Schaufensterpuppe.

Kurzgeschichte zum Thema Allzu Menschliches

von  franky

Ratlos hänge ich vor dem Schaufenster herum.
Meine glühenden Blicke löten die Teile zusammen, die so gar nicht zusammenpassen wollen.
Eine nackte Schaufensterpuppe wird von einer nicht nackten Verkäuferin von Kopf bis Fuß angezogen.
Stelle mir vor, ich wäre diese nackte Puppe und werde von der hübschen Verkäuferin mit Kleidern, über und über angezogen.
Sie fingert mit flinken Händen die neuen Kleidungsstücke an die Männerpuppe.
Die geschätzte Kleidergröße könnte auch für mich passen.
In mir reift der Gedanke, was wäre, wenn ich in das Geschäft gehe und diese Kleidungsstücke kaufe. Dann müsste das Fräulein die Puppe wieder ausziehen und an mir probieren. Ich bin keine Puppe, ich bin lebendig und habe Gefühle, die mir dabei durch den Kopf schwirren.
Eine alte, runzlige, aber sehr gepflegte Verkäuferin spricht mich an:
Guten Tag! Was wünscht der Herr?“ 
Ich sehe an ihr vorbei, hinaus zum Schaufenster, wo die hübsche kleine Verkäuferin gerade fertig ist und ihr Werk von außen betrachtet.
„Ich, ich, hätte, möchte gerne das Modell, welches diese Schaupuppe da an hat.“ 
Die ältere Dame, könnte die Inhaberin des Geschäftes sein, nickt mit dem Kopf dreht sich schwungvoll hinter der Theke um, verschwindet zwischen den prall gefüllten Kleiderständern und legt mir kurz darauf genau die Kleidungsstücke auf den Tisch, die die Schaufensterpuppe an hat.
„So hatte ich mir das aber nicht vorgestellt;“   
Die kleine hübsche Verkäuferin war inzwischen ein Pult weiter damit beschäftigt, Hemden mit den tausend Stecknadeln wieder fein säuberlich zusammenzulegen, die Kunden vorher zur Anprobe auseinandergenommen haben. 
„Warum kann nicht die kleine mich bedienen? Das ist doch ganz Fies! “
Diese Frage surrt nur in meinem Kopf und lässt mich unschlüssig vor den ausgebreiteten Kleidern stehen.
Wollen wir in eine Kabine gehen, um diese wunderschönen Kleider zu probieren?“ 
Die Dame rafft das Bündel Kleider zusammen und steuert auf eine Kabine zu.
Wohl oder Übel trotte ich ihr hinterher. Zwinkere im Vorbeigehen dem jungen Mädel zu, die von ihrer Arbeit aufschaut und mich ganz freundlich anlächelt.
Da klingelt das Telefon und meine Betreuerin nimmt den Hörer ab und ruft von Weitem: „Klara übernimmst du? Ich muss rasch weg. Sie streckt ihr die Kleidungsstücke hin und Klara ergreift sie mit beiden Händen und mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen.
Bei der Anprobe lachen wir viel und treiben kleine Späße.
Am Schluss Macht Klara mir ein Kompliment:
„Bei dir schaut das alles viel, viel toller aus, als bei der Schaufensterpuppe.“
Nach der Abrechnung lade ich Klara zu einem Drink ins nahegelegene Kaffee ein.
Natürlich nach Feierabend um 18:00.

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(15.01.21)
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