Arendts

Erzählung zum Thema Schule/ Studium

von  tueichler

Als wir letztens beim Onkel meiner Frau zu Besuch waren, einem altgedienten Berufsschullehrer und Alt-68er, da spazierten wir so durchs Bergische Land und kamen im Gespräch auf dies und jenes. Unter anderem auch auf unsere Schulzeit.
Karl besuchte Ende der 40er / Anfang der 50er in Bochum das Gymnasium und hatte dort seine Erfahrungen mit dem damals dort verfügbaren Lehrkörper gemacht. Da war einer, der im Sprachgebrauch der Schüler nur ‚das Frontschwein‘ genannt wurde, weil er in jeder Stunde, früher oder später darauf zurück kam, wie ihm im Panzer kurz vor Moskau der Sprit ausging, schwer traumatisiert vom Krieg. Oder Fräulein Sassendonk, der Beschreibung nach klein, rundlich, Stachelbeerbeine, übelriechend und von fiesem Charakter, wer weiß, was ihr so widerfahren war, dass sie so gar keine Sympathien der Schüler erwarb.
Und dann kam er auf einen besondern Lehrer zu sprechen. Ein Doktor sowieso, der Musik unterrichtete und die Schüler in 3 Bankreihen einteilte. Erste Reihe diejenigen, die einigen musikalischen Verstand hatten, zweite Reihe diejenigen, die zwar nicht singen konnten, jedoch noch hinreichend musikalisch waren und die dritte Reihe mit den ‚Experten‘, bei denen Hopfen und Malz verloren war und deren Hauptaufgabe in den Stunden war, die Klappe zu halten. Karl gehörte dazu.
Der Doktor hatte wohl eine gewisse Überheblichkeit, die es ihm nicht erlaubte, für die Zeit des Unterrichts auszublenden, dass er seine Kompetenz für diese Schüler als Verschwendung erachtete. Es hat sich in einer jener Stunden wohl Folgendes zugetragen. Ein ‚Experte‘ hat irgendetwas gesagt, das die Klasse zu Erheiterung animierte, jedoch den Unterricht nicht wesentlich beförderte. Herr Doktor daraufhin vor der Klasse nachdenklich in seinem Bochumer Dialekt ‚Arendts, Arendts, wie kommt dat eigentlich, dat Du so doof bist. Kommt dat vielleicht weil du immer so viele Köpper in‘ Sandkasten machen tust … ?’
Heute würde so ein Spruch wahrscheinlich eine pädagogische Karriere direkt beenden und eine Anzeige der Eltern nach sich ziehen. Damals hat das wohl nur dazu geführt, dass sich die Klasse fürstlich auf Kosten des armen Arendts amüsierte und eine Anekdote entstand, die bis heute überlebt hat. Vielleicht sogar beim musikalisch völlig unbegabten Arendts.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (25.05.21)
zuBesuch -> zu Besuch
traumatisierte -> traumatisiert

 tueichler meinte dazu am 25.05.21:
danke fürs aufmerksame lesen 😂

„L“ .... haste nicht gemerkt 😂😂😂😂

Antwort geändert am 26.05.2021 um 00:29 Uhr

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 26.05.21:
Nein, erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
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