Nihilistische Moral

Monolog zum Thema Täuschung

von  Terminator

Warum ist es für die meisten Menschen unmöglich einzusehen, dass es im Nihilismus (und seinen Spielarten wie Atheismus oder Utilitarismus) keine Moral geben kann? Moralität hat das Gute zum Gegenstand, das Gute dirimiert sich in Recht und Wohl, und ist, mit dem Primat des Rechts, nur in Verbindung beider vollkommen (in Kants „moralischer Welt“). Da die meisten Menschen chthonische Telluristen sind, sehen sie im Guten nur die Wohl-Seite; das Recht ist ihnen unbegreiflich und ohnehin nur eine zufällige Gewalt von außen, ob in der Antike von den Göttern oder in der Neuzeit vom Staat. Der Löwenanteil der Menschheit sind Chthoniker, der Hasenanteil sind Lunaristen. Im Lunarismus wird der Hedonismus auf die Spitze getrieben, sodass das Recht nur dann respektiert wird, wenn es dem eigenen Wohl dient.

Eine nicht gerade zahlreiche geistig-moralische Elite aus Solaristen, die das Gute, somit den Zusammenhang von Wohl und Recht unter dem Primat des Rechts sowohl intellektuell begreifen als auch wahrhaft wollen, sieht ein, dass das Schlaraffenland des letzten Jahrzehnte, das bei den Chtonikern zum Abfall von der Religion geführt hat, sowie die für die Hedonisten vorteilhafte Lockerung der Sexualmoral, keineswegs die Frage nach der Transzendenz erübrigen. Der Weltlauf vermag es nicht, das Gute zu vollbringen: der Zusammenhang von Recht und Wohl bleibt auf dieser Welt zufällig. Deshalb ist, da das Gute sein soll, die Transzendenz zwingend erforderlich.

Wer aber meint, das Gute solle nicht unbedingt sein, verneint damit grundsätzlich alle Sollenssätze, und somit die Moral an sich, denn ein Sollen, das nicht auf das Gute zielt, ist Willkür und nicht Moralität. Das bloße Wohl zu wollen, ob nur für sich selbst, seine Gruppe oder die ganze Menschheit, ist nicht moralisch, da man ebensogut Übel oder das Nichts wollen kann. Nur eine Recht schaffende Maxime qualifiziert das Wollen moralisch; wer mit Recht will, ist rechtschaffen. Wer nicht das Gute, sondern bloß das Wohl will, mag dieselben konkreten Ziele verfolgen (Weltfrieden, angenehme Lebensbedingungen für alle Menschen usw.), hat aber nicht das Gute zum Endziel, und kann jederzeit durch eigene Willkür oder als Reaktion auf Schicksalsschläge zum Übelwollen übergehen, ohne seine Prinzipien auch nur geringfügig zu ändern.

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