Intuition

Interpretation zum Thema Denken und Fühlen

von  Terminator

Ich kannte den Begriff eine lange Zeit nur durch den Ausdruck "weibliche Intuition". Weiblich ist aber das Fühlen, nicht die Intuition: das (männliche) Denken richtet sich nach den Sätzen der Logik, z. B. dem Satz der Identität und dem Satz des zu vermeidenden Widerspruchs. Das (weibliche) Fühlen lässt zwei widersprüchliche Gefühle zugleich zu, z. B. Angst und Abscheu vor einer Vergewaltigung und die lustbesetzte Vergewaltigungsphantasie. Der Mann interpretiert dies entweder so: "Unschuldiger Engel, muss beschützt werden" oder "Dreckige Nutte, will vergewaltigt werden". Er will mit dem Denken Gefühle verstehen, und das ist unmöglich: Gefühle werden mit dem Einfühlen (Empathie) verstanden.

Aber was ist Intuition? Eine wahrnehmende, keine wertende kognitive Funktion. Wahrnehmung wird intuitiv mit Sinnlichkeit gleichgesetzt. Wie das Wort "intuitiv" im Satz verwendet wird, zeigt, dass Intuition kein Denkakt ist, sondern auf alle vorangegangenen Denkakte rekurriert. Intuition ist nicht sinnliches, sondern geistiges Wahrnehmen. Gefühlt ist Intuition näher am Denken als am Fühlen: Daniel Kahneman nennt das, was der kognitiven Funktion der Intuition entspricht "schnelles Denken" und das eigentliche Denken "langsames Denken". Intuition ist aber mehr als anstrenglungsloses Denken auf Autopilot.

Der intuitive Verstand sieht das Ganze, das bloße Denken ohne Intuition würde keinen Wald erkennen, sondern nur Bäume. Wenn die Definition von Wald "100 und mehr Bäume" wäre, würde das Denken die Bäume zählen und durch das Ergebnis feststellen, ob es sich um einen Wald handelt. Und ist es wirklich ein Fehler, wenn die Intuition in Bruchteilen einer Sekunde 98 Bäume als einen Wald erkennt?

Extravertierte Intuition (Ne) ist Bäuerinnenschläue, extravertiertes Fühlen (Fe) ist kognitive Empathie. Der weibliche, nicht trennende, sondern verbindende Zugang zur Außenwelt, braucht keine langen Analysen, um die Lage zu checken. Dominieren diese beiden Funktionen (wie insbesondere bei ESFJs und ENTPs), ist es leichter, herauszufinden, was andere wollen, als was man selbst will. Introvertierte Intuition (Ni) ist dagegen das Zielsuchgerät der individuellen Sinnfindung und konzentriert die Willenskraft auf einen Punkt.

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (04.07.21)
Gefühle werden mit dem Einfühlen (Empathie) verstanden.
Empathie beruht doch auf Spiegelneuronen, oder?
Die machen aber nicht die Gefühle eines anderen zugänglich, sondern projizieren die eigenen Gefühle auf den anderen: Wie würde ich mich fühlen, wenn ich in einer solchen Lage wie der andere wäre?

Von dieser Projektion profitieren geschickte Manipulateure wie Schauspieler und Bettler, ohne daß sie tatsächlich solche Gefühle hätten.

Wie sollten wir feststellen, welche Gefühle andere tatsächlich haben?

Ob es überhaupt eine auf Gefühlen basierende Überwindung der Kluft zwischen Ich und Du gibt?

 Terminator meinte dazu am 04.07.21:
Empathie beruht doch auf Spiegelneuronen, oder?
Nein, auf der Fähigkeit, mitzufühlen. Wenn man aber von einer vulgär materialistischen Annahme ausgeht, kommt man nicht weiter: Das Denken findet doch im Gehrin statt, oder? Aber im Gehirn ist gar kein Satz vom zu vermeidenden Widerspruch! Schneide mir ein Gehirn auf und zeige mir, wo sich da die Gesetze der Logik befinden!

Wie würde ich mich fühlen, wenn ich in einer solchen Lage wie der andere wäre?
Das ist affektive Empathie. Aber was ist zuerst: erkenne ich zuerst, was der Andere fühlt (kognitiv) und fühle dann mit (affektiv), oder fühle ich sofort, weil ich Spiegelneuronen habe, mit, und erkenne erst dadurch die Emotion?

Ob es überhaupt eine auf Gefühlen basierende Überwindung der Kluft zwischen Ich und Du gibt?
Geil, auch Frauen können also den Solispismus nicht überwinden! Wie viele Männer sind in der Philosophiegeschichte daran gescheitert, mit dem logischen Denken den Skeptikern zu beweisen, dass sie keine Projektionen ihres Bewusstseins sind! Ich würde sogar behaupten, mit dem Fühlen lässt sich der Solipsismus noch schwerer widerlegen als mit dem Denken, da das Fühlen Subjekt und Objekt nicht trennt. Sobald ich etwas fühle, ist es schon in mir und nicht mehr (nur) außerhalb. Darum kann Turd Flinging Monkey immer wieder den Spruch bringen: "Women are solipsistic".

 Graeculus antwortete darauf am 04.07.21:
Ja, wie kann man überhaupt erkennen oder sonstwie sicher sein, was ein anderer fühlt?
Was ich hervorheben wollte, Du jedoch nicht erwähnst, ist die 'Erfindung' von Lüge und Verstellung, die alles durchseucht und verunklart. Wohl nicht erst bei Menschen, sondern schon beim Kuckuck, der das Gefühl der Kindesliebe manipuliert.

Ich halte die Lüge für eine der bedeutendsten Erfindungen überhaupt, weil sie das gesamte Miteinanderleben revolutioniert.

 Terminator schrieb daraufhin am 04.07.21:
Die Lüge ist der beste Beweis der Wahrheit. Kann man lügen, ohne die Wahrheit zu kennen? Die Lüge widerlegt somit den Skeptizismus: nur wenn man die Wahrheit wissen kann, kann man auch lügen.

Verstellung zeigt, dass man Gefühle erkennen kann. Nur wer Gefühle bei anderen erkennen kann, kann sie auch manipulieren.

 Graeculus äußerte darauf am 04.07.21:
Dem Lügner kommt es nicht auf die Wahrheit oder auf die Gefühle des anderen an, sondern nur auf sein (wahrnehmbares) Verhalten.
Der Kuckuck möchte seine Eier ohne großen eigenen Aufwand ausgebrütet bekommen, der Betrüger das Geld seines Opfers, der Schauspieler den Applaus.
Deswegen kann man einen Lügner mit einer Lüge hereinlegen, den Schauspieler mit einem geheuchelten Applaus glücklich machen, den Bettler mit Falschgeld.

Das Kriterium ist nicht die Kenntnis des Gefühls, sondern des Verhaltens. Und in dieser Annahme über das Verhalten kann sich der Lügner ebenso irren wie der Belogene.

Daß man in irgendeiner Weise irgendeine Wahrheit kennen muß, um zu lügen, möchte ich nicht grundsätzlich bestreiten, aber so einfach, wie Du es darstellst, ist es m.E. nicht.

Antwort geändert am 04.07.2021 um 15:38 Uhr

 Terminator ergänzte dazu am 04.07.21:
Der Lügnerbelüger bzw. Betrügerbetrüger muss den Unterschied zwischen wahren Gedanken/Gefühlen und dem Verhalten kennen, allerdings reicht es, den Unterschied nur bei sich selbst zu kennen.

Denken und Fühlen sind nur spekulativ, wenn es um das Erkennen der wahren Gedanken/Gefühle bei anderen geht. Aber geht dem Erkennen ein Kennen voraus, wird das Erkennen treffsicherer. Und da kommt die Intuition ins Spiel.

 Graeculus meinte dazu am 04.07.21:
Da sind wir uns jetzt schon ziemlich nahe. Glaube ich.
Wenn wir einen pragmatischen Wahrheitsbegriff zugrunde legen, dann spricht der Erfolg für die Wahrheit der Annahme.
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