Nessun dorma

Erzählung zum Thema Musik

von  EkkehartMittelberg

Ich habe schon immer gerne Arien aus Opern gehört, kann aber nicht behaupten, ein sachverständiger Fan zu sein. In den letzten Wochen werden meine Kenntnisse etwas umfangreicher und damit wächst meine Begeisterung für Opern. Den Anstoß zu dieser Entwicklung gab eine Entdeckung bei Spotify.

Ich schätze Spotify schon seit Jahren. Es ist einfach wundervoll, sich in Sekundenschnelle die Musik herbeizaubern zu können, nach der einem gerade der Sinn steht.So hörte ich bis vor kurzem auch die eine oder andere Opernarie. Dann entdeckte ich zu meiner Überraschung, dass man bei Spotify alle bekannten Opern komplett hören kann. Das löste bei mir eine Kettenreaktion von Aktivitäten aus:
Zuerst lauschte ich meiner Lieblingsoper, der „Zauberflöte“, in vollständiger Fassung. Mir wurde schnell bewusst, dass man den Gesang in Kenntnis des Inhalts besser genießen kann. Also lud ich mir die Inhaltsangabe zur Rekapitulation runter, die bei der Präsentation der Opera completa meistens mit geliefert wird. Jetzt wurde meine Reise in die Opernwelt spannend. Ich merkte natürlich, dass die Tonqualität der Übertragung auf einem Computer bescheiden ist. Also schaute ich in dem Bestand meiner CDs nach und musste nicht lange suchen, Nun hörte ich mir die Zauberflöte über meine Bose-Boxen an und konnte den Sound, der natürlich viel besser war, und unterschiedliche Interpreten vergleichen.

Ich beschloss jetzt an meinem banausenhaften Operngenuss etwas zu feilen. Dazu rief ich ein Ranking der weltweit meistgehörten Opern auf. Welche standen da vorne? Dreimal dürfen Sie raten. Natürlich die Altmeister Bizet mit „Carmen“ und  Verdi mit „La Traviata“. (Die Rankings fallen natürlich je nach Akzentuierung, zum Beispiel „schönste“ oder „meistgehörte“ Oper unterschiedlich aus) Ich wollte jetzt erst einmal bei Verdi bleiben und mir seine bekanntesten Opern in der oben beschriebene Weise anhören. Abends lausche ich mit meiner Frau verschiedenen Kollektionen von Opernarien. Nun stellt sich allmählich Wiedererkennung ein. Vor einigen Wochen hätte ich fast immer auf das Cover der  CDs schauen müssen, um mich des Namens der Arie und ihrer Herkunftsoper zu vergewissern. Das ist jetzt nicht mehr so oft nötig.
Um auf meinen Titel zurückzukommen: „Nessun dorma“. Meine Begeisterung ist noch so groß, dass es oft sehr spät in der Nacht wird und dass ich hier naiv über meinen Enthusiasmus schreibe, während die Kenner unter Ihnen über ihre Begeisterung genussvoll schweigen.

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Kommentare zu diesem Text


 Thomas-Wiefelhaus (12.02.21)
In einem alten Buch aus dem 19 Jahrhundert in dem ein (fiktiver) Rückblick auf das Jahr 2000 erzählt wurde, las ich ...
im Jahr 2000 gäbe es keine Gemütskrankheiten mehr, weil ... die Menschen ja zu Hause heilende Musik hören könnten. Im Musikzimmer, per Musiktelefon. Dazu zöge man dann vorzugsweise den Smoking an, oder so ...
(Erinnere mich nicht mehr so ganz genau an den Text)

Wie aufwendig war es damals, eine Oper zu hören ...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.02.21:
Merci, Thomas, die Prophezeiung mit der Allgegenwart der Musik ist also eingetreten.. Das mit dem Smoking ist lange überholt. Ich habe vor 30 Jahren in Verona eine Auffühung der Aida gehört. Auf den Zuschauertribünen ging es unglaublich lässig zu. Nicht nur, dass die Besucher mit beliebiger Sommergarderobe gekommen waren. Sie hatten ihre Provianttaschen mitgebracht und aßen und tranken während der Aufführung nach Belieben. Mich hat es nicht gestört, weil sie still zuhörten.

 Didi.Costaire (12.02.21)
Ja Ekki, das ist doch eine schöne Freizeitbeschäftigung und der Titel Programm...

Hört Opa die Oper und pflegt sein Latein,
genießt er die Klänge und schläft nicht bei ein. 🤗

Liebe Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 12.02.21:
Gracias, Didi, was das Latein der Oper angeht, muss ich noch sehr viel lernen, aber in dieser Hinsicht übernehme ich gerne die Rolle des Buffo.
Liebe Grüße
Ekki

 TassoTuwas (12.02.21)
Hallo Ekki,
da bin ich ganz bei dir. Das ist doch Entspannung pur. Musik von Ewigkeitswert.
Wer kennt nicht, die von dir erwähnte Arie oder die "Habanera" aus Carmen, die "Barcarole" aus Hoffmanns Erzählungen, den "Chor der Gefangenen" oder die Arie der "Königin der Nacht", und , und...
Aber erwähne das nicht im Kreise von Opernexperten, ihr Blick wird sofort etwas süffisant auf dir ruhen, schließlich sind das die "Gassenhauer" der Oper.
Auch wenn man inzwischen in Jeans und Sneakers in der Loge sitzt
Herzliche Grüße non Musikfreund zu Musikfreund
TT

Kommentar geändert am 12.02.2021 um 10:01 Uhr

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 12.02.21:
Mein Freund, du sprichst vom "Ewigkeitswert" der Oper und in einem anderen Zusammenhang von ihren Gassenhauern.. Ich habe die Erfahrung, gemacht, dass diese Gassenhauer die vitale Überlebenskraft der Oper bestätigen, weil sie unkaputtbar sind.. Während meiner Kindheit wurde von den Anstalten des NWDR der sog. Schulfunk gesendet, dessen damals enormer Frequenz man kaum ausweichen konnte. Er hatte die Arie "Der Vogelfänger bin ich ja" aus der Zauberflöte als Erkennungsmelodie. Ich habe diese Melodie damals fast täglich gehört und finde sie heute immer noch schön. Diese Unzerstörbarkeit trotz Wiederholung finde ich wunderbar.
Herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 (12.02.21)
Wie schlimm ist es erst, dass man als begeisterter Fan nicht mehr ins Oprnhaus gelassen wird. Hoffentlich bald wieder. LG

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 12.02.21:
Vielen Dank, Armin, es ist ein Unterschied, ob man in der unverwechselbaren Atmosphäre eines Opernhauses oder zuhause im Wohnzimmer hört. Ich möchte weder das eine noch das andere missen. Zuhause lausche ich konzentrierter, der Reiz des Opernhauses liegt für mich darin, dass es alle Sinne anspricht.
Liebe Grüße
Ekki

 LottaManguetti (12.02.21)
Ich höre täglich meine drei "Caruso", wie andere ihr Vaterunser beten, obgleich Nessun Dorma in der Rangfolge unmittelbar folgt.
Immer nur Ramstein, Rolling Stones und Deep Purple - das wird mit der Zeit auch langweilig.
Deine Begeisterung kann ich nur zu gut verstehen, Ekki.

Lotta

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 12.02.21:
Grazie Lotta, ich weiß, dass du das mit den drei Caruso metaphorisch meinst. Die alten Cellac-Platten mit Gigli, Caruso , Tauber und Joseph Schmidt sind ein ganz besonderer Genuss.. Vielleicht bewirkt der größere zeitliche Abstand zur Moderne auch, dass man diese Sänger verklärt. Ich könnte ins Schwelgen geraten.
Gerade höre ich "Norma" mit der Callas. Die gehört als Königin in die Galerie der Göttlichen
Liebe Grüße
Ekki

 tueichler (12.02.21)
Lieber Ekki,

da geht's mir fast genauso wie Dir. Vieles erkenne ich, kanns aber nicht zuordnen, weil ich mich nicht genügend damit beschäftigt habe. Nun haben wir vor einer Woche uns ein schönes HiFi-Gerät gekauft, mit dem man, unter anderem auch wieder Radio hören kann. welche Begeisterung auf SWR2 oder anderen Kultursendern am Sonntag Nachmittag Opern in DAB+ Qualität zuz hören!
Wenn man erst den Hörgenuss erkennt, dann ist man auch schneller bei der Sache, sich inhaltlich darein zu vertiefen und kann es doppelt genießen ...

LG,

Tom

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.02.21:
Vielen Dank, Tom, ich bin selbstverständlich für deinen Hinweis auf SWR2 offen. Ich habe die Ausgabe für ein gutes HiFi-Gerät nie bereut. Meines ist ebenfalls wie die Boxen von Bose.
LG
Ekki

 harzgebirgler (12.02.21)
das tollste sind an opern klar doch stimmen
die oftmals sagenhafte höh'n erklimmen
natürlich nur die besten, meist schon tot,
wie pavarotti einst in „turandot“
oder die callas wunderbar in "carmen" -
nur mit den großen hat die zeit erbarmen.

lg
henning

Kommentar geändert am 12.02.2021 um 15:42 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.02.21:
Gracias, Henning, ich habe mir doch gedacht, dass du ein Experte bist. Die Lerchenaufschwünge von Pavarotti und der Callas sind im Opernhimmel bekannt.
LG
Ekki
Sätzer (77)
(12.02.21)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.02.21:
Danke, Uwe, wer weiß, vielleicht ändert sich das noch. Wenn mir vor ein paar Jahren jemand prophezeit hätte, dass ich mal Opernfan werden würde, hätte ich mit einem abweisenden Lächeln reagiert.
LG
Ekki

 Dieter Wal (12.02.21)
Bin Opern- und Musical-Banause. Gepreßtes Vibrato bei Solostimmen bewirkt bei mir Brechreiz. Doch Mozart-Opern genieße ich ohne Einschränkungen. Die Zauberflöte brachte mich mit zur Freimaurerei.

Sang Jahrzehnte als Bass in einem Oratorienchor. Verdis Requiem mag ich, obwohl auch da die Solisten gepresst Vibrato singen. Doch ich würde am liebten die Dirigenten foltern, damit sie das den Sängern verbieten.

Viel Freude beim gemeinsamen Entdecken der Opern!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.02.21:
Hallo Dieter, ich finde es interessant, dass du Mozart-Opern ohne Einschränkungen genießt. Dazu werde ich in Kürze eine kleine Anekdote unter diesem Titel veröffentlichen: "Mozart trasforma i suoi ascoltatori in amici." Also bis auf bald.

 Dieter Wal meinte dazu am 13.02.21:
Mozart-Opern sind das Lied der Lieder der Oper.

Freue mich auf die nächste Anekdote.

 GastIltis (12.02.21)
Lieber Ekki,
ein sehr schöner Text von dir mit sehr lebendigen Kommentaren. Meine Begeisterung für die Oper hat sich mehr in andere Richtungen verschoben. Dennoch will ich nicht verschweigen, dass mir ein besonderes Opernereignis im Gedächtnis haften geblieben ist, die Aufführung von Aida im Landestheater Dessau. Aus zwei Gründen: weil ich das Glück hatte, den weltberühmten Helge Rosvænge in seiner Paraderolle als Radamès erleben zu dürfen, und das Pech, dass sich beim Triumphmarsch einer der Bläser der Aida-Trompeten derart verblasen hat, dass es an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten war. Und was besonders schlimm war, er hat sich nicht wieder eingekriegt. Dass ich selbst mal im Chor Händel gesungen habe (in Halle an der Saale, wo sonst), erwähne ich nebenbei. Ansonsten bevorzuge ich Beethovens Sinfonien, Auch Konzerte für Klavier und Orchester und habe eine Vorliebe für Lieder von Schubert, so z.B. „Im Abendrot“ oder das „Ständchen“ (Serenade). Dass ich diese Melodien beim Schreiben des Kommentars gehört habe, lieber Ekki, versteht sich von selbst.
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.02.21:
Vielen Dank, mein Freund, ich sehe, dass wir einige Vorlieben in der klassischen Musik gemeinsam haben. Mein Interesse für Lieder von Schubert ist einmal sehr teuer für mich geworden. Doch diese Anekdote werde ich dir ein anderes Mal widmen.
Herzliche Grüße
Ekki
Paulila (55)
(12.02.21)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.02.21:
Vielen Dank für den Hinweis, Paulila, du hast selbstverständlich recht.
LG
Ekki

 niemand (12.02.21)
Ich bin, wie soll ich es sagen, Opern geschädigt Mein Mann ist der totale Opern-Begeisterte. Keine die er nicht kennt und selten mal eine die er noch nicht in vielen Versionen gehört hat.
Unsere Billy-Regale sind voller Gesamtaufnahmen. Das reizt mich regelmäßig zu satirischen Bemerkungen bezüglich seiner Opern-Neurose. Nichts destotrotz gibt es auch Opern die ich gerne mag,
dazu gehören welche von Verdi, Donizetti, Bellini und noch ein paar. Mir ist sinfonische Musik lieber, Klaviermusik erstrangig, besonders Chopin, Schubert, Beethoven etc. Mein Mann verträgt allerdings meinen Humor bezüglich der Dinge, das muss man ihm lassen. Wie gesagt, ich bin geschädigt
In diesem Sinne viel Spaß beim Hören!
Ich verdrücke mich lieber
LG Irene

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.02.21:
Hallo Irene, dein humorvoller Hinweis findet bei mir offene Ohren.
Auch meine Frau und ich kommen an manchen Tagen zu der Einsicht, dass genug "geschallert" wurde., Dann genießen wir entweder totale Stille oder ruhige Klaviermusik.
Ich denke, dass man mit jedem Hobby, das man im Übermaß betreibt, Gefahr läuft, im Überdruss zu enden.
LG
Ekki
Agnete (66)
(13.02.21)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.21:
Merci, Agnete, du bist sicher, dass das nicht an der Luftveränderung gelegen hat? :)
Liebe Grüße
Ekki
Hilde (62)
(13.02.21)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.02.21:
Grazie, Hilde, wir stimmen in mehrfacher Hinsicht überein: Auch ich mag die lyrischen Opern von Puccini besonders und selbstverständlich die Callas. Wenn ich Nessun dorma höre, habe ich im Auge "Una furtiva lagrima".
Herzliche Grüße zurück
Ekki
wa Bash (47)
(13.02.21)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.02.21:
Merci, wa Bash, du wirst wahrscheinlich wie ich von der Geschwindigkeit begeistert sein, mit der deine Musikwünsche bei Spotify erfüllt werden.

 AvaLiam (14.02.21)
Oh - Ekki... wenn ich das so lese, würd ich dich gern an die Hand nehmen und in die Semperoper entführen.
Die Akustik dort ist so grandios und berauschend. Dazu die Optik - ich gebe zu, etwas weniger gefiele mir besser - und die Liebe zum Detail.
Allerdings müsstest du dir mit mir Beethoven anhören - die große Liebe meiner Pubertät.

Und anschließend ein Spaziergang durch den Zwinger, sitzen bei strahlendem Sonnenschein zwischen den 4 Brunnen und inmitten all dieser Nostalgie.

Ach - wie vermisse ich Dresden...
Ich lad mir mal eben Spotify aufs Handy und suche die Flöte.

Trällernde Grüße
Andrea

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.02.21:
Grazie, Andrea, ich kann deine Begeisterung für die Semperoper so gut nachvollziehen. Ich war viere Tage in Dresden und was habe ich in der Semperoper gehört. Dreimal darfst du raten: die Zauberflöte. Dresden war und ist immer noch das Elbeflorenz.
Im deutschsprachigen Raum ist übrigens die Zauberflöte die beliebteste Oper.
Herzlichst
Ekki
Mono (70)
(15.06.21)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.06.21:
Hallo Mono, du hast natürlich recht mit deiner Begeisterung für Live-Konzerte. Vielleicht magst du meinen Bericht von einem Live-Konzert mit Isaac Stern in Dubrovnik lesen: "Mein schönstes musikalisches Erlebnis".
LG
Ekki
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