Das neue Zelt

Kurzprosa

von  BeBa

Ich lebe jetzt in einem anderen Zelt. Größer oder heller ist es nicht. Auch qualitätsmäßig ist kein Unterschied erkennbar. In dieser Hinsicht war ich ja schon in der Vergangenheit verwöhnt.
Die Gäste, die mich ab und zu hier draußen besuchen, sind zunächst verwundert.
„Ein neues Zelt!“ Sie treten mit großer Erwartung ein, aber ihre Gesichter verraten bald deutliche Ernüchterung. Und spätestens nach der kurzen Besichtigung, wenn wir wieder draußen stehen, kommt die Frage: „Was hat dich denn zu diesem Schritt bewogen?“
„Ja, was wohl?“, antworte ich dann, strecke die Arme weit vor mir aus und erkläre: „Seht doch die herrliche Aussicht hier!“

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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (27.01.21)
Hallo BeBa,
neulich kamen mir ein paar Leute entgegen und ich schnappte Sätze ihre Unterhaltung auf.
Sagte der Erste: "Der Kerl hat doch ne Meise!".
Darauf der Zweite: "Und die Aussicht war auch nicht toll".
Kannst du dir denken was ich vermute?
Schöne Grüße
TT

 BeBa meinte dazu am 27.01.21:
Hi TT,

ich vermute, die beiden waren weiter oben im Text aufgetreten und nun auf dem Heimweg?

Danke dir und LG
BeBa

 Dieter_Rotmund (28.01.21)
Ich versteh's nicht.

 BeBa antwortete darauf am 29.01.21:
Hallo Dieter,

vielleicht (ich bin mir unsicher) ist der Clou zu versteckt oder einfach misslungen?
Prot kauft ein neues, gleichartiges Zelt (!!!), um an eine andere Stelle zu ziehen. Hm...

LG
Beba

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 29.01.21:
Ja, ist zu verschlüsselt ...

 GastIltis (05.02.21)
Hallo BeBa,
mit Zelten kenne ich mich aus. Von frühester Jugend an. Ernsthaft aber mehr als zwanzig Jahre bis zur Wende. Dafür gibt es ein Wort: Prerow! Wer es nicht kennt, muss nicht weiterlesen. Es bringt nichts. Zeltscheine bekam man nur alle vier Jahre für diesen Ort. Dennoch waren immer die Gleichen da. Jeder hatte sein eigenes Wie. Die Stasi war auch da. Auffällig anonym. Für die Hauptzeit hatte ich eine Versicherung gegen Sturm laufen. Das Datum musste man notieren. Die Reparatur konnte man in einer Werkstatt in Köpenick in Auftrag geben. Dauerte bis zum Frühjahr. Nach einiger Zeit hatte man ein neues Zelt. Die Standorte mit Ausblick waren immer besetzt. Manchmal musste man mit dem Aufbau bis zum Abend warten. Aber gelohnt hat es sich allemal. Von Block F bis Block K war FKK.
Dann kam die Wende. Und der Wessi hat die Regie über den Platz von der Gemeinde erkauft. Der Block K (mein ausschließlicher Standort, der letzte vorm Stacheldrahtzaun zum Armeegelände) wurde aus Umweltschutzgründen eliminiert. Der Zaun und das Armeegelände zwar mit, aber einen Block L aus Gründen besserer Geschäfte (und guter Aussichten) konnten sich die damaligen Trottel nicht denken. Warum, ist unerklärbar. Aber ich verliere mich in Emotionen.
Wohin wir danach gefahren sind? In die Freiheit? Da warte ich bis heute noch darauf. Lass es dir gut gehen mit dem Zelt, dem neuen.
LG von Gil.

 BeBa äußerte darauf am 06.02.21:
Hallo lieber GiL,

danke dir für die schöne Anekdote. Da klang so etwas wie Wehmut mit. chöne, ehrliche Worte, die mich gefreut haben.

LG
BeBa

 niemand (05.02.21)
@ Beba
Habe ich das richtig verstanden, dass es im Grunde egal ist, in welche/r [neuen] Äußerlichkeit man steckt/sich gesteckt hat,
denn wichtiger ist wie man etwas innerlich erlebt?
LG niemand

 BeBa ergänzte dazu am 06.02.21:
Hallo niemand,

ob du es richtig verstanden hast oder nicht, darauf kommt es mir nicht an. Wichtig ist mir, dass der Leser etwas mit dem Text anfangen kann.

LG
BeBa
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