Aquarell und Quälerei

Gedicht zum Thema Kunst/ Künstler/ Kitsch

von  Papalagi

Aquarell und Quälerei
Es ist so syn-Ästhetisch
Gekreuzigt auf der Staffelei
Beinah erstickt im Dunst der Farben
Ich lebe theoretisch
Mit Malen
Armen
Jesus gleich
Nur bloß mit Fleckennarben

Mit Pinselmessern statt der Hände
Lauf ich schnell hoch
die Leinwandwände
Erdrücken mich, schenken mir Frieden
Bringen die Farbe, Blut zum Sieden

Malerei und Quälerei
Von Mona Lisa hin zum Schrei
Im Nu, in 2 Sekunden
Tief eingezogen fest verbunden
Und statt wozu frag ich bloß "why?"

Die Kunst und Lust als Diagnose
Diogenes' wunschloses Sein
Als Fluch und Segen als Prognose
Für jedes Ja, vielleicht und Nein

Auf die Leinwand spritzt sie rein
Aus Liebe zum Detail
Und jedem letzten Hänschen klein  
Bringt sie schlussendlich Heil
Denn Wahrheit liegt im Wein
Oh nein, ich meine, dass ich wein'

Doch es ist gut, und es ist fein
Mal mit Fineliner auf 'nem Stein
Auf dem Gesicht, dem Arm und Bein

Ich mal auf Möbeln und Personen
Will aufhören und mich kneifen
Muss ich, muss meine Kunst denn reifen?
Und mich dann mit den Likes belohnen
Kann ich sie pflücken auf gut Glück
Die gibt es dann serviert zum Frühstück

Nun ist die Kunst denn eine Qual?
Ist sie der Wunderquelle gleich?
Bin ich verflucht, hab keine Wahl?
Werd ich dank Kunst berühmt und reich?
Ich weiß nicht...

Aquarell und Quälerei
Es ist so syn-Ästhetisch
Gekreuzigt auf der Staffelei
Wenn auch nur theoretisch

Lebe mit Malen, Jesus gleich
Mit Flecken wie mit Narben
Die kommen nicht vom Lanzenstreich
Vielmehr aus Tuben mit den Farben...

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram