Intimität und Hedonismus

Erörterung zum Thema Unschuld

von  Terminator

Der sogenannte Sex ist im Kulturzustand Ausdruck tiefster Intimität; Sex in der Kultur ist nicht die ungezügele Entfaltung der Sexualität, genauso wie Staat in der Kultur nicht grenzenlose tyrannische Gewalt bedeutet. In der Dekadenz wird im Beziehungssex ein Gleichgewicht zwischen Intimität und Hedonismis angestrebt; kommt das Gleichgewicht nicht zustande, wird das Fremdgehen zur Option, damit auch der Hedonismus ausgelebt werden kann. Im Zustand der Ultradekadenz wird Sexualität überwiegend oder ausschließlich unter dem hedonistischen Aspekt betrachtet: "Sex mit einer Jungfrau ist wie Schach mit einem Anfänger".

Jungfräulich in eine intime Beziehung zu gehen bedeutet, noch nie eine so tiefe Intimität mit einem anderen Menschen erlebt zu haben. Romantische Liebe strebt an, der/dem Geliebten so nahe zu sein, wie niemals zuvor ein anderer war. Ein Kulturmensch strebt in einer Paarbeziehung exklusive Intimität an. Daher sind auch bestimmte sexuelle Praktiken undenkbar, da sie den anderen zu einem Objekt degradieren.

Liebe und Sexualität sind die Pole* der Beziehungsachse: der Nordpol der Liebe bedeutet eine sexlose Beziehung mit tiefster emotionaler Intimität; in den Polarbreiten der Liebe wird der Körper als die Verlängerung der Psyche erlebt, und körperliche Nähe als Seelenkuscheln. In den gemäßigten Breiten kommt der Hedonismus ins Spiel, in den traurigen Tropen wird er zur Hauptsache, und am Äquator der menschlichen Natur wird Sexualität ausschließlich hedonistisch erlebt.

Weder ist das Verlangen nach Sex eine logische Folge des Verliebtseins noch ist der Sexualtrieb eine Suche nach Liebe. Die unreflektierte Vermischung von Liebe und Sexualität zeigt, dass beides Teil der menschlichen Natur ist, das Geistige und das Tierische. Nicht der Sex an sich ist "schmutzig", sondern das Ausnutzen einer Intimität, die Liebe meint, für den bloßen hedonistischen Sexualakt.


Anmerkung von Terminator:

*Eine lyrische Metapher, kein geometrisch korrektes Gleichnis.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (22.02.21)
"Sex oder Liebe", für den Mainstream ungewohnte Aspekte, erkenntnisreich geschrieben. Lg Gina

 Teichhüpfer (22.02.21)
Der Anfang von Liebe und Sex baut auf den weiteren Erfahrungen auf, die Eltern spielen mit. Du selbst bist auch dein Partner. Das soziale Umfeld macht den Ärger, Neid, Eifersucht, Konkurrenz. Ich will sagen, besser ist, jeder kommt mit sich selbst zurecht.

Kommentar geändert am 22.02.2021 um 10:58 Uhr

 Augustus (22.02.21)
Insoweit richtig. In der Tierwelt würde man aber ein solches Verhalten (Sex als Ziel wollen, Liebe als Mittel vorgaukeln) als Schlauheit (positive Bezeichnung) bezeichnen in Bezug zur Fortpflanzung.
In einer ultradekadenten Gesellschaft trifft dies ebenso zu, nur nicht aus Gründen der Fortpflanzung sondern aus Gründen der reinen hedonistischen Lust, die es zu befriedigen gilt.

Bsp; Es ist schlau den Milliardär zu mögen, obgleich ich ihn wirklich nicht mag.
Dies kann man auf alle Bereiche übertragen...und in allen Einzelfällen anwenden.

 loslosch meinte dazu am 22.02.21:
aus dem nachlass der kennedy-witwe?

 Terminator antwortete darauf am 22.02.21:
"Kennedy-Witwe" ist eine Menge, die mehr als ein Glied beinhaltet.

 DanceWith1Life (22.02.21)
Ein Programm für einen Roboter zu schreiben, das nach diesen Richtlinien funktioniert und nicht die ganze Zeit abstürzt, vor lauter nicht erfasster Interaktion, dürfte sehr, sehr schwer werden. Im menschlichen Gehirn kommen noch familiäre und zufällige Prägungen dazu, also, ähm, ich weiß nicht, ob dieser Text da nicht zu gruselig daherkommt.

 Terminator schrieb daraufhin am 22.02.21:
Eine typisch postmoderne und posthumane Meinung: wir können entweder Tiere oder Roboter sein, aber Menschen schonmal nicht.

 DanceWith1Life äußerte darauf am 22.02.21:
Ich denke, dass eine Meinung nicht den Menschen charakterisiert, ferner denke ich, dass intellektuelles Erfassen, dem Menschen nicht immer gerecht wird. Und das typisch verbiete ich mir, weil das meiner erlebten Geschichte überhaupt ganz und gar nicht gerecht wird. Aber da wir ja alle immer alles in Sätze packen müssen. Sag ich einfach nur meinen Lieblingsspruch auf. Das tierische Vergnügen am Leben zu sein als Mensch. Lach, Ist das jetzt Hedonismus oder nicht, beim Manitou der tausendjährigen Schildkröte. Ich weiß es nicht.

 Terminator ergänzte dazu am 22.02.21:
Es heißt "...verbitte ich mir". Laut Kant (für die Postmodernisten der humaniode Roboter schlechthin) ist die Tierheit in der menschlichen Natur eine Anlage zum Guten; der Mensch ist nicht schlecht, weil er Teil der Natur ist. Gut oder schlecht kann nur der Wille sein.

Mit der erlebten Geschichte ist das Tor zum Subjektivismus weit geöffnet. Ich habe von einem Vergewaltiger gehört, der seine Tat gar nicht als Vergewaltigung erlebt hat, und nicht versteht, warum das Opfer auf ihn "sauer" ist. Und ich habe von einem Vergewaltigungsopfer gehört, das erst nach dem Gespräch mit einem Freund verstanden hatte, dass es eine Vergewaltigung erlebt hat.

 DanceWith1Life meinte dazu am 22.02.21:
lol, das Tor zum Subjektivismus, und dann Vergewaltigungsbeispiele, nur Kriegsdienstverweigerer kriegen verzwicktere Frage, da capo, was wollte ich, ach so, hinzufügen, einwenden, bemerken, und mir verbitten, etwas zu typisch zu betrachten.
Wieso macht jemand das.
Also jetzt kein 20jähriger "gegen jede Schublade", kein 30jähriger "ich pass in keine Schublade", kein 40jähriger, "verdammt ich muss doch in irgendeiner Schublade Zuhause sein", kein 50jähriger
"passt mir zwar nicht aber das ist die Schublade" nein hier behaupten 60 Jahre, vergiss es, all we need is...

Antwort geändert am 22.02.2021 um 20:23 Uhr

 Terminator meinte dazu am 22.02.21:
Die verantwortungslose ultradekadente Sexualität ist wie ein Bordell mit Zwangsprostituierten; man kann nicht das Bordell besuchen und reklamieren: "Aber ich persönlich würde nie im Leben eine Zwangsprostituierte..." Selbst wenn nicht: Wer bei diesem Lebensstil mitmacht, macht sich mitschuldig.

Es gibt Regeln, bei denen Ausnahmen Sinn ergeben. Aber wieso will jemand Ausnahmen zu: "Behandle andere Menschen niemals als bloßes Mitteln, sondern immer auch als Zweck an sich"? Steht etwa im Grundgesetz: "Die Würde des Menschen ist unantastbar bis auf subjektiv erlaubte Ausnahmen"?

Ich war Kriegsdienstverweigerer. Gegen Gewissensgründe kommt keine verzwickte Frage an: diese sind zwar subjektiv, aber "allgemein subjektiv", d. h. so zwingend, als wären sie objektiv.

 DanceWith1Life meinte dazu am 22.02.21:
? keine Ahnung, wie dieser Kommentar in Bezug zu meinem steht. Zum Text ja, aber zu meiner Bemerkung, sehe ich keinen Bezug.

Nein, das mit den Kriegsdienstverweigerern versteh ich schon, nur der Rest ist mir ein Rätsel.
Standardantwort wäre, Alles klar, obwohl überhaupt nichts klar ist.

Antwort geändert am 23.02.2021 um 11:50 Uhr
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