Wer die Toten ruft, sollte sich nicht wundern, wenn sich Geister melden

Anekdote zum Thema Geister

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)

Samuel aber war gestorben, und ganz Israel hatte ihm die Totenklage gehalten und ihn begraben in seiner Stadt Rama. Und Saul hatte die Totenbeschwörer und Wahrsager aus dem Lande vertrieben.
    Als nun die Philister sich versammelten und herankamen und sich lagerten bei Schunem, versammelte Saul auch ganz Israel, und sie lagerten sich auf dem Gebirge Gilboa.

Als aber Saul das Heer der Philister sah, fürchtete er sich, und sein Herz verzagte sehr. Und er befragte den HERRN; aber der HERR antwortete ihm nicht, weder durch Träume noch durch das Los »Licht« noch durch Propheten. Da sprach Saul zu seinen Knechten: „Sucht mir eine Frau, die Tote beschwören kann, dass ich zu ihr gehe und sie befrage.“ Seine Männer sprachen zu ihm: „Siehe, in En-Dor ist eine Frau, die kann Tote beschwören.“

Und Saul machte sich unkenntlich und zog andere Kleider an und ging hin und zwei Männer mit ihm, und sie kamen bei Nacht zu der Frau. Und Saul sprach: „Wahrsage mir doch durch einen Totengeist, und hole mir herauf, wen ich dir nenne.“ Die Frau sprach zu ihm: „Siehe, du weißt doch, was Saul getan hat, dass er die Totenbeschwörer und Wahrsager ausgerottet hat im Lande; warum willst du mir denn eine Falle stellen, dass ich getötet werde?“

Saul aber schwor ihr bei dem HERRN und sprach: „So wahr der HERR lebt: Es soll dich in dieser Sache keine Schuld treffen. Da sprach die Frau: Wen soll ich dir denn heraufholen? Er sprach: „Hol mir Samuel herauf!“
    Als nun die Frau Samuel sah, schrie sie laut und sprach zu Saul: „Warum hast du mich betrogen? Du bist Saul.“
    Und der König sprach zu ihr: "Fürchte dich nicht! Was siehst du? Die Frau sprach zu Saul: Ich sehe einen Geist heraufsteigen aus der Erde. Er sprach: „Wie sieht er aus?“ Sie sprach: „Es kommt ein alter Mann herauf und ist bekleidet mit einem Priesterrock.“
  Da erkannte Saul, dass es Samuel war, und neigte sich mit seinem Antlitz zur Erde und fiel nieder. 

Samuel aber sprach zu Saul: „Warum hast du meine Ruhe gestört, dass du mich heraufsteigen lässt?“  (1.Samuel 28)
Nun wissen wir nicht, ob sich diese Geschichte wirklich so zugetragen hat, aber ist es nicht  erstaunlich, wie offen und konkret das Themen Totenrufung/Spiritismus behandelt wird?
  Dem Text zufolge gab es im damaligen Israel – verbotenerweise - „Totenbeschwörer“, die in dem Ruf standen ihr Handwerk zu verstehen. Männer und Frauen, die tatsächlich Tote aus dem Totenreich herbeirufen konnten.
  Im Falle der Frau von En-Dor war es sogar einen Gottesmann wie Samuel.
Man übertrage das mal auf die heutige Zeit. Ein von Gott verlassener Kardinal läuft zu einer Spiritistin, lässt den Petrus rufen. Der erscheint dann und sagt: „Was stört ihr meine Totenruhe!“
  Eine groteske Vorstellung, oder?

Gleichwohl wäre es fahrlässig, über über solche Totenrufungen gleich den Stab zu brechen. Denn entsprechende Berichte im Spiritismus und Okkultismus sind so zahlreich und teilweise auch gut dokumentiert, als dass man - redlicherweise - solche Phänomene  einfach als Spinnerei oder Humbug abtun könnte. Aber vielleicht mal etwas genauer hinschauen! Was geschieht da eigentlich wirklich?
      Da wäre da erst einmal zu klären, ob sich da wirklich Seelen aus dem Jenseits melden. Und dann, bei entsprechender Evidenz, wäre zu klären, ob es auch tatsächlich die sind, die sie vorgeben zu sein.

Ein persönlicher Warnhinweis:
Vor einer Teilnahme an entsprechenden spiritistischen Sitzungen ist dringend zu warnen, weil es – wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung (1985) weiß - schwerwiegende Folgen haben kann.
    Man ruft die Geister nicht ungestraft!1
Saul übrigens starb am nächsten Tag in der Schlacht gegen die  Philister.


Anmerkung von Bluebird:

 1https://keinverlag.de/346576.text

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (21.07.21)
Kennst Du den Film, "Die Geister, die ich rief"?

 Bluebird meinte dazu am 21.07.21:
Nein

 DanceWith1Life antwortete darauf am 21.07.21:
Kann ich empfehlen, frag D.R., der kennt ihn sicher. Btw. wieso bleibt der eigentlich von deinen Texten fern, bei all dem was er hier zu mäkeln hätte?

Antwort geändert am 21.07.2021 um 16:36 Uhr

 Bluebird schrieb daraufhin am 21.07.21:
Wer soll D.R. sein?

 DanceWith1Life äußerte darauf am 21.07.21:
das hast du schön gefragt, Dieter Rotmund, donnerstagskolumne film&fußball

 Bluebird ergänzte dazu am 21.07.21:
Ach so ... nein, Dieter R. kommentiert nur noch selten meine Texte

 Regina (21.07.21)
Goethes "Zauberlehrling" zeigt eindrucksvoll auf, wohin es derjenige bringt, der sich auf Spiritismus/Okkultismus unverständig einlässt.

 Bluebird meinte dazu am 21.07.21:
Kann man sich verständig auf den Spiritismus/Okkultismus einlassen. Führt es nicht immer irgendwie in die Irre?

 Graeculus meinte dazu am 21.07.21:
Manchmal sagen die Toten aus der Unterwelt dem Lebenden etwas sehr Kluges - so z.B. der tote Achilleus dem Odysseus im XI. Gesang der Odyssee:
Sage mir ja kein verschönendes Wort für den Tod, mein Odysseus!
Strahlender! Lieber wäre ich Knecht auf den Feldern und fronte
Dort einem anderen Mann ohne Land und mit wenig Vermögen;
Lieber tät' ich's als herrschen bei allen verstorbenen Toten.
(V. 488-491)

Odysseus hat das übrigens ohne Schaden, aber belehrt überlebt.

 Regina meinte dazu am 22.07.21:
Am ende des Goethe-Gedichts kommt der alte Meister und weist die Geister in ihre Schranken.

 Dieter Wal (21.07.21)
Ein wundervoller Text der Tora. Sehr schön finde ich auch den 11. Gesang der Odysee diesbezüglich. Er ist auf seine Art ebenso wahr wie 1. Buch Samuel, nur halt von einer anderen Kultur, die jedoch bloß, weil sie anders und zu anderer Zeit überliefert wurde, deshalb keinesfalls weniger wahr ist. Das war die Erfahrung der damaligen Griechen mit dem Tod und der Welt danach. Ein eher düsterer Ort nach deren Erfahrung. Auch Samuel deutet solche Schattenhaftigkeit der Welt jenseits aller Dinge und Zeit an, was wenig erstaunt, stellt man sich nämlich ein Leben nach dem Tod mit einer Zeitachse vor, wäre dort keine Bewegung mehr möglich. Kein Leben nach unserer Vorstellung. Stellt man sich jedoch ein Leben nach dem Tod wie eine Matritze vor, auf der alles gespeichert wurde, was dem Mensch im Leben geschah, wird es verständlicher. Und wenn Gott Leben nach dem Tod wünscht, gibt es auch Leben nach dem Tod. Doch wir wissen wenig darüber. Nur, dass es existiert oder wie Jesus sagte: In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.

 loslosch (21.07.21)
warnhinweis: kein okkultismus. dann lieber an einen allzuständigen gott glauben. wie es am letzten sonntag eine ev. pfarrerin in ihren fürbitten auf den punkt brachte:

gott, der du durch die gewalt der natur vielen menschen ihre liebsten entrissen hast, tröste sie und stärke sie in ihrem glauben!

 Dieter Wal meinte dazu am 21.07.21:
Wenn wieder so ein Schweinepriester Gläubigen erzählt, Gott hätte Menschen zu sich gerufen, die jetzt nicht, sagen wir, 120 Jahre waren, könnte ich ihm sehr theoretisch am liebsten in die Fresse schlagen, weil die dann 100% empathiebefreit predigen und damit ihr angebliches Anliegen, nämlich Gott, pervertieren.

 Thal (22.07.21)
Ja, denn verwunderlicher ist es doch eigentlich, wenn man sie nicht gerufen hat oder? ^_^

Kommentar geändert am 22.07.2021 um 06:11 Uhr
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