mich noch zufrieden geben. Und mit einem: "Kontrolle über andere Menschen" (mit Abstufungen; etwa: durch Liebe bekommen, Anerkennung bekommen, Recht bekommen, Befehle geben können und, und, und) könnte ich mich anfreunden. Aber weitergehende Kontrollwünsche kann ich nur in Ausnahmefällen erkennen.
Stattdessen sehe ich immer wieder die Angst vor Veränderungen, die mehr eigenen Aufwand erfordern, die Bequemlichkeit stören, das Gewohnte in Frage stellen oder die (gefühlte) Sicherheit betreffen.

Für Gewohnheit, Genuss, Status und Sex (als Oberbegriff) werden Fakten verdreht, geschönt, ignoriert oder negiert. Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Logik fallen da gerne mal vom Tisch.
Vielleicht läuft das unter "Machterhalt", könnte sein.

lg Andreas

 Graeculus meinte dazu am 30.12.20:
Ich denke noch nach über das, was Du schreibst.
Der Zwangsneurotiker zumindest, der verbindet beides: Kontrollzwang (über die von Dir genannten Aspekte hinausgehend) bei gleichzeitiger Angst vor Veränderung. Gerade um Veränderungen zu vermeiden, muß bzw. will er die Dinge unter Kontrolle halten.
So paßt es natürlich nicht auf die immer größer werdende Zahl von depressiven Menschen.

 AndreasG meinte dazu am 01.01.21:
Vielleicht meinen wir ja das Gleiche, drücken es aber unterschiedlich aus. Oder wir schauen aus einem unterschiedlichen Blickwinkel auf die "Sache".

Mit Bequemlichkeit meine ich etwa die unreflektierte Entscheidung/Handlung aus dem Bauch heraus. Ohne darüber näher nachzudenken siegt der Energiesparmodus im Menschen. So wird es vermeintlich ökonomisch mit dem Auto zum Kiosk zu fahren oder fünf Minuten auf den Bus zu warten, um eine Haltestelle weiter wieder auszusteigen.
Gekoppelt mit dem Automatismus, der mehr als 95 % unseres alltäglichen Handelns bestimmt, entwickelt sich so eine als normal empfundene Welt, die wir erhalten wollen.
Im Grunde ist es also die Bequemlichkeit nicht nachzudenken ...

 Graeculus meinte dazu am 01.01.21:
Ah! Also das, was Kant in seiner Schrift "Was ist Aufklärung?" die 'selbstverschuldete Unmündigkeit' des Menschen nannte:
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, u.s.w.: so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen.
Wobei Du nur von der Bequemlichkeit ("Energiesparmodus") schreibst, während Kant noch diejenigen im Blick hat, die sich das zunutze machen. Auch das, was aus unserem Bauch heraus kommt, hat ja irgendjemand dort hineingesteckt.

 AndreasG meinte dazu am 01.01.21:
Kant hatte ich wirklich nicht im Sinn ...
Ob "jemand" etwas in den Bauch gesteckt hat? - Bauch ist für mich das, was andere als Gefühl oder Instinkt bezeichnen. Mir gefallen diese Begriffe aber nicht, da es für mich automatisch ablaufende Reaktionen sind, die antrainiert sind oder zumindest durch Training verändert werden können.

Fremdbestimmung spielt da selbstverständlich eine Rolle (Erziehung, Prägung ...), sicherlich auch instinktive (also angeborene) Einflüsse, aber der Mensch kann die meisten dieser Fremdbestimmungen abtrainieren. Diese "Plastizität im Dispositionsgefüge" ist immerhin das Geheimnis der menschlichen Intelligenz..
Beispiel: beim Erlernen des Autofahrens müssen wir uns anfangs auf jede Aktion konzentrieren und so manchem Impuls aktiv entgegen arbeiten. Wir fahren vorsichtig, langsam und so angestrengt, dass wir nach spätestens 90 Minuten völlig erschöpft sind.
Nach überraschend kurzer Zeit läuft die Koordination der beiden Füße völlig automatisch und bald ist auch das Blinken, die Scheibenwischerbedienung und das Schalten in "Fleisch und Blut" übergegangen.
Nach der Führerscheinprüfung trainieren wir uns dann - mit etwas Pech für die anderen Verkehrsteilnehmer - mehr Risikobereitschaft, höheres Tempo und diverse andere Dinge an. Und all das finden wir normal und richtig. Immer gefühlt, nicht argumentiert.

Bauch ist für mich das Bild, in dem Magen (Hunger, Gier ...), Leber (Suchtpotential, Wärme ...), Darm (automatische Verarbeitung), Gefühl und Antrainiertes (Angefressenes) ohne bewusste Kontrolle das Steuer übernehmen können. Das ist energiesparend, gibt dem Hirn Raum für anderes und funktioniert im Alltag vorzüglich.
Was meist vergessen wird: es ist nicht ein Abbild der Wirklichkeit und/oder eine unveränderbare oder gar "natürliche" Handlung, die so erfolgt. Vielmehr wäre es mit etwas bewusstem Denken problemlos neu zu trainieren. Es muss nur gewollt werden.

 Graeculus meinte dazu am 02.01.21:
Indem ich - kein Autofahrer - das jetzt aufs Fahrradfahren übertrage, kann ich Dir zustimmen. Da erfolgen ganz verschiedene Tätigkeiten (und bei weitem nicht nur das Treten in die Pedale) ganz automatisch. Und natürlich ist das antrainiert, Überlegen dabei sogar oft hinderlich. (Das angeleitete Training meinte ich mit dem In-den-Bauch-Stecken.)

Fragt jemand einen Strauß: "Wie machst du das eigentlich, das Fliegen?"
Der Strauß: "Ja, wie mache ich das eigentlich?"
Seitdem gehen die Strauße zu Fuß.
(Hoffentlich fragt niemand sie, wie sie das eigentlich machen!)

 Thomas-Wiefelhaus (30.12.20)
Es geht nicht nur um den eigenen Wille, es geht auch um die Meinung anderer. Bescheidenheit wird heute oft nicht, oder noch nicht mit Anerkennung honoriert. Wer mehr hat, wird als höherstehend angesehen, als wer nicht hat.
Es gibt zwar auch Gegenbeispiele, wie Gandhi, aber in der Regel denken viele, wer reich ist und verschwenderisch, muss auch helle im Kopf sein und hat es verdient, mehr Einfluss zu erlangen.
Ich halte mehr von einem gesunden Mittelweg, der auch zum Glück führen kann. In den Augen mancher anderer leider nur langweilig?

Mein Problem ist nicht die Wachstumssucht, sondern eher die Bequemlichkeit.

Der Menschheit könnte ein Paradies blühen, oder eine globale Katastrophe, je nachdem, wie großspurig sie weiterhin lebt.
Nur allein bei sich anzufangen, klappt nicht, solange andere noch fleißig Löcher ins Boot bohren.
Und bei den anderen anzufangen klappt auch nicht, solange man selber und viele andere zu bequem sind.

 Graeculus meinte dazu am 31.12.20:
Du nennst eine ganze Reihe von Faktoren, die ich wohl vereinfacht bzw. reduziert habe. Das rechte Maß, das ist der uns gemeinsame Begriff. Was aber läßt uns maßlos sein? Die Sucht nach Anerkennung, nach Überlegenheit - beides verbunden mit einer Angst, daß das eine wie das andere ausbleiben könnte.

Die von Dir erwähnte Bequemlichkeit irritiert mich. Gestern stand ich in unserem Dorf vor dem Schreibwarenladen und wollte mein Fahrrad abstellen, als ein mächtiger SUV (bzw. sein Fahrer) mich von dem Platz verscheuchte. Warum fährt jemand einen solchen Zivilpanzer? Für seine Bequemlichkeit (direkt vor dem Geschäft halten, keinen Schritt mehr zu Fuß gehen als unbedingt nötig) würde doch auch ein normales Auto reichen.
Es sind die SUVs, die mich nachdenklich machen.
nobbi (63)
(22.03.21)
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 Graeculus meinte dazu am 22.03.21:
Ja. Wenn's der Wahrheitsfindung dient.
Dennoch richtet sich meine Sorge eher auf die Gegenwart als auf eine uns unbekannte Zukunft.
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