Der Verlierer des Jahres

Glosse zum Thema Gleichberechtigung

von  eiskimo

Wer ist der Verlierer des Jahres? Es ist der Mann.
Nicht etwa, weil jetzt die Frauenquote für die Vorstände börsennotierter Aktiengesellschaften durchgesetzt wurde – mit freundlichem Bestandsschutz für die noch aktiven Männer – nein, sondern weil das angeblich starke Geschlecht das ganze Jahr über eine überaus schwache Figur abgab.
Das Gesicht dieser zum Teil hochnotpeinlichen Performance war Mister Trump, der auf allen massenwirksamen Kanälen die One-Man-Show suchte, um am Ende – garniert von trotzigen Großmannsparolen – jämmerlich zu scheitern. Die eigentliche Botschaft dahinter hieß: Diese Art Kleinkind-Gebaren, das schafft nur ein Mann.
Dass ein anderer Mann es schaffte, von Trumps infantilen Show-Down zu profitieren, lag - wen wundert es? - an einer Frau. Joe Biden hat im richtigen Moment Kamala Harris als seine Vizepräsidentin nominiert und damit die entscheidenden Punkte geholt.
Nun war das männliche Desaster des Jahres 2020 nicht auf die USA begrenzt. Auch in der Alten Welt überboten sich einige Herren in der Demontage ihres maskulinen Führungsanspruchs. Für die immer noch Männer-imprägnierte Welt der katholischen Kirche tat das Rainer Maria Woelki nach Kräften, frei nach dem Motto: Eigene Fehler und Versäumnisse zuzugeben, das wäre ja Schwäche...
Boris Johnson wollte der EU gegenüber den Hardliner spielen, er, der stolze Visionär, der aufrecht die Ehre des United Kingdom retten würde … um dann doch noch einzuknicken. Drei Tage LKW-Staus in Dover brachten ihn zur Einsicht. Wer zog die Fäden bei diesem Last-Minute-Deal: Eine Frau namens Ursula von der Leyen....
Ein anderer Golden Boy der europäischen Szene war unterdes abgetaucht in Quarantäne: Emanuel Macron, Opfer des Coronavirus. Auch er ist ein Verlierer in diesem turbulenten Jahr, das ihn keineswegs  als einen  „grand Président“  zeigte in seiner  vormals „grande Nation“.  Größe ohne sich in große Posen werfen zu müssen, die zeigt dafür eine Frau, die eine ähnlich große Nation lenkt, dies aber mit deutlich mehr Geschick und Nachhaltigkeit tut: Angela Merkel.
Geht man nach Norden und Osten, kann man weitere Gegensatzpaare dieser Art ausmachen. Die Herren Putin und Lukaschenko, Sinnbilder rückständiger Macho-Kultur und als grellen Kontrast dazu die Damenriege, die Finnland regiert: Sanna Marin, 34, ist Premierministerin, Katri Kulmuni, 32, ist Wirtschaftsministerin, Maria Ohisalo, 34, ist Innenministerin, Li Andersson, 32, ist Bildungsministerin und Anna-Maja Henriksson, 55, ist Justizministerin. Unnötig zu fragen, wer der hier Genannten politisch die positiveren Akzente setzt.
Für uns Deutsche ist der Abstieg des Mannes aber auch außerhalb der Politik schmerzhaft zu Tage getreten.  Stichwort „treten“ – es war sogar der Abstieg einer ganzen Mannschaft, DER Mannschaft! Charakterlos, ohne Mumm, feige …. so hieß es in den Kommentaren nach dem O:6 der deutschen DFB-Jungens gegen die Kicker aus Spanien. Und wer war das Synonym für diese Schande: Ein Mann namens Jogi Löw.
Demütig hätte er gehen sollen nach diesem Debakel. Er beschloss, mannhaft zu bleiben. Gleichzeitig qualifizierten sich die deutschen Frauen für die EM 2022 mit acht Siegen in acht Spielen. Martina Voss-Tecklenburg, das ist der Name der Trainerin, den Mann sich für die Zukunft merken sollte.
Längst auf dem Zettel für die Zukunft der Jugend sind eine Greta Thunberg, in Deutschland eine Carla Reemtsma oder Luisa Neubauer.  Da wirkt ein verkehrspolitischer Querdenker namens Andy Scheuer schon ziemlich gestrig. Er wird jedenfalls dieser Frauenpower nichts entgegensetzen können. Überhaupt:  Sein Jahr war es ja auch nicht, dieses 2020. Aber das verbindet unsern wegweisenden Verkehrsminister mit Jogi Löw und Kardinal Woelki – sie halten tapfer die Stellung wie halt viele Männer das glauben tun zu müssen, standhaft und mit echt männlichen Durchhalte-Ritualen.
Apropos durchhalten: Das Corona-Virus hat in diesem so einschneidenden Jahr die Schwäche des Mannes zusätzlich bloßgelegt. Wir wissen jetzt amtlich:  Er ist anfälliger für die Infektion, er kann nicht so gut dagegenhalten wie dies weibliche Patienten schaffen.  Das müsste ihm zu denken geben. Und er sollte  als ehrlicher Verlierer seine genetischen Defizite - statt sie krampfhaft  überzukompensieren - einfach anerkennen und vielleicht  sagen: Okay,  lassen wir ab 2021 halt grundsätzlich die ´ran, die es besser können.

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (28.12.20)
Ja, wenn da nicht Xi Jinping, Jürgen Klopp und Manuel Neuer wären ...

Das Motto des Kardinals Woelki dürfte sein: Erst bin ich Repräsentant der Amtskirche, dann Katholik, dann Christ, dann Mensch - genau in dieser Reihenfolge. Nicht untypisch für die höheren Ränge unserer Hl. Mutter der Kirche.

 eiskimo meinte dazu am 28.12.20:
Was wäre Xi ohne seine Peng Liyuan, sehr bekannte Volksmusiksängerin und Mitglied im Musikkorps der Volksbefreiungsarmee, mit der in zweiter Ehe verheiratet ist?
Außerdem hat er eine Tochter, die in Harvard studiert hat....

 AchterZwerg (28.12.20)
"Bestandsschutz" ist in jedem Fall gut.
Sonst könnte unsere Nachwelt noch glauben, es habe niemals Männer gegeben.
Also mindestens einen Alibimann pro Volkspartei!

Der8.

 eiskimo antwortete darauf am 29.12.20:
Ich kann stricken und gut mit Frauen - ich bewerbe mich für diesen Alibi-Job.
softe Grüße
Eiskimo

 Terminator (29.12.20)
Buchempfehlung: Arne Hoffmann, "Feindbild weiße Männer: Der rassistische Sexismus der identitätspolitischen Linken".

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 29.12.20:
Das kauft sich Eiskimo jetzt sofort! *hüstel

 Teichhüpfer (31.12.20)
Das liegt daran, daß der Begriff Stärke relativ ist.

Kommentar geändert am 31.12.2020 um 06:37 Uhr
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