An eine geschätzte Kollegin

Brief zum Thema Missverständnisse

von  LotharAtzert

Liebe Irene,
der Charakter wird nicht durch ein Kinn geprägt, das hast du sehr gut erkannt. Nicht erkannt wurde allerdings dabei, daß ich solches auch niemals irgendwo behauptete. Selbstverständlich bildet sich ein Kinn, seine Form, im Laufe der Jahre – und hier darf die Frage gestellt werden: nach was? Sage du es mir, wenn du es besser weißt. Bis dahin sage ich es so: nach dem Charakter. nach dessen Absicht (- eine genauere Darstellung kann jederzeit nachgereicht werden)

Anderes Beispiel, selbe Baustelle: die Wade bildet auch nicht die Sprungkraft, aber durch den Charakter (- der Gazelle meinetwegen, die will springen) bildet sich die Wade „dementsprechend“. Und die sieht anders aus, als vergleichsweise die Flußpferdwade.
„Ja,ja, Blonde sind dumm, Brillenträger allesamt intelligent, Dicke sind doof“ - ich muß da doch sehr entweder an deinem Verstand zweifeln, oder du hast einfach von mir noch nie einen Text gelesen, wenn du mir solch verqueres Denken unterstellst.

Mit ehrerbietigem Gruße
Lothar

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (08.02.21)
Auch von Nawalnijs Waden war da nicht die Rede; ihre nunmehrige Erwähnung verdankt die Wade wohl dem Umstand, daß sie relativ gut in Deine Theorie paßt.
Die Rede war aber von: "stahlblaue Augen, ausgepräg(s)tes, hartes Kinn".

Durch welchen Charakter sich im Laufe des Lebens stahlblaue Augen herausbilden, ist mir nicht klar. Und ob sich ein ausgeprägtes, hartes Kinn (z.B. der Unterbiß) nicht eher anderen Faktoren als dem Charakter verdankt, da müßte man mal Kieferorthopäden befragen.

Als kieferorthopädischer Laie denke ich da an die Habsburger mit ihrem auffallend augeprägten Kinn, das sich - wie's der Zufall wollte - mit dem Charakter eines Machtmenschen (Maximilian) ebenso gut vertrug wie mit dem eines Melancholikers (Rudolf II.).

Mit solchen weitverbreiteten Klischeevorstellungen können Leute, die Wahlplakate entwerfen, gut operieren. "Recken Sie das Kinn ein bißchen, das wirkt willensstark!"

Kommentar geändert am 08.02.2021 um 15:33 Uhr

 niemand meinte dazu am 08.02.21:
@ Graeculus
Dein Kommentar ist echt gut. Genauso empfinde ich es auch.
Nur, ich hätte es nicht so passend formulieren können.
LG niemand

 toltec-head antwortete darauf am 08.02.21:
Das Sein des Geistes ist kein Knochen, Lothar.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 08.02.21:
Kein Knochen, hm und ich hätte jetzt an Mu gedacht. Aber ich komm gleich oder irgendwann darauf zurück.

@ Graeculus: da müßtest du mal Kieferorthopäden befragen, das ist doch dein Ding. Das meine ist immer und immer noch das dreifache Daseinsprinzip und nicht die Konkretion, die du beharrlich als angeblich einzig richtige Vorgehensweise verfolgst. Mach halt.
Gestern schrieb ich (bei Agnete):
" ... Doch an die Macht des Instinktes zu glauben ist ein guter Anfang. Der nächste Schritt bestünde dann darin, diesem Instinkt mehr und mehr zu vertrauen, täglich mehr ... (deinen Hunden würd's gefallen) und je wie wir dazu denken, spricht der eine von "das ist aber schwer", der andere "ach was, laß einfach alles los" und der Dritte schreibt es dir gerade.

(Wir Sternegucker nennen den Instinkt übrigens Neptun und sprechen im Zusammenhang mit ihm ehrfürchtig vom dreifachen Daseinsprinzip. Ob du's glaubst oder nicht - es ändert nichts"

Der Instinkt, das Unbestimmte, der Parasympathikus, das Nicht-Ich, die Causa finalis - alles derselbe Neptun. Und dieses Prinzip sagt unfehlbar, was wirklich ist, sobald man ihm vertraut. Du kannst ruhig weiter von "meiner Theorie" reden, aber es ist keine.
Solche "weitverbreiteten Klischeevorstellungen" (mir unterstellt?) werden ja pausenlos in der Werbung genutzt. Frauen verdienen mit ihren Ärschen und Titten Milliarden und Photoshop tut das seine.

Alles, was ich bei Jack sagen wollte: man soll nicht Nawalnij zum Heiligen machen, bloß weil er einem Giftanschlag knapp entkam, das genügt nicht, der Mann hat kein einheitliches Programm - da ist man über mich dümmlich hergefallen.
Den Begriff Charakter wählte ich der Einfachheit halber, wie auch den der Physiognomie. Meinetwegen kann man auch Wille und Bodylanguage sagen, ist mir wurscht. Aber dann loszulegen von wegen Nazitum, Lavater und Rückständigkeit - ja gehts noch?

Das menschliche Gesicht in drei Regionen - physisch, seelisch, geistig - aufzuteilen, ist nach der Entsprechungslehre sinnvoll, wobei dem Kinn der physische Bereich zufällt.
Ach jetzt hab ich keine Lust mehr. Langweilisch das instinktlose Gelaber ...

 LotharAtzert äußerte darauf am 08.02.21:
@ Irene
"@ Graeculus
Dein Kommentar ist echt gut. Genauso empfinde ich es auch."

- das ist weder echt, noch empfunden. Empfindungen findet man in sich selbst und nur wenn man in sich selbst nichts oder nichts geeignetes findet, freut sich der Intellekt, wenn er was von außen (Gefühl = Fühler ausstrecken) vorgekaut bekommt.
Gefühlt hab ich das 10 000 mal gesagt, aber ich hab halt keine Lobby.

 Graeculus ergänzte dazu am 08.02.21:
Zu sagen, daß Nawalnij eine ambivalente Person ist, bei der man vorsichtig sein muß - auch wenn er zweifellos Mut hat -, liegt auf einer ganz anderen Ebene und hat mehr mit den verschiedenen Standpunkten zu tun, die er schon vertreten hat, als mit seinen stahlblauen Augen, seinem Kinn oder seinen Waden.
Letzteres überhaupt ins Spiel gebracht zu haben, war wohl eher "dümmlich" (Deine Wortwahl) als die Reaktion derer, die Dich darauf hingewiesen haben, daß das Betreiben von Physiognomik mehr über die Vorurteile (Deine Wortwahl: Instinkte) desjenigen sagt, der sie betreibt, als über denjenigen, dessen Wesen sie analysieren soll.

Nun, Nawalnij wird - so meine Vermutung - keine Gelegenheit bekommen zu zeigen, wie er mit Macht umgeht und ob sie (auch) ihn korrumpiert. Dazu ist Putin zu clever, bei vollendeter Skrupellosigkeit. Der beherrscht das Spiel der Macht.

Antwort geändert am 08.02.2021 um 23:01 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 09.02.21:
"... hat mehr mit den verschiedenen Standpunkten zu tun, die er schon vertreten hat, als mit seinen stahlblauen Augen, seinem Kinn oder seinen Waden."
- müssen wir denn da immer aneinander vorbeireden? -Für den Prinzipiellen hängt alles mit allem zusammen, was nicht als Eintopf verstanden werden sollte, sondern ein jedes in seinem Ordnungsgefüge erkannt werden kann. Das Kinn, als auch die Waden, sowie dem Rest der Einzelteile ist Ausdruck der Ordnung, erlaubt mithin (dem der diese Art der Betrachtung lernt, bzw. gelernt hat) einen differenzierten Blick.

"daß das Betreiben von Physiognomik mehr über die Vorurteile (Deine Wortwahl: Instinkte) desjenigen sagt, der sie betreibt, als über denjenigen, dessen Wesen sie analysieren soll."
- indem das für dich unumstößlich so ist, ist das berühmte "Vorurteil" auf deiner, bzw. eurer Seite: jedes Ausschließliche ist in dieser Gefahr. Wo bleibt denn da das "einerseits-andererseits", was du für dein Sonnenzeichen Fische letztens reklamiertest? - Ach so, ich vergaß, du nimmst das ja nicht ernst.

Nawalnij, wo wir halt schon mal dabei sind, ist im gleichen Zeichen, wie Donald Trump geboren. Ich wollts nur mal angemerkt haben, denn für mehr Differenzierung fehlt dir (euch) sowohl das Wissen, als auch das Interesse.

Zu deiner Vermutung: Auch aus dem Gefängnis heraus läßt sich Macht ausüben. Vielleicht sogar noch mehr. Das hat zB. Nelson Mandela, der sogar von den Wärtern verehrt wurde, eindrucksvoll gezeigt. Der war allerdings auch Krebs, eine große Seele sozusagen.

 LotharAtzert meinte dazu am 09.02.21:
@ toltec-head

Wie wäre es denn mit der Praxis des "Tschöd"? Da kannst du die Knochentrompete nachts auf Friedhöfen blasen (!) und das Damaru (Trommel, die dem menschlichen Ohr nachgebildet ist) schlagen, um die Dämonen einzuladen, von deinem Blut zu trinken, dein Fleisch zu essen und andere Appetittlichkeiten zu genießen.

Es bedarf hierzu allerdings der Einweihung durch einen Lehrer, doch das dürfte in Hannover kein Problem sein.
Sinn dieser eigenartigen Praxis ist - wie immer - das Auflösen des Egos.
Ich hab einmal, natürlich stahlblau nawalnisch, damit geliebäugelt, aber es ist schwierig, nicht wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses aufzufallen, was ja für die Praxis hinderlich ist und so verwarf ich das wieder.
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