Lied mit Stimme und Gabel

Anordnung zum Thema Stille

von  LotharAtzert

Um zu sprechen, singen, sich mitzu tei-len, bedarf es der Stimme. Zeit=Teil.
Was ist das, das Bestimmen? Muß man nicht ein Maß haben, um nach diesem ein anderes zu stimmen?

Die tiefe Stimme heißt Baß, die hohe Tenor. Das ist ein Maß, das irgendwo von irgendwem mit genauer Schwingungsfrequenzangabe hinterlegt wurde, was „maß-stäblich“ wurde. Das ist, weil die Tiefe immer langsamer schwingt, im Bauch irgendwo, aoum … nach oben hin das Hellklingendere schnellere. Je schneller die Schwingung, umso mehr entzieht sie sich dem menschlichen Gehör und Geblick lange zuvor, umso heller ihre Leichtigkeit ins Licht, entzieht sich der menschlichen Wahrnehmung.

Das sich in Allem Entziehen ist für uns im Archetyp Neptun verkörpert, wobei „entziehen“ sich bei Körper auf das ätherische Verduften und bei Tönen auf das in Leere ausschwingen bezieht. Oder das Ausschwitzen, welches das Wasser aus körperlicher Haft befreit, aus der Blase kommt, aus Eiter und derlei Jauchegruben, um immer zum Meer zurück zu ziehen – Arche-Typ.
Zwar kennen wir diverse Tonträger, die einen Ton über Jahrhunderte festhalten können, aber das ist nur sein Leichnam. Kein Ton ist festhaltbar. Einmal gespielt, gesungen, gesagt, verklingt er alsbald. Ein Wiederabspielen – wieder-holen - zuhause findet in einer anderen Zeitqualität statt. (Ach! Noch nie von Zeitqualität gehört? – „niemand steigt zweimal ins selbe Wasser …“)
Ah – Raumqualität, ja das hier ist nicht dort.

Stimme ist Bestimmung des Wesens, seiner Eigenart. Jede Resonanzform hat ihre Eigenart. Nie kann ein Hirsch die Nachtigall nachahmen und diese nicht ein „Schlager-Star“, Rhinozeros usf.
Rhetorikkurse beim Menschen jedoch machen vieles möglich. Man lernt dort das Verstellen, bzw. wie man Macht erlang, je wo der Einsatz des Talentes erfolgt. Damit der Schüler ein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft vom goldenen Pimmel wird, wird ihm die eigene Stimme (der Auftritt) durch Training auf Erfolgskurs getrimmt. Erfolgreich ist dann, wer die meisten Follower hinter sich hat. Am Ende ist man ein charmanter, erfolgreicher Nichtsnutz ohne Verwirklichung, ohne Bedeutung, in welcher die Mehrheit sich nicht mehr als Spiegelung erkennt, sondern als Zeichen des Verdrängens den Krimi am Samstag Abend um viertel nach 8 guckt.
(„Das war unter Trump so“ werden einige sagen.“ Doch niemand weiß, was man nach Biden sagen wird. Nach der universalen Waage ist nach ihm wieder ein Trump-artiger dran. Sonst wäre bald das All im Arsch)

Mit dem ersten Schrei nach der Geburt ist die Bestimmung abgeschlossen – und klingt aus mit dem letzten Atemzug.
Die Bestimmung stimmt stets, doch wenn die Annahme des Weges in den Ereignissen verweigert wird und man zum Doktor rennt, sich impfen und pimpfen zu lassen … hat man eben zuletzt keine Eigenständigkeit mehr und hat man keine Eigenständigkeit, so hat man gar nichts, außer dem Kollektiv, dem Stier, der Herdennatur.

Nein, eigenständig wird man nur, wenn man den Ereignissen, in die wir geworfen sind, irgendetwas Essentielles abgewinnen kann, eine be-deutende Erfahrung, das ist die Lebensleistung, die jedes Ego zu erbringen hat, von nichts kommt schließlich nichts.

Ob Sie mir jetzt zustimmen, oder nicht, das ist nicht mehr mein Bier. Genug! Jetzt heißt’s: „Hoch die Maß!!“


Anmerkung von LotharAtzert:

  Candlewolff ov Thee Golden Chalice

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (28.06.21)
Lieber Lothar,

ich hatte einige Jahre einen Lehrauftrag für "Rhetorik und Kommunikation" an der Frankfurter FH inne und bin noch heute sehr stolz darauf.
Dort wird nämlich nicht vordringlich die Kunst der Verstellung gelehrt, sondern die, sich aus einem verschüchterten Wesen zu einem selbstbewussten Menschen zu entwickeln, der sich zu wehren versteht.
Mich selber unterrichtete seinerzeit ein pfiffiger, einfühlsamer Jesuit, dem ich mein Leben lang danken werde. Ihm und den Göttern, die mich ihn kennenlernen ließen.

Das dazu.
:)

 LotharAtzert meinte dazu am 29.06.21:
Lieber 8. Zwerg

Sich "aus einem verschüchterten Wesen zu einem selbstbewussten Menschen zu entwickeln" das macht auch das Leben selbst, wenn man willens ist, es anzunehmen, ohne Lehrauftrag.. Wenn ich für alles erst einen Offiziellen brauche, der mir zeigt, wie etwas geht, werde ich nur "scheinselbständig" - das Wort ist aus der Wirtschaft, passt aber auch mal bei mir.

Ich verstehe dich durchaus, setze aber für mich der rhetorischen Geschliffenheit die Wahrhaftigkeit des unbehauenen Klotzes entgegen.

Im Übrigen geht es beim Text um die Bestimmung und nur ganz am Rande um Rhetorik, die austauschbar ist - hätte auch Musikunterricht sein können.

Kurz: es geht mir stets darum, aus sich selbst zu schöpfen, nicht aus etablierten Systemen.

Danke
:)
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