Kleine Ergänzung zu weihevollen Neujahrsreden

Beschreibung zum Thema Gleichgültigkeit

von  eiskimo

Es ist alles gesagt zum Neuen Jahr. Der Bundespräsident hat gesprochen, die Kanzlerin, der  Herr Lauterbach – es ist alles gesagt über Impfstoffe, Soforthilfen, Krankenhauskapazitäten, das verantwortungsvolle Miteinander und dass endlich Licht im Tunnel ist.
Nichts gehört habe ich freilich über Bihac, Lipa und Bira. Dort, in Bosnien-Herzegowina, sitzen Hunderte Geflüchtete fest. Seit Monaten. Diese Menschen, die meist aus Afghanistan, Pakistan oder dem Irak stammen, frieren da im Freien, bei Schneefall und Minustemperaturen. Es gibt keine auch nur annähernd menschenwürdige Unterkünfte und es ist unklar, wer für die Obdachlosen  letztlich zuständig ist. Ins EU-Nachbarland Kroatien lässt man sie nicht. Niemand will sie haben. Hilfsorganisationen sprechen von einer humanitären Katastrophe.
Nein, das Thema Migration, Balkan-Route und Willkommenskultur ist in unserer aktuellen Not mit Corona völlig untergegangen. Es ist aber weiter brandaktuell, auch in Griechenland, im Libanon, in Bosnien.
Das wollte ich hier nur ergänzend anmerken.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Amaryllis (53)
(01.01.21)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 eiskimo meinte dazu am 01.01.21:
Genau! Danke, dass Du das hier bekräftigst.
lG
Eiskimo

 Graeculus (01.01.21)
Nichts gehört habe ich freilich über Bihac, Lipa und Bira.
Nein, das Thema Migration, Balkan-Route und Willkommenskultur ist in unserer aktuellen Not mit Corona völlig untergegangen.
Du, es kam in allen Fernsehnachrichten vor, die ich gesehen habe.
Das 'Kuriose' ist ja, daß in Bihac sehr wohl eine passende große Halle bereitsteht, daß die Gemeinde sie aber dort nicht haben will.
Und die EU hat Bosnien-Herzegowina einen hohen Millionenbetrag zur Versorgung der Flüchtlinge zur Verfügung gestellt, der aber - o Wunder! - nicht bei denen angekommen ist.

Sie aufzunehmen, sind Kroatien und die EU freilich nicht bereit.

Es handelt sich - auch das erfuhr man aus den Nachrichten - um Afghanen und Pakistani, dem Eindruck der Bilder zufolge ganz überwiegend um junge, islamische Männer. Und da macht es bei vielen Menschen hier wohl inzwischen "klick!".
(Jung sieht man, islamisch habe ich mir angesichts der Herkunftsländer dazugedacht.)

Kommentar geändert am 01.01.2021 um 16:29 Uhr

 eiskimo antwortete darauf am 01.01.21:
Richtig. Ich weiß es ja auch nur aus den Nachrichten. Hunderte Menschen gehen da elend zugrunde. Nur durch unseren Protest kann dafür gesorgt werden, dass ihnen die zur Verfügung gestellten EU-Gelder endlich zugute kommen. Und nur durch laustarkes Mahnen kann das so gewaltige Thema der Migration im Fokus bleben.

 Graeculus schrieb daraufhin am 01.01.21:
Was hältst Du davon, rasch Flugzeuge zu chartern und zumindest die Pakistani nach Pakistan zurückzufliegen? Oder werden sie dann alle behaupten, sie seien zum Christentum konvertiert und deshalb dort einer Verfolgung ausgesetzt?
Die jungen islamischen Männer werden mir allmählich etwas unheimlich.

 Graeculus äußerte darauf am 01.01.21:
Um mich deutlicher auszudrücken: Verhungern und erfrieren darf man sie nicht lassen. Das heißt aber nicht, daß das Verfahren nach Art. 16a GG (politisches Asyl) oder das nach der Genfer Flüchtlingskonvention außer Kraft gesetzt werden, d.h. sie umstandslos, sagen wir: nach Deutschland gebracht werden sollten.
Pauschal gesagt: Afghanen kann man wohl eher noch als Kriegsflüchtlinge ansehen, Pakistani jedoch nicht.
Die angebliche Konversion zum Christentum ist eine beliebte Auswegs-Konstruktion, in der Regel aber eine Erfindung. Da hat man in Deutschland schon ein Prüfverfahren entwickelt.

 eiskimo ergänzte dazu am 01.01.21:
Ich war an dem berüchtigten Sylvester 2015 in Köln und habe mich äußerst unwohl gefühlt angesichts der jungen Leute in Bahnhofsnähe - da waren Geflüchtete, aber auch viele aus Nordafrika bzw. dem arabischen Raum-.
Ich war auch bei Fußballspielen in die Nähe sogenannter Fans geraten, meist deutsche. Da habe ich mich auch sehr unwohl gefühlt.
Das Problem ist vielschichtig. Schon, wenn man DEN Islam anspricht - welchen?
Eine Rückführung nach Pakistan würde für die jungen Männer in Bihac bedeuten: Alles war umsonst; die vielen Tausend Euro, die sie an Schleuser und Schlepper gezahlt haben ... futsch. Sie wollen eine Zukunft, und die haben sie offenbar nicht in Pakistan

 Graeculus meinte dazu am 01.01.21:
Sie wollen eine Zukunft, und die haben sie offenbar nicht in Pakistan.
Richtig. Das ist ein ganz starker Migrationsgrund in vielen Ländern: arbeits- und perspektivlose junge Männer. Aber dieses Problem kann die EU nicht lösen. Das ist ein eklatantes Versagen pakistanischer, ägyptischer, tunesischer, algerischer, marokkanischer Politik - um nur einige Länder zu nennen. Meist geht es mit den Interessen korrupter Machteliten Hand in Hand. Wie man am Arabischen Frühling erkennen konnte, nutzt da nichtmal eine Revolution.

 eiskimo meinte dazu am 01.01.21:
D´accord. Aber ich würde es nicht allein auf das Versagen der dortigen Verantwortlichen zurückführen. "Gekauft" wurden sie ja oift von westlicher Seite. Der Handel lief und läuft auch nicht unbedingt fair ab mit diesen sog. armen Ländern. Und den Klimawandel, der dort die Böden unfruchtbar macht, den haben sie auch nicht zu verantworten.
Fluchtursachen bekämpfen, das wäre die Marschrichtung. Aber was so schön klingt, ist hoch komplex....

 AZU20 (01.01.21)
Und alle nach Deutschland? Und dann? Doch gelöst werden muss das Problem, und das schnell. LG

 eiskimo meinte dazu am 01.01.21:
Du sprichst das Zerwürfnis innerhalb der EU an bzgl. Verteilung der Geflücheten. Das muss man so nicht weiterlaufen lassen. Einige Länder verraten da die europäischen Werte. Und den Menschen vor Ort helfen muss man sofort helfen!
LG
Eiskimo

 Graeculus meinte dazu am 01.01.21:
Ich frage mich, was die jungen islamischen Männer von den europäischen Werten halten.

 eiskimo meinte dazu am 01.01.21:
Huih, jetzt wird es spannend. Diese Werte müssten wir als erstes einmal durchbuchstabieren. Klar, spätestens, wenn es um das Thema Frauenrechte geht, kämen da einige ins Schleudern.

 Graeculus meinte dazu am 01.01.21:
Frauenrechte, Religionsfreiheit inkl. Recht auf Kritik an Religion (wie Macron dankenswerterweise betont hat), ganz heikel: Recht auf körperliche Unversehrtheit (Beschneidung!), Tierschutz (Schächten!), Verbot von Rassismus (Antisemitismus!), allgemeine Schulpflicht (Koranschulen!) usw.

Auf der anderen Seite: Wenn sie hier sind und ein Aufenthaltsrecht genießen, müssen sie vor jeder Diskriminierung (Arbeits- und Wohnungssuche) geschützt sein. Es geht nicht an, daß jemand aufgrund seines arabischen Namens irgendwo abgelehnt wird.

Antwort geändert am 01.01.2021 um 17:55 Uhr

 eiskimo meinte dazu am 01.01.21:
Auch hier gebe ich dir Recht - wir haben die Latte sehr hoch gehängt. Dahin zu kommen, das verlangt einiges an Anpassung und Neu-Orientierung., die wir auch einfordern müssten.
Anders herum: Wir sollten uns unserer Stärke viel mehr bewusst sein und diese auch offensiverr vertreten. Europa ist in diesen Fragen ein Leuchtturm. Deutschland mit an der Spitze.
Insofern ist diese humanitäre Katastrophe in Bosnien (bzw. auf Lesbos, im Libanon...) ein vorrangiges Thema. Es weiter so laufen zu lassen wie bisher, das beschädigt uns.

 millefiori (02.01.21)
Gut das Du daran erinnerst.
Und Viele hier wissen gar nicht wie gut es Ihnen geht, wenn das einzige Problem die Regelungen zwecks Corona sind unter denen sie leiden.

Liebe Grüße
millefiori

 eiskimo meinte dazu am 02.01.21:
Ich habe mich nicht getraut, es so deutlich zu sagen wie Du....
Wir sitzen hier im Warmen, haben uns zu den Festtagen allerlei Leckereien gegönnt, haben Unterhaltung, haben Internet, Bewegungsfreiheit, wir haben Rechte....
nachdenkliche Grüße
Eiskimo

 millefiori meinte dazu am 02.01.21:
Aber istves nict traurig, dass wor in unserem freien demokratischen Land schon darüber nachdenken was man sagen soll und was nicht?

Wir müssten wieder mehr miteinander reden können auch mit unterschiedlichen Ansichten.

Liebe Grüße
millefiori

 eiskimo meinte dazu am 02.01.21:
Stimmt! Offen reden, aber auch zuhören. Und bereit sein, sich einer neuen Einsicht zu öffnen.
Arbeiten wir dran!
lG
Eiskimo

 millefiori meinte dazu am 03.01.21:
Ja, arbeiten wir daran. 😌
Liebe Grüße
millefiori
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram