Gestern ein Kölner Tatort

Kritik zum Thema Menschlichkeit

von  eiskimo

Gestern der Tatort: Tatmotiv Mieterhöhung, drohende Obdachlosigkeit, ein Leben auf der Platte….  Täter: Frauen, die nur eine fatale Wahl hatten, nämlich häusliche Gewalt gegen die Gewalt der Straße einzutauschen…. Dekor: Unschönes  Sozial-Gedöns,  Streetworker-Alltag, brutales Abgehängt-Sein.
Und dazwischen die beiden Kölner Kommissare Schenk und Ballauf, die was noch einmal taten? „Wir denken nicht, wir ermitteln!“
Dazwischen auch immer wieder das „Herz von Köln“, der Dom - zuletzt fast Synonym geworden für eine Kirche auf Abwegen, für eine Gesellschaft ohne Gewissen.
Gestern der Tatort: Sicher kein  Thriller. Sicher keine monströsen Täter, schon gar keine SEK-Auftritte und nix, an dem der Krimi-Voyeur sich hätte weiden können.
Aber ein guter Tatort. Ohne Schmus. Nicht larmoyant, kein moralischer Zeigefinger. Ein gutes Stück Fernsehen, das einem die Augen geöffnet hat.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (22.03.21)
Hallo eiskimo,
deine prägnante Kritik passt zu dem Niveau des Tatorts.
LG
Ekki

 niemand (22.03.21)
@ Eiskimo
Du schreibst "einem die Augen geöffnet hat". Und Du schreibst
"Gesellschaft ohne Gewissen". Kann man das so verallgemeinern? Soweit ich informiert bin [bekannte Mitarbeiter des Sozialamtes] gibt es die Möglichkeit sich helfen zu lassen. Nur, wollen muss man es schon selber. Und hier gibt es Unterschiede. Viele wollen leider nicht, weil soweit ich informiert bin, diese Personen psychisch erkrankt sind. Doch auch da muss man wollen, sich helfen lassen wollen. Zwingen kann man hierzulande keinen. Also, wo liegt die allgemeine Schuld? Gegen diese allgemeine Schuld sträubt sich mir etwas. Eines allerdings muss ich sagen und zwar, dass es hier nicht genügend vernünftiger Wohnungen gibt und zwar für Menschen, deren Verdienst etwas über dieser Sozialhilfegrenze liegt. Menschen, die Arbeiten und dennoch auf keinen Grünen Zweig kommen, weil sie keinen Sozialschein für eine vernünftige Wohnung bekommen und die anderen Wohnungen leider nicht bezahlen können. Die Immobilienspekulationen sollten verboten werden, aber sagt das mal jemandem im Kapitalismus. Jetzt noch etwas, und das ist nicht von der Hand zu weisen. Es gibt auch Menschen, denen auch wenn sie eine Wohnung bekämen, nichts daran liegt sich in so etwas wie eine
Hausordnung einzufügen, die randalieren und noch mehr.
Es ist vieles möglich, nur bitte nicht dieses über einen Kamm scheren, weder negativ, noch positiv. Ich habe diesen Tatort auch gesehen und so ganz clean war er auch nicht, so dass
sich "kein Krimi-Voyeur hätte dran weiden können" wie Du schreibst. LG niemand

 eiskimo meinte dazu am 22.03.21:
Einverstanden - es gibt Unterschiede, es gibt die ganze Palette von unverschuldeter Not bis hin zum Sich-Hängen-Lassen. Und ich glaube auch, dass es in unserer Gesellschaft - Gott sei Dank! - noch viele sehr sozial eingestellte Menschen gibt, auf den Ämtern und sogar bei den Vermietern.
Unsere Gesellschaft verlangt trotzdem einen hohen Eintrittspreis, und dass hier der "bezahlbare Wohnraum" eine echte Klippe darstellt, ist wohl unbestritten.
Der Tatort hat das gut vor Augen geführt. Die Schuld wurde auch nicht pauschal zugewiesen. So zeigte der Assistent für die Altenpflegerin, die im Auto campierte, ja deutlich seine Empathie und setzte sich für sie ein.
Wie auch immer: Für mich ein intensiver Blick dahin, wo wir sonst lieber nicht hinschschauen .
LG
Eiskimo
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