Zeit zum Umsteigen

Bericht zum Thema Verwandlung

von  eiskimo

Früher definierten sich meine Freunde über ihr Auto. Christof war stolz auf seinen Ford Capri in rassigem Blau-Metallic, Bernd zeigte sich gerne mit seinem  VW Golf GTI „tiefergelegt“, Marcel dagegen  bekannte sich zu „Allradantrieb“ und pries in den höchsten Tönen seinen Subaru Forester, während  mein bester Kumpel Max es sichtlich genoss, das Privileg eines  eigenen Dienstwagens zu haben… - wow: einen schwarzen Audi A5!
Karriere, materieller Wohlstand, Lebensglück – all das war an PS-Zahl,  Hubraum und natürlich der Marke des fahrbaren Untersatzes festgemacht. Damit stellte man sich dar, daran wurde man gemessen… Früher.
Neuerdings besucht mich Christof immer mit seinem Contoura „adventure“, Bernd ist total heiß auf sein VSF T-600 , Marcel – auch hier muss er sich wieder von allen abheben – fährt auf seinem Victoria schon elektrisch, während Kumpel Max nach Verlust von Job und Dienstwagen seinen Frust auf einem Simplon „Galibier“ abreagiert – das wiegt in Voll-Carbon keine acht Kilo.
Achso – ich selbst habe meinen Renault Clio auch schon länger still gelegt. Auf meinem Utopia „London“ mit Brooks Ledersattel fühle ich mich sauwohl.  Öl-Hydraulik-Bremsen, Rohloff-Nabe, Randonneur-Bereifung – man nimmt sich und die Umwelt schon ganz anders wahr, jetzt… wo man mit seiner eigenen Muskelkraft beschwingt in die Pedale tritt.

Samstags treffen wir uns immer. Da fahren wir zwischen den Feldern oder am Fluss entlang. Möglichst weit weg von den Autos.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (16.04.21)
Es soll jetzt sogar Leute geben, die - laufen zu Fuß!
Ich bin wirklich gespannt, was sich nach vollendetem Lock- und Shutgedowne in dieser Hinsicht tun wird: Rückkehr zu vorpandemischen Gewohnheiten (was ich vermute) oder Beibehaltung einiger erzwungener "Neuerungen."

Höchst interessant ist natürlich auch, was du bechreibst: eine Veränderung des allgemeinen Fahrzeugparks unter Beibehaltung der Statushierarchie ...

Liebe Grüße

 eiskimo meinte dazu am 16.04.21:
Mir schwant auch, dass sich vorpandemische Gewohnheiten rasch wieder einstellen werden. Das Diktat der Bequemlichkeit.....
Damit nachhaltige ökologische Strukturen Fuß fassen, müsste der Staat eingreifen, massiv. Aber solange immerfort die nächsten Wahlen anstehen, wird sich keine Regierung dazu trauen.
Und zur Statushierarchie der Pedalritter: Da werden wir nie diesen Marken-Fetischismus erreichen, den die Autoindustrie uns eingeimpft hat.
Wobei: Wenn du jetzt mit einem e-Mountainbike von Canyon oder Haibike durch den Stadtwald fetzt, werden schon ein paar Äuglein blitzen...
Friday-for-Frohsinn-Grüße
Eiskimo

 Regina (16.04.21)
und das, obwohl es Fahrräder gibt, die weitaus mehr als ein einfaches Auto kosten. Gruß Gina

 eiskimo antwortete darauf am 16.04.21:
Stimmt. Aber einmal gekauft, haben sie kaum laufende Kosten. Das einfach Auto will aber regelmäßig betankt werden; da lässt man so nebenbei gern mal 60, 70 Euro.....
lG
Eiskimo

 EkkehartMittelberg (17.04.21)
Das Renommiergehabe steckt als atavistisches Erbe in der Psyche der meisten Menschen. Keine Pandemie wird es ändern.
LG
Ekki
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