29_Notes on Camp, Susan Sontag

Rezension zum Thema Sensibilität

von  DavidW

29 - Notes on Camp, Susan Sontag

Notes on Camp (1966)

"Camp" (im Original großgeschrieben), ist das eine Einstellung zu oder eine Form von manchem Kitsches? Es sei eine Sensibilität für... (im Original: "sensibility"). Eine Sensibilität-für stehe jedenfalls über dem Geschmack ("taste"). Dieser sei nur subjektiv. Jene sei epochenspezifisch. beschreibt 'Camp' also eine menschlich-intellektuell-künstlerische Epoche.

'Camp' wäre glaube ich nicht, dass moderne Kunst mir das Gemüt erleichtert, mich zum Auflächeln bringt. 'Camp' wäre eher, dass jemand (ich) gewissen Werken des Kitsches mit aufgeklärtem Respekt begegnete, vielleicht "Spartacus", vielleicht sogar "Sissi."
"Camp" hat mit Respekt zu tun. Camp ist ästhetizistisch. "Camp" ist nicht apolitisch. "Camp" sei "schwul", aber das lehne ich ab, "Camp" ist nur so "schwul", dass es emanzipatorisch, individualistisch und antiautoritär ist, so dass umgekehrt "schwul" gerne "Camp" ist. Und man kann sich mit einer "Camp"-artigen Einstellung solidarisch zeigen. Camp ist ironisch.

Seitenwechsel, die Camp-Dinge: Es gibt Dinge, die 'Camp' an sich haben: Kunstwerke, Werke. 'Camp' ist ein Stil, sei oberflächlicher und dekorativer Stil. Auch "Schwanensee" und Bellinis Opern seien "Camp." Wobei ich bei Bellinis Opern entrüstet ablehne, die sind was sehr viel besseres. Lediglich, dass man auch einen 'Camp'-artigen Zugang zu ihnen entwickeln kann, räume ich ein. "Norma" ist eine meiner Lieblingsopern und bleibt Hochkunst. Wie gut Susan Sontag Bellini gekannt hatte, nun ja.

Einmal, auf Seite 7, verwendet Sontag das deutsche Wort "kitsch" buchstabengetreu, "from a serious point of view bad art or kitsch", aber bei Opern liegt sie daneben. Richard Wagner ist viel mehr Kitsch als Richard Strauß oder Bellini.

Was alles 'Camp' sei und was nicht, angefangen bei Caravaggio: ... "the rococo churches of munich". Kurios, was Susan Sontag alles aufzählt. Vielleicht will man das eine oder andere doch noch einmal anschauen. Natürlich kann man bei der Liste auf Widersprüche stoßen und anfangen, herumzumeckern. 'Camp' muss nicht nur 'Camp' sein, sondern kann noch mehr sein. 'Camp' zweiten Grades ist selbstreflexiv. 'Camp' werde immer ernsthaft vorgetragen. 'Camp' sei immer unernst.

Camp ist, schlußendlich, eine aufgeklärte Sensibilität, nicht einfach ein Geschmack, die sich erfreut, nicht die richtet.
In Goethes 'Tasso' gibt es eine Diskussion, "erlaubt ist was gefällt, erlaubt ist, was sich ziemt?"
Camp ist aber ein bisschen Liebe.

Die Essayistin Susan Sontag kommt in Bernward Vespers sehr dickem Roman "Die Reise" vor. Da hatte sie während eines München-Aufenthalts in einer Wohnung in irgendeinem Haus in der Türkenstraße, das über einen Hintereingang erreichbar sei - also wahrscheinlich rechts neben dem ehemaligen Kino - mit ein paar anderen Leuten gekifft (frei erinnert, ich suche die Stelle jetzt nicht).

"One Culture and the new Sensibility" (1966)
Industralisierung, Spannungsfeld zwischen literarisch-ästhetischer und naturwissenschaftlicher Kultur
Kunst progressiere nicht!
Inhalt oder weniger Inhalt, Sensibilität?
Eine Zwei-Kulturen-Krise.
Form, Stil, Sensibilität, Offenheit: Ja. Moralismus, Snobismus: Nein.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (22.01.21)
Sorry, das ist einfach schlecht gemacht. So funktioniert eine gute Buchbesprechung nicht.
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