Von einem vormals großen Narren, der nun frohgemut auf vorbestimmtem Wege wandelt

Ansprache zum Thema Allzu Menschliches

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)

Da steh' ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Heiße Magister, heiße Doktor gar,
Und ziehe schon an die zehn Jahr'
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum –
Und sehe, dass wir nichts wissen können!
...
Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab' ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;

dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält 1 
Ist es nicht so, dass wir alle gerne wissen wollen, was die Welt im Innersten zusammenhält? Und mühen sich an den Universitäten dieser Welt nicht kluge Köpfe in den unterschiedlichsten Wissenschaftsgebieten redlich ab, dieses große Rätsel lösen zu wollen?
  Aber ist es nicht so, dass je mehr „Antworten“ sie finden, umso mehr neue „Fragen“ auftauchen? Vieles dafür spricht, dass wir auf diesem Wege der wissenschaftlichen Forschung niemals die Wahrheit erkennen werden?

Viele sind diesen Weg erst gar nicht gegangen. Haben sich nicht erst zehn Jahre wie Faust redlich bemüht, sondern haben recht schnell den anderen Weg erwählt, sich der Magie ergeben und sind in die Welt der Geister und Dämonen eingetaucht.

  „Oh, ihr Irrenden! Ihr wisset nicht, was ihr tatet und tut. Die Geister tun kund, wohl manch Wahres auch. Aber um euch zu erleuchten? Ihr Narren! Was Andres führen sie im Schilde und lenken euren Schritt und Blick dem Abgrunde entgegen, diese gewieften Betrüger von Urzeit an!“2
Und wer war der größte dieser Narren? Nun, ich selber! 3
„Aber jetzt stehe ich hier, ich armer Tor,
bin jetzt weitaus klüger als  zuvor.
Ein gnädig Schicksal mich bewahrte
zu enden in geschickt getarnter Grube.
Darf mich nennen Gotteskind schon 36 Jahr,
und gehe frohgemut auf vorbestimmtem Wege!“


Anmerkung von Bluebird:

1  Faust I, Monolog, Goethe
2  Quelle bleibt  vorerst geheim
3   Errettet ...

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