Verloren gehen oder gerettet werden, etwas Anderes gab es für Paulus nicht!

Essay zum Thema Alles und Nichts...

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)

Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verlorengehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft 1
Dieser Satz war eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen, zeigt aber gerade deshalb überdeutlich, wie Paulus die Menschheit gesehen hat: Die einen gehen verloren und die anderen werden gerettet
    Wie aber erkennt man nun – nach Paulus – ob man ein Geretteter oder ein Verlorener ist?

„Ich habe nichts Böses und manches Gute getan und werde guten Gewissens vor Gott - wenn es ihn denn wirklich geben sollte – treten“, habe ich schon manchen sagen hören. Klingt nicht unlogisch, aber nach Paulus nur eine Beruhigungspille.
  Für ihn zeigt die Reaktion auf die Botschaft vom Kreuz, wie der aktuelle Status eines Menschen ist: „Lehnt er die Botschaft vom Kreuz lebenslang ab, ist er ein Verlorener. Hat er sie angenommen, wird er am Ende gerettet werden!“

Gibt es angesichts der vernichtenden Brutalität dieser Aussage noch etwas Ermutigendes zu sagen?

Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 2
Es besteht also - nach Paulus - Hoffnung, dass aus einem derzeit Verlorenen noch ein Geretteter werden kann. Wer für sich persönlich mit erlösender Wirkung erfasst, dass Jesus Christus für die Sünden aller Menschen gestorben ist, der hat das rettende Ufer erreicht.
  So weit also Paulus. Aber was ist davon zu halten? Ist das nicht alles viel zu radikal?
Persönlich denke ich, dass er Recht hat! Es sich tatsächlich - im Großen und Ganzen - so verhält, wie er es behauptet hat! Sich am Kreuz - Annahme oder Ablehnung - das Wohl und Wehe der Menschheit entscheidet.


Anmerkung von Bluebird:

1 1. Korinther 1, 18
2 1. Timotheus 2,4

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (30.06.21)
Das Kreuz ist für uns alle das A und O. Im Sinne von Paulus. Klar, daß das nicht für die Menge bestimmt war damals. Und heute ist es immer noch so. Es ist die Frage, ob du es richtig „deutest“.

Um das Kreuz zu verstehen, muß man jedes Teil davon gesondert betrachten, um es zuletzt als Ganzes zu erkennen – zu „fügen“, wie wir sagen.
Der Balken links bis zum Balken an der Basis symbolisiert die stoffliche Causa.
Von da bis zum rechten Teil kommt das Leben hinzu, das wir ohne das noch folgende niemals verstehen, da können die Menschen noch so herumforschen (obwohl der Hawking vielleicht eine Ahnung hatte, ich weiß es nicht). Damit ist die irdische Schale vollendet.

Der rechte Balken eilt zum höchsten Punkt am Himmel, euer Gott, wie ihr ihn euch denkt? – wieder weiß ich es nicht.
Jedenfalls kommt jetzt der allesentscheidende Schritt, vom Zenit zum linken Balken, womit sich der Kreis zum solchen schließt: der in sich grundlose Urgrund.

Anfanglos, endlos, wo du frei bist, zu kommen, frei zu gehen und frei das Sein freigibst: Selbstbefreit.
Paulus wollte nicht, daß das an die Öffentlichkeit gelangte? Wer sollte das damals auch verstehen. Ich aber sah bei meinen Lehrern, wie sie nichts für sich selbst behielten und alles gaben, ohne Ansehen der Person.
Natürlich, vom linken Balken bis zum tiefsten Punkt der Basis (wo Adam Eva und die Schlange ruhen, jenes Zentrums das im Sanskrit Muladharachakra (Wurzelzentrum) heißt, sollte man so viel gelernt haben, daß man über die eigenen Bedürfnisse der Lebenserhaltung des groben Körpers und seines Lebensodems verfügt.

Von erleuchteten Wesen heißt es allerdings, daß sie in Notfällen stets ihren eigenen Körper aufgeben, um hungrige Mägen damit füllen zu lassen. Damit eine Tigermama ihre vier Jungen durchbringen konnte, soll Buddha, als er noch Bodhisattva war, seinen Körper für ihr Leben gespendet haben, um sie vor dem Hungertod zu bewahren. Ob diese Geschichte sich so zugetragen hat, ob sie „wahr“ ist, spielt fast keine Rolle dabei – du sollst nur erkennen, was für mitfühlende Charakterzüge denkbar sind, und wie weit du und ich von einer solchen Verwirklichung noch weg sind. - Wegen Eigendünkel – ein Bildwort, das für jene dunkelt, die ihr Ich für etwas halten.
Alles hinzugeben für den Urgrund der Schöpfung ist erlösend. Frei zu kommen, frei zu gehen, frei von jedweder Vor_Stellung.

Das Kreuz auf sich nehmen geschieht für die Christen aus Barmherzigkeit und allerbarmend ist auch der Bodhisattva Chenresig, dessen Mitleid mit allen Wesen – wieder als zu betrachtendes Urbild angeboten – ihn bis in die unterste Hölle treibt und mit tausend Armen die Gepeinigten zu retten sucht. Die tausend Arme des Chenresig oder skt. Avaokiteshvara, stehen sinnbildlich für all die Barmherzigen in den drei Zeiten, deren Kraft Ihm beim Anblick des Leids spontan als tausend helfende Arme verfügbar wird. Das übersteigt jede Vorstellung von Religion und Nichtreligion, von Esoterik und so weiter, oder was auch immer für Klamotten.

Der Urgrund, sein Prinzip ist längst verloren gegangen. Der formfügende Geist ist ihm gefolgt und das Leben steht schon lange auf der Kippe. Nur der Stoffgrund ist noch halbwegs stabil.
OM MANI PEME HUNG

Kommentar geändert am 30.06.2021 um 21:00 Uhr

 DanceWith1Life (30.06.21)
Gleich mit dem ersten Satz polarisierend, drängt der Autor den Leser dazu, ( das nebenbei formulierte "uns", wer immer das sein mag, als bereits errettetes zu verstehen) von einem Menschen ausgehend, der zwiespältiger nicht beschrieben werden könnte.
Dieser Mensch betrachtet die Menschheit.
Als Ganzes?
Nein, als bereits aufgeteilt in zwei Lager, die einen bereits gerettet, die anderen fast schon chancenlos.
Das ganze jenseits von "Gut und Böse", wenn man den "weiterführenden Gedanken" des Autors ausformuliert.
Einzige Hoffnung, laut Interpretation des Autors bestünde darin,die "Botschaft vom Kreuz" anzunehmen.
Mein psychologischer Berater findet leider keinen Präzedenzfall solcher Vermessenheit, ausser eben in religiösen Weltanschauungen.
Als wirklich erlösende Pointe des Spektakels, die Prämisse, dass aus jedem jederzeit ein Geretteter werden kann.
Das ist für meinen Geschmack, dann ein wenig zu flach und fast schon gruselig.

Kommentar geändert am 30.06.2021 um 23:31 Uhr

 Graeculus (30.06.21)
Da es weder einen Gott noch ein Leben nach dem Tode gibt, kann ich vom Standpunkt eines durch und durch irdischen Menschen nur sagen: Diese Unterteilung in die Guten (wir) und die Bösen (die anderen) hat viel Unheil angerichtet in der Welt.

 DanceWith1Life meinte dazu am 30.06.21:
ich kann nur staunen wie überzeugend ein erklärter Atheist einen derart göttlichen Standpunkt zu Papier bringt.

 Dieter Wal (30.06.21)
Glücklicherweise ist die theologische Linie christlicher Biblizismen nicht deckungsgleich mit paulinischer Theologie, sondern ein äußerst putziges laienchristliches Hampelmännlein neben der schönsten Libelle dieser Welt. Die Paulinischen Briefe sind bei diesem Vergleich die atemberaubend schönste Libelle, Biblizisten und ihre monotones Gerede das Hampelmännlein.
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