Memmingen

Groteske zum Thema Schöpfung

von  RainerMScholz

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In der Mutter hatte ich schon einen unwillkürlichen Steifen, als ich noch als Embryo in ihr steckte. Vielleicht auch nicht ungewollt. Wo du, Vater, vor Lust starbest, bin ich groß geworden.
Nur einer dieser Trillionen hat es geschafft. Was sagt das über dich? Und was über mich. Wie wären sie gewesen, meine vergeudeten Brüder und Schwestern, die vergeblich der Sonne im Innern zustürzten; und im Nichts vergingen, in Falten verschwanden von Raum und Zeit, auf dem Weg verendeten, von je her zur Vergeblichkeit verdammt, namenlos, ohne Form oder Konsistenz, eine Sudelei, die zum Grunde des Mutterkuchens tröpfelt und versickert in der Unendlichkeit ungeratener Eiweißaufnahme eines wirklich unbekannten Körpers, der Wärme spendet, Zuflucht und den Tod.
Das Heft aus der Scheide gezogen, dass das Blut die braunen Äcker tränke.
In der Ferne grünt die Linde und der Herbst der Schnitter naht mit den Himmeln.
Die Wasser steigen. Rostig scheinen sie und geliert von totem Leben. An dieser Brust saugt ein toter Gott, der leise summt. Von toten Lebendigen. Und der Neuzusammensetzung aller Teile.


© Rainer M. Scholz

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