Die Gehäuteten

Gedicht zum Thema Kultur

von  RainerMScholz

Schreien in der Nacht,
baumeln am Haken
und sind ganz nackt
und bloß und tot;
ihr Blut sickert in Rinnen,
corioliert in
Löchern und Abflüssen.
Einst waren sie zum Küssen.
Jetzt kleidet uns
ihre Haut,
wir essen ihr Fleisch.
Unsere Zunge gleitet über ihre Augen,
wir sprechen was sie sahen.
Wir hören ihr Lachen,
als sie noch lebten,
und schreiben das auf.
Das ist der Lauf
satter Kunst.
So verschwinden Welten in Dunst
und Nebel,
sie vergehen mit dem Knebel
unserer Wohlgesinntheit,
des Verständnisses
und des Intellekts.
Wir schauten auf euch
wie auf das Leben eines Insekts,
und warteten auf den Tod.

Das Leben ohne Haut ist rot.


© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (21.05.21)
ehe der mensch sich häutet
ist alles ausgebeutet
und er selber blutleer
doch kümmerts keinen mehr.

grüße
h.

 RainerMScholz meinte dazu am 21.05.21:
Gott schaut von oben:
kein Grund zu loben.
Gruß + Dank,
R.
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