Romantisierend diskriminiert

Kurzprosa zum Thema Einsicht

von  RainerMScholz

Ich will nicht klagen, aber mein Chef hält mich für einen Untermenschen, der allein dadurch, dass er diese deklassierende Arbeit gezwungen ist zu leisten, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, minderwertig ist. Er setzt mich nicht herab, weil ich die falsche Hautfarbe habe oder schwul oder Ausländer bin oder eine Frau, zu alt oder zu jung oder sonstwie von einer imaginären Norm abweiche, das ist ihm alles scheißegal, sondern, obwohl ich von mir behaupten kann weißer, deutscher Durchschnitt zu sein, weil ich arbeiten muss und er die Arbeit hat; das ist der Grund, weshalb ich für meinen Chef als Mensch nicht vorkomme, sondern nur als Mittel zum Zweck, als Nummer, als – quasi als Ding und Gegenstand, wie ein Stuhl, ein Tisch, ein Werkzeug, als Zeug eben. Das ist auch schon alles. Guten Tag, komm klar damit.
Ich sehe die Sache übrigens genau so, was ihn anbelangt.
Ein Glück aber, dass ich nicht auch noch aus dem Senegal komme, eine schwule alleinerziehende Frau mittleren Alters mit drei Kindern oder behindert bin. Da wäre der Ofen ganz aus.
Und jetzt habe ich die Juden und die Moslems ganz vergessen.
Von den Zigeunern nicht zu sprechen.

© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (10.04.21)
Irgendwer hat mal gesagt: "Wen man vor 11:00 Uhr morgens auf der Straße sieht, der war nichts, der ist nichts und wird auch nie was sein."

Arbeiter und Angestellte kann man als Verfasser wohl ausschließen ,,,

 RainerMScholz meinte dazu am 10.04.21:
Adlige sterben zusehends aus.
Gruß + Dank,
R.

 harzgebirgler (19.04.21)
geben und nehmen von arbeit gelingt
eh nur seit je weil sich beides bedingt.

grüße
h.

 RainerMScholz antwortete darauf am 19.04.21:
Ich bin klein und du bist groß,
so schlüpfte ich aus deinem Schoß,
der fruchtbar ist wie ehedem.
Ich bau´ mir einen Mensch aus Lehm.

Gruß + Dank,
R.
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