Hast du nicht schon mal

Lyrischer Prosatext zum Thema Gewissen

von  AlterMann


Hast du nicht schon mal, in einer schlaflosen Nacht -
einen anderen Menschen umgebracht?
Wolltest du dir die Genugtuung geben, zu bestimmen über das Ende -
von dessen Leben.
Aus Hass oder Zorn, aus bitteren Leid, und ging es dann schnell -
oder hattest du Zeit?
Und als er am Boden lag, so kalt und tot, ging es dir dann besser -
mit deiner Not?

Der Sarg, in dem deine Träume liegen, von der Rache, dem Traum -
deinen Schmerz zu besiegen.
Dein Hass und dein Zorn, dein so bitteres Leid, davongetragen -
nach so langer Zeit.

Die Schritte, das Schaukel, das sanfte Wiegen -
als sie mit ihnen die Stufen abstiegen.
Fortgetragen in dem Sarg, hast du dann bei dir nachgefragt -
konnte das dein Leid aufwiegen?

Hast du dich selber nie gefragt, ob es auch wirklich nur an ihm lag -
dass es deinen Hass so gab?
All diese Zeit, die verlorenen Stunden, unterdrückte Gefühle -
selbst nichts mehr empfunden.
Nur diesen Hass, diesen Zorn, diesen Schmerz, für nichts anderes Platz mehr -
in deinem Herz.
Statt zu lieben nur hassen, zuviel geweint statt gelacht -
das hat dich fürs Leben zu hart gemacht.

Doch beruhig dich, es wird in deinem Leben -
bestimmt noch viele Tote geben.
Zum Leben und Fühlen, zum Lieben und Hassen -
dafür gibt es da draußen noch riesige Massen.
Dieses drängeln an den vollen Kassen, das gibt dir nun auch schon -
genug Grund zum Hassen.
Es wird schon bald wieder passieren, neue Mordarten -
im Kopf wirst du sie ausprobieren.

Hast du schon mal, in einer schlaflosen Nacht -
einen komplett neuen Menschen gemacht?
Mit viel Liebe und Lust, dich hingegeben, und gezeugt voller Lust –
ein ganz neues Leben?
Dich gefreut, es geliebt, und ihm alles gegeben -
diesem neuem und noch so unschuldigem Leben?
Es gefüttert, gebadet, auf Händen getragen -
wolltest vielleicht ein zweites Kind wagen?

Dort liegt es, im Sarg nun, wird davongetragen, weil einer wie du -
wollte mutig es wagen.
Spät in der Nacht, einem anderem Leben, nach seinem Gutdünken -
ein Ende geben.

Die Schritte, das Schaukel, das sanfte Wiegen -
als sie mit ihm die Stufen abstiegen.
Dein Schluchzen, dein Jammern, dein Wimmern und Schrein, dein Wissen -
das kannst du nie verzeihen.

So schließt sich der Kreis, aus Hass und aus Wut, und keinem -
auch dir nicht, tat es je gut.
Denn: wenn einer stirbt, er stirbt nie allein –
irgendwo wird immer Familie sein.
Die voll Hass und Zorn nach Rache streben -
und dann geht es nur noch um dein Leben.

Dann hat mal ein Anderer, spät in der Nacht, ein anderen Menschen –
nämlich dich umgebracht!



Anmerkung von AlterMann:

gewidmet ...

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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (08.07.21)
Mich haben die seit Jahren blockiert, mir ist es trotzdem gelungen, das ist, Administrativer Weg bei mir im Profil, ohne einen umbringen zu wollen.
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