Raus aufs Land

Anekdote zum Thema Fremde/ Fremdheit

von  eiskimo

Astrid ist eine Bekannte aus unserer früheren Sportgruppe. Wir haben sie oft und gerne besucht, denn sie wohnt City-nah,  „mitten drin im Leben “ – den Stadtwald, eine attraktive Einkaufsstraße, gute Restaurants  und Kneipen, das hat sie dort alles in erreichbarer Nähe.
Jetzt haben wir Corona. Die attraktive Einkaufsstraße, so berichtet uns Astrid ein ums andere Mal,  sei wie tot , die Gastronomie … mausetot,  und der Stadtwald?  "Der ist der Hotspot geworden für uns Großstadt-Menschen , die wir ja sonst nirgendwo mehr hinkönnen!" Mit Open-Air-Sport würden sie dort alle den Lockdown kompensieren. „En masse!“ 
Astrid genervt:  „Sie walken, joggen, biken,  stretchen, chillen…..“ Kurzum: Es sei da unerträglich  voll geworden!
Was macht Astrid? Sie kommt immer häufiger zu uns raus „aufs Land“,  an den Stadtrand, wo spießige Reihenhaus-Siedlungen an die ersten Äcker grenzen und sogar hin und wieder Kühe grasen.
Astrid ist ganz begeistert, dass wir dort morgens fast allein spazieren gehen können. Die Feldwege sind  - abgesehen von ein paar anderen Frühaufstehern und drei, vier Hundehaltern – tatsächlich leer. Es wird ab zehn oder elf Uhr deutlich belebter, aber – O-Ton Astrid „ Kein Vergleich meinem Tollhaus von Stadtwald!“  In der Tat haben wir es eher ruhig, man kann weit gucken, der Himmel ist frei….
Was Astrid aber am meisten begeistert: „Die Leute grüßen noch!“ Tatsächlich wünschen wir uns auf diesen Wegen noch nach guter alter Sitte „Guten Tag!“ Manche Spaziergänger kennen wir auch vom Sehen, aber wir grüßen auch einfach so – warum auch nicht?
Astrid genießt es förmlich, dass da ab und zu „Gegenverkehr“ kommt.  Blickkontakt, ein kurzes Innehalten… “Guten Tag!“

„Frauen grüßen bereitwilliger als Männer,“ so hat sie jetzt ihre neuartigen Erfahrungen hochgrechnet.  „Und Hundebesitzer grüßen immer. Bei Jugendlichen lässt es dagegen schon nach…“
Uns war das in der Form gar nicht bewusst. Astrid hat uns die soziale Dimension des Spazieren Gehens in Erinnerung gerufen. Dass wir uns draußen … von Mensch zu Mensch begegnen.
Wie auch immer: Beim letzten gemeinsamen Spaziergang hat Astrid aus lauter Vorfreude immer schon als erste gegrüßt.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (19.04.21)
Deckt sich mit meinen Erfahrungen als Landei.
Lg
Ekki

 AchterZwerg (19.04.21)
Ist hier genauso.
Etwas voller ist es allerdings geworden, was aber den Vorteil mit sich bringt, dass ich zu jeder Tages- und Nachtzeit joggen gehen kann: Ein- zwei Hundehalter oder auch mal einen Reiter treffe ich immer - und fühle mich absolut sicher.
Und gegrüßt wird wie verrückt. Das Reitervolk vielleicht etwas von oben herab ...

Auch von mir einen guten Tag
Agnete (66)
(20.04.21)
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