Buh-Rufe als Zeichen von Respekt

Essay zum Thema Betrachtung

von  EkkehartMittelberg

Es gehört inzwischen zum normalen Fan-Verhalten in allen Fußballstadien der Welt, Spieler des Gegners mit Buh-Rufen zu bedenken, wenn sie vermeintlich oder tatsächlich gefoult haben.
Damit hatten aber die pausenlosen Buh-Rufe der englischen Fans im Wembley-Stadion nichts zu tun. Man könnte sie mit vornehmen Schweigen übergehen, wenn eine vergleichsweise große Zahl deutscher Zuschauer diese Unart stimmgewaltig geteilt hätte.
So aber nutzten die englischen Zuschauer ihre numerische Überlegenheit schamlos aus, um die deutschen Spieler zu entnerven.  Schockierend, wie britische Fans sich über ein Minimum von Fairplay hinweggesetzt haben.
Es kann einem aber die Sprache vor Erstaunen verschlagen, dass ein deutscher Kommentator die Buh-Rufe (auch bei der deutschen Nationalhymne) als Zeichen von Respekt gegenüber dem Gegner umzudeuten versuchte. Das ist lächerlich und offenbart keineswegs souveränes über den Dingen Stehen.
Abgesehen davon war der Sieg der englischen Mannschaft verdient, weil sie anders als die deutsche ihre wenigen Chancen genutzt hat.-

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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (30.06.21)
daß engländer je coventry vergessen
vergiss - die sind von rache noch besessen.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.06.21:
Merci, Henning, das war nicht immer so. Nach dem 2. Weltkrieg 1957 habe ich bei einem Schüleraustausch in England viele kluge und faire Diskussionen erlebt. Das Einvernehmen zwischen deutschen und englischen Schülern konnte besser nicht sein.

LG
Ekki

 AZU20 (30.06.21)
Du hast in allen Punkten Recht. Ich bin nur froh, dieses deutsche "Gedudel" nicht länger mitansehen zu müssen. LG

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 30.06.21:
Ja, diese Liebe Liebedienerei einiger Journalisten macht mich fassungslos.

LG
Ekki

 JDvGoethe (30.06.21)
Gut analysiert, Ekki.
Respekt referiert m.E. eine charakterliche Komponente, die sich bei jedem Individuum - biographieabhängig - manifestieren konnte oder eben nicht. Fußball ist dabei nur ein Indikator von vielen, wo ein evidentes Defizit an demselben spürbar(er) wird.
Aber - haha - das wusste ja schon meine Großmutter...
In Respekt und mit herzlichen Grüßen.
JDvG

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 30.06.21:
Vielen Dank, JD, das Befremdliche ist die kollektive Respektlosigkeit, die sich bei Großveranstaltungen zeigt.

LG
Ekki

 Graeculus (30.06.21)
Kein Ruhmesblatt für die Erfinder des "Fair play". Den Sieg aber gönne ich der englischen Mannschaft. "Der Bessere möge gewinnen!" ist ein guter Grundsatz.

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 30.06.21:
Merci, Graeculus, dem Grundsatz stimme ich selbstverständlich zu.
Mir ist offen gestanden gar nicht wohl dabei, übersteigerten Fanatismus an den Zuschauern einer Nation festzumachen. Aber er wird von der englischen Boulevardpresse seit Jahrzehnten geschürt und deutsche Journalisten wagen es nicht, die Dinge beim Namen zu nennen. Beispiel: Die englische Boulevardpresse verglich den Stil des deutschen Fußballs immer noch mit Panzern, als hierzulande bereits das Flachpassspiel normal war, die Engländer aber noch kick and rush spielten.

 Graeculus ergänzte dazu am 30.06.21:
Offenbar ist auch die englische Boulvardpresse kein Ruhmesblatt. Man könnte obendrein vermuten, daß Panzer und Blitzkrieg ein englisches Trauma darstellen. Nie in seiner glorreichen Geschichte stand Großbritannien so dicht am Abgrund wie 1940.

Interessant wäre es zu erfahren, wie "die Deutschen" in der französischen, israelischen, polnischen und russischen Boulevardpresse wegkommen.

In der UdSSR der frühen 70er zumindest habe ich keinerlei Deutschfeindlichkeit erlebt, nicht einmal in Leningrad.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.06.21:
Leider kann ich deine hochinteressante Frage, wie die Deutschen
in der französischen, israelischen, polnischen und russischen Boulevardpresse wegkommen, nicht.beantworten. Aber ich war öfter in der UdSSR und später in Russland und habe ebenso wie du keine Deutschfeindlichkeit erlebt und das in dem Land, das unter der deutschen Invasion am meisten gelitten hat. Ich habe bisher noch keinen plausiblen Grund für dieses aus deutscher Sicht angenehme russische Verhalten gefunden.

 Terminator meinte dazu am 25.01.22 um 05:10:
Ich kann als Russlanddeutscher bestätigen, dass es eine veritable Germanophilie in Russland gibt, und man wundert sich dort über die Russophobie in Deutschland, die ihre Spitze bei der Journaille erreicht, bei den real people jedoch eher moderat ausfällt.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.01.22 um 19:10:
Die Russophobie der Journaille werde ich nie verstehen.

 GastIltis (30.06.21)
Lieber Ekki,

der Fußball hat wohl seine eigenen Gesetze. 1965, also ein Jahr, bevor England mit dem legendären Wembley-Tor Weltmeister wurde, war ich in einem tschechischen Feriencamp, in dem ich mich mit einigen englischen, etwas jüngeren Campern angefreundet hatte. Da in dem Camp viel Sport, u.a. auch Fußball, gespielt wurde, hatten wir ein gutes Thema, zu dem wir uns austauschen konnten. Obwohl wir zu der Zeit wenig Zugang zum englischen Fußball hatten, war ich doch ganz gut informiert. Das verbindet. Ich hatte zu der Zeit keinerlei Gefühl, dass die jungen Leute in irgendeiner Hinsicht uns (es waren auch Westdeutsche im Camp), als ehemalige Kriegsgegner betrachteten.
Ich vermute, dass der Groll der englischen Fans daher rührte, dass das ominöse Wembley-Tor, es wurde ja besonders von deutscher Seite vehement angezweifelt, ihnen mehr geschadet als genützt hat, zumal sie diesen Erfolg bis gestern nicht wiederholen bzw. bestätigen konnten. Aber ich kann mich auch täuschen. Wenn sie nun 2021 noch Europameister werden sollten, was ich nicht glaube, dann würde vielleicht wieder alles gut. Wir werden sehen.

Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.07.21:
Merci, Gil, das ist es, was mich betroffen macht. Nationalistische Animositäten waren in den 50er und 60er Jahren in Europa weniger vertreten als heute. Wenn sie aber so massiv daher kommen wie jüngst im Wembley-Stadion, ist die alles verstehende Toleranz deutscher Kommentatoren keineswegs hilfreich.
Herzliche Grüße
Ekki

Antwort geändert am 01.07.2021 um 11:30 Uhr

 TassoTuwas (02.07.21)
Hallo Ekki,
die Fußballgemeinde hat das Ausscheiden größtenteils gelassen zur Kenntnis genommen.
Es besteht also Hoffnung
und
Reporter labern ohnehin
frag nicht nach tiefem Sinn!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.07.21:
Merci, Tasso es fällt mir schwer, in diesem Falle gelassen zu bleiben.
Herzliche Grüße
Ekki

 Willibald (04.07.21)
Ach ja:

God save our gracious Queen,
Long live our noble Queen,
God save the Queen:
Send her victorious,
Happy and glorious,
Long to reign over us:
God save the Queen.

O Lord, our God, arise,
Scatter her enemies,
And make them fall.
Confound their politics,
Frustrate their knavish tricks,
On thee our hopes we fix:
God save the Queen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.07.21:
Merci Willibald,
der Text der Nationalhymne spricht Bände.

LG
Ekki

 Willibald meinte dazu am 04.07.21:
London Times Zuschriften heute

Ma

9H AGO
I found the booing of the German football team embarrassing. It’s sport - not pantomime !

Reply

Recommend (60)
Gary Brimble
Ma

4H AGO
Come on! There is a bit of pantomime surely? But agree that booing any national anthem is disrespectful and says more about those who do it than the Nation on the receiving end.

Reply

Recommend (5)
Tif
Ma

5H AGO
What is so depressing is that it seems an entirely English trait. The spectators from no other country do it. In the context of Christian Eriksen's near death, it will be utterly shaming if there is a repeat at Wembley next Wednesday.

Reply

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.01.22 um 19:13:
Vielen Dank für die aufschlussreiche Übermittlung, Willibald.
LG
Ekki
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