Raus aus dem Biotop, rein ins ganz normale Leben!

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Neben der vormittäglichen Arbeit in der evangelischen Hohentorsgemeinde lag mein zweiter Schwerpunkt nun in meinem nachmittäglichem Zusatzstudium an der Uni.
  Nach vier Jahren intensiven Lebens in einem pfingstlich - christlichen Biotop hatte ich es auf einmal  wieder mit mit ganz normalen Menschen in einem gottfernen Milieu zu tun.  Also mit Studenten und Professoren, die eigentlich mit dem Glauben nicht so viel zu tun hatten, aber intelligent und freundlich waren. 
    Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass es mir richtig gut tat. Auch mal wieder über glaubensferne Themen nachzudenken und zu reden
   
Ich entsinne mich da besonders an ein Seminar mit  dem Thema „Biografieforschung“. An konkrete Inhalte kann ich mich jetzt nicht mehr erinnern, aber ich fand es interessant, dass Lebensläufe von Menschen auf  typische Häufungen hin untersucht und sozilogische Thesen dazu formuliert wurden.
    Vielleicht war dies das erste Mal, dass ich begriff, dass meine eigene Lebensgeschichte sich in vielen Punkten gar nicht  so sehr von anderen Lebensgeschichten unterschied. Rein soziologisch betrachtet.
    Gleichwohl war ich mir aber nach wie vor des Unterschiedes bewusst, den ein Leben mit Gott machte. Sicher, man kann auch ohne Gott gut drauf sein, aber es fehlt das Entscheidende! Was, wenn die Krisen des Lebens kommen? Wo findet man dann seinen Halt? Als Christ habe ich darauf eine Antwort:

Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.
    Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. (Psalm 73)
Meine Mitbewohner in der Arche bekamen natürlich meinen neuen Werdegang und eine damit verbundene Wandlung mit. Ich jetzt auch gelegentlich Kritik zu üben begann an zu engen Sichtweisen innerhalb des pfingstlerischen Milieus. Aber sie nahmen es verwundert-gelassen hin, ohne das groß zu kommentieren oder gar zu kritisieren.
    Damals begriff ich allerdings selber noch nicht so recht, welch ein tiefer innerer Wandel sich da in mir vollzog. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis es mir klar und deutlich vor Augen stand, dass sich hier eine Abwendung von meiner pfingstlich-charismatischen Glaubensausrichtung vollzog.


Anmerkung von Bluebird:

Bremen 1989

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