Homo coronarius

Alltagsgedicht zum Thema Krisen

von  Didi.Costaire

Dieser Text gehört zum Projekt    Corona-Texte
Dieser Text ist Teil der Serie  Choronik
Wie sich die Menschheit jetzt verhält,
wirkt ausgesprochen sonderbar.
Sie macht anstatt was ihr gefällt
bizzares Zeugs seit einem Jahr.
 
Man trifft sich bloß in kleinen Runden
und wahrt Distanz zu allen andern,
wird ungewollt zum Online-Kunden,
entdeckt Spazierengehn und Wandern.
 
Man tut es meist am Heimatort,
zu zweit, zu dritt, vielleicht allein,
und treibt ansonsten kaum noch Sport,
nicht in Gesellschafft und Verein.
 
Das bleibt den Profis vorbehalten,
nun unter sich, in Geisterspielen.
Die Glotze einfach einzuschalten
ist die Gymnastik von ganz vielen.
 
Das Stubenhocken ist en vogue.
Selbst job und school wird neu gedacht.
Man schafft daheim, nur Ana log.
Sie hat ihr homework nie gemacht.
 
Man füllte seine Vorratskammern
mit Klopapier fürs ganze Leben.
So braucht halt keiner mehr zu jammern,
es würde nicht genügend geben.
 
Hygiene, die ist angesagt.
Das Händewaschen fällt zwar schwer,
doch Sagrotan wird nachgefragt,
und schnell ist manche Flasche leer.
 
Selbst Masken sieht man fast bei allen,
die in die Supermärkte gehen,
auch wenn sie niemandem gefallen,
genauso wie das Schlangestehen.
 
Man informiert sich so wie nie
und mehrt den Internet-Konsum,
verfolgt den Lauf der Pandemie
und las vom Autokino-Boom.
 
Es wächst die Zahl der Herr- und Frauchen,
wohl wegen der Kontaktverbote
und weil die Menschen Nähe brauchen.
Man gibt die Hand nicht, doch die Pfote.
 
Der eine oder andre stöhnt,
der Rest bleibt ruhig und loyal.
Man hat sich langsam dran gewöhnt
und weiß, es ist die beste Wahl.
 
 
Nachtrag:
Bald herrscht hier eine neue Sitte:
Die Leute werden zu Doktoren.
Sie testen sich und testen Dritte
durch extra tiefes Nasenbohren.

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Kommentare zu diesem Text


 BeBa (05.03.21)
Gut beobachtet.

 Didi.Costaire meinte dazu am 05.03.21:
Danke, das freut mich.
Beste Grüße,
Dirk
klausKuckuck (71)
(05.03.21)
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 Didi.Costaire antwortete darauf am 05.03.21:
Hallo Klaus,

etwa so habe ich auch gedacht
und es kam zu diesem Gedicht.

Danke und beste Grüße,
Dirk
Jo-W. (83)
(05.03.21)
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 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 05.03.21:
Danke Jo, Ruhe und Geduld haben wir ja zum Glück.
Beste Grüße,
Dirk

 TassoTuwas (05.03.21)
Hallo Dirk,
ich freue mich jetzt schon auf die Zeit nach Coronaris. Die Buchhandlungen werden überschwemmt werden von Pandemie-Romanen, schließlich haben wir alle das Gleiche erlebt und das sollte die Welt doch unbedingt erfahren!
Deine subtilen Schilderungen landen in meinem Zettelkasten zur baldigen "Romanisierung".
Dank und liebe Grüße
TT

PS. Selbstverständlich werde ich dich im Klappentext als Ideenlieferant würdigen!

 Didi.Costaire äußerte darauf am 05.03.21:
Hallo Tasso,

das mit dem Roman habe ich ja hinter mir. Da gönne ich nun jungen und aufstrebenden Talenten wie dir den Erfolg. So ein Klappentext ist ja auch nicht schlecht.

Danke für deine Zeilen
und liebe Grüße,
Dirk

 harzgebirgler (05.03.21)
vor augen führte uns die pandemie:
auf sand gebaut ist vieles, aber wie...

beste grüße
henning

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 05.03.21:
Wird wo auf Sand gebautes nicht gestützt,
dann ist es der VerSANDhandel, dem's nützt.

Danke und beste Grüße,
Dirk
Sin (56)
(05.03.21)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 05.03.21:
Oh ja Sin,

manchmal lohnt es sich, mal nach links und rechts zu gucken. In diesem Fall ist das Ergebnis in der Tat erschreckend. Wir brauchen unbedingt mal wieder rosigerere Zeiten.

Danke und beste Grüße,
Dirk

 AZU20 (05.03.21)
Ob das , was im Nachtrag steht, jemals funktioniert? Könnteja evtl. helfen. LG

 Didi.Costaire meinte dazu am 05.03.21:
Ja Armin,

das wird interessant. Wenn es nach meiner Nase geht, sollte es allerdings wirkungsvolle Tests geben, von der sie verschont bleibt...

Danke und beste Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg (05.03.21)
Werden Historiker einst Coronas gedenken,
wird Didi ihnen Ideen schenken.
Zwar ist die Seuche der größte Mist,
hat aber mit Didi den besten Chronist.
Liebe Grüße
Ekki.

 Didi.Costaire meinte dazu am 06.03.21:
Danke Ekki!

Als Laien-Choronist, der ich bloß bin,
da bin ich nun gewissermaßen weg und hin.

Danke und liebe Grüße,
Dirk

 AchterZwerg (05.03.21)
Ein Testvorteil

Es bohrt der Mensch so lang er kann
mit Riesenstäbchen dann und wann:
Die Hausfrau jubelt laut und bald,
denn heute bleibt die Küche kalt!

 Didi.Costaire meinte dazu am 06.03.21:
Hallo 8.,

das könnte passieren...

Freiheit für die Hasen

Es zählt ja zu den guten Sachen,
im Bohrloch Abstriche zu machen.
Der Inhalt mancher Männernasen
ersetzt gebrat'nen Osterhasen.

Danke und schöne Grüße,
Dirk

Antwort geändert am 06.03.2021 um 00:54 Uhr

 GastIltis (05.03.21)
Hallo Dirk, Klasse!

Der Homo sapiens ist perdue.
Er fragt die Affen: Wat denn nue?
Die halten sich Verschiednes vör:
Die Nase nicht! Mund, Auge, Öhr!

Liebe Grüße von Gil.

 Didi.Costaire meinte dazu am 06.03.21:
Danke Gil,

deine Zeilen gefallen mir aber auch!

Die Reaktion der Affen zeigt,
warum der Nasdaq weiter steigt.
Liegt viel im Argen oder brach,
so geht's doch stets der Nase nach.

Liebe Grüße,
Dirk

 Jorge (05.03.21)
Man kann die aktuelle Situation kaum besser in Verse setzen.
Die Steigerung erlebe ich gegenwärtig in Neidattacken. Da werden Leute übelst beschimpft, die schon geimpft sind. Selbst Journalisten stellen leitende Kommunalpolitiker an die Wand, weil sie geimpft sind und fordern ihren Rücktritt. Das kann ich von Deutschland und auch von Spanien beobachten.
Ich denke in einigen Jahren werden "Corona Gewinnler" mit ihren fiesen Tricks entlarvt und hoffentlich auch zur Rechenschaft gezogen.
LG
Jorge

 Bergmann meinte dazu am 05.03.21:
Ein Dichter, der die Sprache feiert,
hat gute Reime geil kreiert.
:-)

 Didi.Costaire meinte dazu am 06.03.21:
Hallo Jorge,

die Zerissenheit und der Egoismus sind symptomatisch für diese Zeit. Einige handeln so wie die von dir Beschriebenen, etliche wiederum schicken lieber andere vor. Und Gauner werden viel zu selten zur Rechenschaft gezogen.


@ Bergmann:

Das Reimen ist ein schöner Sport.
Der reimt sich auch auf Reimport.


Danke euch und beste Grüße,
Dirk

Antwort geändert am 07.03.2021 um 00:55 Uhr

 plotzn (07.03.21)
Servus Dirk,

Du musst Dir auch noch was für März/April 2021 aufheben!
Aber so schnell geht Dir sicher der Stoff nicht aus.

Liebe Grüße,
Stefan

 Didi.Costaire meinte dazu am 07.03.21:
Hallo Stefan,

ich wäre natürlich froh, wenn mir bald der Stoff ausginge, aber bislang kommt ja immer wieder etwas hinzu, hier zudem ein anderer Blickwinkel als bei den leider schon fast zur Tradition gewordenen Elegien.

Danke für deine Zeilen
und liebe Grüße,
Dirk
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