Eine sinnvoll-pädagogische Maßnahme göttlicherseits!

Anekdote zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Eine meiner frühesten sehr lebhaften Kindheitserinnerungen mag sich etwa in meinem vierten Lebensjahr ereignet haben. Damals lebte ich zusammen mit meiner Mutter und meinen Großeltern in einer kleinen Arbeitersiedlung in der Nähe von Duisburg.
  Ich spielte zusammen mit anderen Kindern vor unserem Wohnhaus, als mir plötzlich eine spontane Idee kam. Ich lieh mir von einem kleinen  Mädchen ihren Roller aus und fuhr los bis zu jenem Bahnübergang, der von unserem Balkon aus die äußerste Grenze meiner kleinen Welt darstellte.
  Dabei war mir durchaus bewusst, dass ich mich damit außerhalb des mir von meinen Verwandten erlaubten Spielfeldes bewegte, aber die Neugier war wohl einfach zu stark. Ich wollte endlich wissen, was am dem Ende der Welt los war.

So mag ich vielleicht fünf Minuten an dem kleinen Bahnübergang gestanden  und ins strauchige und wiesige  Hinterland geblickt haben. Jetzt hatte ich Gewissheit. Die Welt war am Bahnübergang nicht zuende. Wohin aber die Dorfstraße, über die ich gekommen war, führte, blieb unbeantwortet.
  Einen Moment überlegte ich, ob ich weiterfahren sollte. Dann aber hörte ich hinter mir ein lautes Donnergrollen. Erschrocken drehte ich mich um und stellte überrascht fest, dass der Himmel hinter mir und über unserer Siedlung tiefschwarz geworden war. Ein heller Blitz zuckte auf. Danach gab es ein weiteres, tiefes Donnergrollen.
  Ich fuhr schleunigst los und just in dem Moment, als ich unser Wohnhaus erreichte, gab es ein heftigen, ohrenbetäubenden, die ganze Gegend erfüllenden Donnerschlag und wie auf Kommando entluden sich die regenschweren Wolken.

Damals wusste ich nicht von einem Gott,  hatte aber  durchaus das Gefühl, dass zwischen meiner an sich verbotenen Erkundungsfahrt und dem düster-erbostem Himmel ein Zusammenhang bestand.
  Ich verstand es durchaus als eine ernste Mahnung, mich in Zukunft an das Verbot meiner Verwandten zu halten und mich nur innerhalb des mir erlaubten Rahmens zu bewegen.
  Und auch heute, etwa 60 Jahre später, kann ich - mit einigem Schmunzeln - darin durchaus immer noch eine sinnvolle pädagogische Maßnahme göttlicherseits erkennen.


Anmerkung von Bluebird:

Lintorf 1961

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 loslosch (21.01.21)
allüberall göttliches wirken. und dann die flut der heiligen ... hast du was vergessen, betest du zu antonius, dem schutzpatron der schlamper.

 Graeculus (21.01.21)
Und die Moral von der Geschicht': Ignorier' Gewitter nicht!

Geschickt von Gott, daß er mit einem Gewitter 100000 Menschen, die es erleben, je eine individuelle Nachricht übermittelt.
Und wenn es dann noch zu einer Überschwemmung kommt ...

Gott sollte eine Zeitung gründen - das wäre eine schonendere Nachrichtenübermittlung.

 Dieter Wal (26.01.21)
" Ich fuhr schleunigst los und just in dem Moment, als ich unser Wohnhaus erreichte, gab es ein heftigen, ohrenbetäubenden, die ganze Gegend erfüllenden Donnerschlag und wie auf Kommando entluden sich die regenschweren Wolken."

Schön formuliert!

Der letzte Absatz ist in meinen Augen überflüssig, weil der Autor mit der Dachlatte winkt und den Eindruck vermittelt, Leser müssten mit der Weltsicht des Autors belehrt und bekehrt werden. Doch dieser Effekt taucht häufiger auf im Spektrum. Unterdurchschnittliche kognitive Empathie. Man hat Schwierigkeiten, andere Menschen sinnvoll einzuschätzen. Und jeder von uns hat damit völlig andere Probleme. Mir persönlich erscheint die Vorstellung, Gott schickt Gewitter, um dadurch Menschen etwas mitzuteilen, einfältig.
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