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Goethes Tasso

Interpretation zum Thema Literatur

von  Augustus

Die letzte Szene aus dem  Torquato Tasso des Goethe beschäftigte mich abseits des sonstigen weltlichen Lebens. Ja, wie einem Zauberer ist‘s mir, der in seinem Turme hockt und über die Werke alter Dichter brütet. In einer Skizze, die ich flott niederschrieb und vergleichend den Werther, Tasso und den Ari Behn, nach Gemeinsamkeiten beurteilte, versperrte sich mir der Tasso, da dieser nicht in den Tod ging wie jene anderen beide.
Der Tasso rettet sich in dem er sich gegen die Brust seines ärgsten Feindes Antonio wirft, den er  als rettenden Fels betrachtet, an dem der Tasso eigentlich scheitern sollte. Dies war mir ungewöhnlich als bis ich folgende Zeilen aus dem Brief der Caroline Herder an J. G. Herder, Brief, Weimar d. 13. Feb. 1789,  las.

„Mit Goethe habe ich mich am Montage über die Leonore im Pater Brei ausgesprochen, ich frug ihn, ob ich diese Person so ganz gewesen wäre? Bei Leibe nicht, sagte er; ich solle nicht so deuten. Der Dichter nehme nur soviel von einem Individuum als notwendig sei seinem Gegenstand Leben u. Wahrheit zu geben, das übrige hole er ja aus sich selbst, aus dem Eindruck der lebenden Welt; u. da sprach er gar viel Schönes u. wahres darüber – auch daß wir den Tasso, der viel Deutendes über seine eigne Person hätte…“

Hier mein Freund glaubte ich zu erkennen, wie denn Goethe den Tasso und Antonio gesehen haben wollte: als  eine und dieselbe Person vereint in Goethe. Während Werther aus Sicht des Goethes noch nirgends eine politische gefestigte Anstellung hatte, so musste der Werther aufgrund fehlenden Felsens in den Tod gehen. Der bloße Künstler war nicht fähig in jener Epoche des „Sturm und Drangs“ aufgrund seiner Kunst zu überleben. Er musste zwangsläufig scheitern.  Als erfahrener und beförderter Minister erkannte Goethe, dass er eine gesicherte Stellung innehatte, durch die er „seinen“ Künstler ernähren und schützen konnte. Die, dem Werther verhasste kleinbürgerliche Gesinnung des Alberten offenbart sich beim näheren Betrachten im Tasso wiederum in der Person des Antonios. Goethe aber ist im wirklichen Leben sowohl Tasso als auch Antonio. Der frostige Minister gegen seine Besucher ist Antonio. Der das in Weimar Tote belebende Dichter ist ebenso Goethe. Dass Goethe aus sich heraus – also aus einer Einzelperson – zwei Personen erschafft - Tasso und Antonio - und sie  im gleichen Atemzug gegeneinander scharf trennt, beschreibt er damit im Grunde die in seinem eigenen Wesen existierenden Widersprüche.  Gleichzeitig lässt sich durch die Rückkopplung auch ein Blick in seine widersprüchliche Seele erhaschen, die doch stets nach der Vereinbarkeit der abstoßenden Elemente seines Wesen trachtete. Im Tasso zumindest findet er jene gesuchte Vereinbarkeit zwischen Kunst und Realität, die sich sowohl in der Welt als auch in Goethe selbst oftmals gegenseitig beißen.   

Kurz gefasst: Der Künstler Goethe (Tasso) wirft sich dem rettenden Minister Goethe (Antonio) gegen die Brust.

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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (07.03.21)
Shakespeare (INFP) konnte sich in alle möglichen und denkbaren Figuren hineinversetzen, und Goethe projizierte in seine Figuren im Endeffekt, im Grunde und am Ende sich selbst? Very ENFJ von ihm; der Schriftsteller als sein eigener Protagonist.

 Augustus meinte dazu am 11.03.21:
Sozusagen.

 loslosch (07.03.21)
da kenne ich mich zu wenig aus. lustig finde ich die erwähnung des paters Brei. in österreich gibts einen pfarrer Franz Brei, der marienlieder singt.

einfach mal googeln und spaß haben.

 Augustus antwortete darauf am 11.03.21:
hab gegoogelt.

 loslosch schrieb daraufhin am 11.03.21:
und keinen spaß gehabt?

 AchterZwerg (08.03.21)
[Tu was, Tasso!]

Tschuldigung :D

 Augustus äußerte darauf am 11.03.21:
nichts zu entschuldigen.
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