Frühes Leid

Text zum Thema Biographisches/ Personen

von  Fridolin

Illustration zum Text
Holzkiste1
(von Fridolin)
Ilse war die Tochter des Hausbesitzers. Sie war schön und klug, sie ist jedenfalls Apothekerin geworden. Und sie war noch ein Jahr älter als mein großer Bruder, der mir mehr als drei Jahre voraus war, aber sie spielte durchaus schon mal mit uns.
      Auf der Terrasse gab es eine große, längliche Holzkiste, in der drei Kinder, hintereinander sitzend, bequem Platz fanden. Man konnte sich vorstellen, in einem Boot zu sitzen, auf großer Fahrt. Die Rollen waren verteilt; Ilse und meine Brüder waren Vater Mutter Kind, und natürlich wollte ich da auch dabei sein. Es sah gar zu schön aus, wie sie da so in der Reihe in der Kiste saßen, die schöne Ilse mit ihren um den Kopf gelegten Zöpfen in der Mitte zwischen ihnen. Begeisterung löste mein Wunsch allerdings nicht gerade aus; nach einigem hin und her reichte es so eben zu dem Angebot, ich könne ja den Onkel spielen, der zu Besuch kommt.
     
      Ein Klügerer als ich hätte daraus sicher etwas machen können, aber mir kam es gerade nur wie eine Ohrfeige vor. Ich sehe mich um die Hausecke schleichen, mühsam die Tränen unterdrückend, bis ich endlich außer Sichtweite war. Dagobert Duck kannte ich zu der Zeit leider noch nicht. Aber ich glaube auch nicht, dass das Ilse imponiert hätte.

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