Der Einstieg

Kurzgeschichte zum Thema Realität

von  GastIltis

Ratz

Der Einstieg

(oder: die Fortsetzung)

Wenn man zu dem Text über eine Familie, die sich aus dem kriminellen Milieu „zurückzieht“, eine Fortsetzung schreiben will, braucht man einen Anlass. Die Familie indes verhält sich ruhig. Also Fehlanzeige.
Am letzten Montag hatte ich den Text platziert. Kann man also nichts anderes erwarten.

Einen Tag später musste ich um sechs raus. Warum ist egal. Also habe ich genau zwischen halb und um sechs noch einen Traum in echt und Totalvision eingeschoben. Indem ich die benachbarte Apotheke, die ich vom Fenster aus beobachten könnte, besucht habe. Kunde bin ich dort nicht. Außer an dem Tag. Sonst auch im Traum nicht. Bin bei DocMorris.

Gehe also rein, FFP2-Maske auf und sehe etliche Jugendliche vor dem Tresen herum lungern. Unmaskiert! Denke noch: Nanu? Guckt mich einer provozierend an.
Wahrscheinlich wegen meiner Maske. Ich, gut getarnt hinter dem Ding, sage: „Was guckst du so blöd, du Idiot?“  Er sieht aus, als hätte er verstanden und wollte mich angehen. Hat dann aber beigedreht. Ich bin dann vorsichtshalber raus, wollte ja nichts weiter, die Berechtigungsscheine für die zwölf Masken hatte ich schon eingeschickt.

Der Traum war dann zu Ende und ich bin aufgestanden. Pünktlich.
Danach Frühstück und das übliche wie jeden Dienstag. Halb sieben die Frau geweckt, um sieben nochmal. Dreiviertel acht fahre ich mit ihr los. Mein Parkplatz ist direkt neben der Apotheke. Eigentlich am Trafo, aber den habe ich mit einem Behinderten getauscht, damit er nicht den langen Weg hat.
Kurz vor dreiviertel acht bin ich also raus.

An der Apotheke ein Riesen-Polizeiaufgebot, einige vom Personal und der Hausmeister, die faule Sau. Ich sage zu ihm: „Morgen. Isn hier los?“ Er: „Sind über Nacht eingestiegen!“ Ich hake nach: „Wegen Masken?“ Achselzucken von seiner Seite. Mehr war nicht rauszuholen. Das mit dem Einstieg stimmte nicht. „Sie“, also die mutmaßlichen Einsteiger, haben die automatische vordere Schiebetür aufgehebelt, also eine ziemliche Kleinigkeit.

Und ich dachte schon, die Spuren an der Hintertür, die auf einen Kuhfuß  hindeuteten, wären die Bruchspuren der Traumnacht gewesen. Waren es nicht. Eine der Apothekerinnen erzählte zu Mittag, es wäre der bisher vierte Bruch gewesen, diesmal sei aber nur ein wenig Geld verschwunden, nicht mal alles, auch keine Masken, wie ich vermutet hatte, oder gar Medikamente. Offensichtliche Dilettanten.
Nichts mit der Remmo-Fortsetzung. Eigentlich schade. Aber kann ja noch kommen.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von:
AZU20, franky, EkkehartMittelberg.
Als Einstieg!

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (01.02.21)
Ein ganz anderer Gil mit einer ganz anderen Diktion. Wundert mich eigentlich nicht, denn ein guter Poet wie dieser hat mindestens zwei Seelen in seiner Brust.
Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 01.02.21:
Danke Ekki,
die nach deiner Meinung andre Diktion ist mein „weites Feld“ sicher nicht. Aber ein wenig Training kann ja nicht schaden. Vor mehr als dreißig Jahren war das Schreiben eine meiner Hauptaufgaben: Berichte (zur Planerfüllung), Begründungen (wenn nicht), Protokolle, Beurteilungen, Jahresabschlussberichte, Zuarbeiten bei Rechtsstreitigkeiten usw. Der Umfang der nur inoffiziellen persönlichen Aufzeichnungen betrug etwas zwanzig DIN A4-Notizbücher mit je knapp zweihundert kleinkarierten Seiten, die anlässlich meiner fristlosen Entlassung vom letzten sozialistischen Betriebsleiter beschlagnahmt worden waren. Jedes Buch stand für etwa ein Jahr Arbeit. Und: Ganz von hinten hatte ich ab und zu Gedanken notiert, die ich dann zu Liedern und Gedichten werden ließ. Die und der Verlust vieler vieler Namen schmerzt sehr.
Sei gegrüßt von Gil.

 Dieter_Rotmund (01.02.21)
Nun ja, etwas belanglos das Ganze, oder? Handwerklich ist der Text zwar in Ordnung, aber inhaltlich packt er mich nicht.

 GastIltis antwortete darauf am 01.02.21:
So ist es Dieter. Oder, wie Helmut Kohl es formuliert hat: Die Wirklichkeit ist anders als die Realität. Für mich heißt das: mehr ist nicht passiert, weniger auch nicht. Das für mich Schöne am Text ist, dass er zu hundert Prozent der Wahrheit entspricht und dass du ihn gelesen hast. Was will man mehr. LG von Gil.
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