Angst haben – Angst machen. Hintergründige Gedanken
Experimenteller Text zum Thema Angst
von Fridolin
Dieser Text gehört zum Projekt Corona-Texte
Dieser Text ist Teil der Serie Politisches
Kommentare zu diesem Text
Der Text gewönne m.E., wenn er systematisch zwischen Angst und Furcht unterschiede. (Das Wort "Furcht" kommt, soweit ich sehe, hier überhaupt nicht vor.)
Ein (philosophischer) Vorschlag: Furcht hat man vor etwas Äußerem, von außen Kommendem, Angst hingegen "vor der Möglichkeit, die ich selber bin" (Kierkegaard).
Ein (philosophischer) Vorschlag: Furcht hat man vor etwas Äußerem, von außen Kommendem, Angst hingegen "vor der Möglichkeit, die ich selber bin" (Kierkegaard).
Danke, lieber Graeculus, für den Kommentar.
Aber es ist - meinem vielleicht zu wenig philosophisch geschulten Sprachgefühl nach - Angst, nicht Furcht, vor der so ungeniert gewordenen Politik der Angst, um die es mir letztlich geht. Sie beunruhigt mich, weil sie nicht offengelegt, nicht beim Namen genannt wird. Ich glaube, ich versuche ihr Struktur zu geben, um ihren Schrecken fassbarer zu machen.
Aber es ist - meinem vielleicht zu wenig philosophisch geschulten Sprachgefühl nach - Angst, nicht Furcht, vor der so ungeniert gewordenen Politik der Angst, um die es mir letztlich geht. Sie beunruhigt mich, weil sie nicht offengelegt, nicht beim Namen genannt wird. Ich glaube, ich versuche ihr Struktur zu geben, um ihren Schrecken fassbarer zu machen.
Klar, man kann den Unterschied auch anders definieren, als ich es vorgeschlagen habe. Aber in irgendeiner Weise, unter irgendeinem Namen müßte m.E. der Unterschied auftauchen. Zumal ich vermute, daß vor allem das, was ich Angst genannt habe, sehr häufig verdrängt wird und dennoch sehr wichtig ist - etwa im Hinblick auf die Möglichkeit, daß man sterblich ist, daß es irgendwann zuende ist mit uns. Ganze Religionen leben davon, dies zu verdrängen.
Aber jetzt entferne ich mich wohl zu sehr von Deinem Text.
Aber jetzt entferne ich mich wohl zu sehr von Deinem Text.
Das ist einer der seltenen Momente, wo ich mit Graeculus völlig übereinstimme. So selten, daß es mir des Bemerkens für wert erscheint.
Angst und Furcht sind ähnlich verschieden, wie beispielsweise richtig und wahr, oder Ordnung und Regel.
Angst und Furcht sind ähnlich verschieden, wie beispielsweise richtig und wahr, oder Ordnung und Regel.
Euer Einwand hat mich zu folgendem Aphorismus gebracht:
"Gottesfurcht kann Heidenangst machen"
oder auch:
"Gottesfurcht macht Heiden Angst"
Wobei ich Gottesfurcht am ehesten bei den Medien verorten würde, deren Götter aber sehr weltlich sind.
"Gottesfurcht kann Heidenangst machen"
oder auch:
"Gottesfurcht macht Heiden Angst"
Wobei ich Gottesfurcht am ehesten bei den Medien verorten würde, deren Götter aber sehr weltlich sind.
Interessantes Thema, verstehe ich das richtig, dass im Gegensatz zur Angst die Furcht als körperliche Bedrohung empfunden wird?
Angst ist oft leider auch Furcht. Wie ist das mit der Industrie, den schrecklichen Maschinen? Die Illusion der Industrie, Maschinen bringen das Geld, Arbeit ade.
Die Furcht ist real, sobald dein Leben bedroht ist. Die Angst braucht nur die Vorstellung, wie es in der Zukunft werden könnte, und dann kommt die Zwangsvorstellung ohne Ausweg - oder Schuldzuweisung mit kollektiver Übergriffigkeit ist immer noch sehr beliebt.
oder so oder so
oder so oder so
Nach Kierkegaard ist Furcht gegenstandsbezogen, Angst jedoch nicht, aber spricht der Begriff der Gottesfurcht z. B. nicht gegen eine solche Definition und was unterscheidet Existenzangst vor der Befürchtung des Schlimmsten?
Antwort geändert am 27.08.2021 um 14:23 Uhr
Wer nicht weiß, was Gott ist, kann auch nicht wissen, was Gottesfurcht ist. Also kann ich deine Frage nicht beantworten.
Das Schlimmste ist die Totalvernichtung der Erde. Die eigene Existenz zu verlieren ist dagegen ein Mückenstich., der natürlich subjektiv auch schmerzhaft sein kann.
Das Schlimmste ist die Totalvernichtung der Erde. Die eigene Existenz zu verlieren ist dagegen ein Mückenstich., der natürlich subjektiv auch schmerzhaft sein kann.
Oder pathetischer:
Ehrfurcht empfindet nur Seelenadel.
Ehrfurcht empfindet nur Seelenadel.
Mit dem Begriff Pathos kommst Du m. M. n. der Sache schon näher, ich denke nämlich, dass sich Furcht und Angst nur auf sprachlicher Ebene unterscheiden lassen, jedoch die gleiche Gewichtung aufweisen, Ehrfurcht und Gottesfurcht klingt nun einmal wirkmächtiger als Ehrangst-, oder Gottesangst, Prüfungs-, und Existenzfurcht dagegen klingen überzogen.
Mir scheint das eher eine Sache zwischen Empfinden und Fühlen zu sein:
Ich empfinde Furcht
Ich fühle Angst.
Ich empfinde Furcht
Ich fühle Angst.
Gut und Böse liegen Nah bei einander.
Immerhin ist mir klarer geworden, worum es mir geht:
Wer macht wem in welchen Formen Angst, und v.a. wie bewusst, mit welcher Absicht macht er das? Es sollte Spielregeln geben dafür, darum sollten wir uns kümmern.
Und um die chemische Zusammensetzung des Antidots Information. Das ja ebenfalls gemacht ist.
Noch etwas ist mir aufgefallen durch diese Diskussion:
Angst kann man (sprachlich) machen, zu Furcht passt das Verb nicht. Furcht wird eingejagt, oder eingeflößt. Du machst mich fürchten geht noch so halbwegs.
Wer macht wem in welchen Formen Angst, und v.a. wie bewusst, mit welcher Absicht macht er das? Es sollte Spielregeln geben dafür, darum sollten wir uns kümmern.
Und um die chemische Zusammensetzung des Antidots Information. Das ja ebenfalls gemacht ist.
Noch etwas ist mir aufgefallen durch diese Diskussion:
Angst kann man (sprachlich) machen, zu Furcht passt das Verb nicht. Furcht wird eingejagt, oder eingeflößt. Du machst mich fürchten geht noch so halbwegs.
Das ist richtig, aber wer Furcht hat und als Angsthase bezeichnet wird, oder?
Angst lässt sich ebenso empfinden, der Begriff angsteinflößend ist ebenfalls recht gängig, genauso, wie sich Angst oder Furcht verspüren lässt, damit gibt es sowohl Schnittstellen zwischen den Begriffen als auch Formulierungen, in denen sie offenbar auseinanderdriften, was meiner Ansicht nach in erster Linie sprachliche Gründe hat. Ich habe jetzt einen aussagekräftigen Artikel vom Blauen Kreuz München e. V. aufgetan, in dem zunächst Angst und Furcht auf ganz ähnliche Art, wie Graec und Lothar es vorschlagen, unterschieden wird, u. a. auch Furcht als konkrete Angst und Angst als abstrakte (diffuse) Furcht, was aber nicht immer strikt gegensätzliche Züge aufweist, so dass diese Unterscheidung in den folgenden Abschnitten wenn überhaupt lediglich noch eine untergeordnete Rolle spielt, da der Gesamttext Angst und Furcht in einen Diskurs über Suchtverhalten einbindet, mein persönlicher Eindruck, dass Angst und Furcht als sprachliche Elemente sich sowohl antagonistisch als auch protagonistisch zueinander verhalten, hat sich dadurch verstärkt, ebenso wie die Überzeugung, dass der Begriff Furcht literarischer, bzw. gehobener wirkt als die Bezeichnung Angst.
Ach, und was den Ast angeht, kommt es natürlich auch darauf an, auf welcher Seite der Sägende sitzt, wo persönliche Vorteile für einen Menschen herauszuholen sind, wird er sie nutzen, ich schätze mal, dass sich dabei auf Dauer derjenige durchsetzt, der am überzeugendsten auftritt, ganz gleich, welche Regeln es zu überwinden gilt.
Ach, und was den Ast angeht, kommt es natürlich auch darauf an, auf welcher Seite der Sägende sitzt, wo persönliche Vorteile für einen Menschen herauszuholen sind, wird er sie nutzen, ich schätze mal, dass sich dabei auf Dauer derjenige durchsetzt, der am überzeugendsten auftritt, ganz gleich, welche Regeln es zu überwinden gilt.
Angst verengt; Furcht kommt von Furche, in der man (der Same) verloren gehen kann.
Das Thema ist noch lange nicht ausgereizt.
Das Thema ist noch lange nicht ausgereizt.
Tatsächlich lässt sich "Angst" von "Verengung" ableiten, aber zur Behauptung, dass "Furcht" von "Furche" abstammt, finde ich keine Quelle, logisch klingt sie auch nicht, wo hast Du das her? 🤔
Nein, das Thema ist noch lange nicht ausgereizt, aber dass Fridolin in seinem Essay die Unterscheidung zwischen Furcht und Angst vernachlässigt, empfinde ich durchaus als gerechtfertigt, ob sich Gefühle oder meinetwegen auch Empfindungen kurzfristig reglementieren lassen, bezweifle ich jedoch.
Nein, das Thema ist noch lange nicht ausgereizt, aber dass Fridolin in seinem Essay die Unterscheidung zwischen Furcht und Angst vernachlässigt, empfinde ich durchaus als gerechtfertigt, ob sich Gefühle oder meinetwegen auch Empfindungen kurzfristig reglementieren lassen, bezweifle ich jedoch.
Oke, Frank, das Thema ist mir auch bekannt.
Was meinst du mit reglementieren? Furcht und Furche stammt tatsächlich nur aus dem freien Assoziieren der Münchner Rhythmenlehre, was ich hier nicht vertiefen möchte.
Was aber die Unterscheidung von Angst und Furcht angeht, so ist die recht leicht zu treffen: Viele Insekten haben Fühler, mittelst denen sie ihr Umfeld teilweise außerordentlich scharf wahrnehmen oder abtasten. Das Fühlen betrifft unsere sinnliche Wahrnehmung des Umfelds. Das Empfinden hat dagegen kein Organ und ist ein inneres, "subjektives" in sich selbst finden. Fühlen wendet sich stets an die äußere, "objektive" Welt. Nämlich dann, wenn man "in sich" nichts, oder einen Mangel "empfindet".
Ja, was der Fridolin da angestoßen hat. ... und Graeculus natürlich auch.
Von Carl Gustav Jung gibt es übrigens ein hochinteressantes Werk über die vier Typen: Denk- Handels- Gefühls- und Empfindungs-Typ. Einer. so Jung, überwiegt immer.
Was aber die Unterscheidung von Angst und Furcht angeht, so ist die recht leicht zu treffen: Viele Insekten haben Fühler, mittelst denen sie ihr Umfeld teilweise außerordentlich scharf wahrnehmen oder abtasten. Das Fühlen betrifft unsere sinnliche Wahrnehmung des Umfelds. Das Empfinden hat dagegen kein Organ und ist ein inneres, "subjektives" in sich selbst finden. Fühlen wendet sich stets an die äußere, "objektive" Welt. Nämlich dann, wenn man "in sich" nichts, oder einen Mangel "empfindet".
Ja, was der Fridolin da angestoßen hat. ... und Graeculus natürlich auch.
Von Carl Gustav Jung gibt es übrigens ein hochinteressantes Werk über die vier Typen: Denk- Handels- Gefühls- und Empfindungs-Typ. Einer. so Jung, überwiegt immer.
Danke für die Frage nach dem "reglementieren", das wüsste auch ich gerne.
Ansonsten gerne nochmal eine Kurfassung mit "fürchten":
Ich fürchte Corona, aber ich fürchte die Angstmacher nicht minder. Das Angstmachen hat durch diese Viren einen gewaltigen Schub bekommen. Auch das ist eine schwere Durchseuchung, deren Inzidenz aber niemand misst, die tödliche Folgen haben kann und gegen die es keinen Impfstoff gibt; allenfalls hilft noch schwarzer Humor.
Die gottesfürchtigen Willibald‘schen Pilger I haben Oberwasser. (siehe bei ihm: „Die Pilger zum Glück“)
Ansonsten gerne nochmal eine Kurfassung mit "fürchten":
Ich fürchte Corona, aber ich fürchte die Angstmacher nicht minder. Das Angstmachen hat durch diese Viren einen gewaltigen Schub bekommen. Auch das ist eine schwere Durchseuchung, deren Inzidenz aber niemand misst, die tödliche Folgen haben kann und gegen die es keinen Impfstoff gibt; allenfalls hilft noch schwarzer Humor.
Die gottesfürchtigen Willibald‘schen Pilger I haben Oberwasser. (siehe bei ihm: „Die Pilger zum Glück“)
Das ist eine Erweiterung, mein Lieber.
Ich bin damit auf Deinen dritten Beitrag auf diesem Kommentarstrang eingegangen, Fridolin, zugegebenermaßen etwas übertrieben, von Regeln auf Reglementierung zu schließen, fand ich insgesamt aber passend.
Ich fürchte übrigens weder Corona, noch Angstmacher, bzw. die, die mich deswegen das Fürchten lehren wollen, Corona allerdings zolle ich wenigstens Respekt.
Danke auch für den Lesetipp.
Ciao, Frank
Ich fürchte übrigens weder Corona, noch Angstmacher, bzw. die, die mich deswegen das Fürchten lehren wollen, Corona allerdings zolle ich wenigstens Respekt.
Danke auch für den Lesetipp.
Ciao, Frank
Wenn man dir auf die Füße tritt, hast Du genau so ein Recht dazu.
Das heftigste am Wochenende ist ja, wenn einem all die Besoffenen auf die Hände treten. 😂😂
Aber, der Türke, die Blubber steht nebenan, sagt der Kurde.
Angstfreiheit nicht im Sinne der Freiheit von Angst, sondern als Recht darauf, Angst zu haben. Gewissermaßen als Pendant zur Religionsfreiheit.
Wer dich Angsthase nennt, hat in der Regel nichts gutes mit dir vor
Wer dich Angsthase nennt, hat in der Regel nichts gutes mit dir vor
Herzlichen Dank
Taina (39)
(05.08.23, 14:13)
(05.08.23, 14:13)
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Wenn Du mit "wenigstens" "teilweise", vielleicht auch noch "zeitweise" zufrieden bist, und die Kollateralschäden Dich nicht stören, kann ich Dir nicht helfen; ich bin es nicht und mich stören sie. Was "nachdrücklich negatives feedback" betrifft, stimme ich Dir, was Straftaten betrifft, durchaus zu; das reicht aber nicht und erfordert vor allem kein Strafen. Und in jedem Fall ist das "nachdrücklich positive feedback" auf positives Verhalten weitaus wirkungsvoller. Solches aufzuzeigen und nicht zuletzt möglich zu machen ist das Entscheidende.
Taina (39) meinte dazu am 05.08.23 um 20:37:
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Ja. Das wäre schön, wenn uns die gebratenen Tauben in den Mund flögen. Für meinen Teil wäre ich schon froh, wenn hier nicht alles krachend gegen die Wand fährt. Die Ukraine jedenfalls ist mittlerweile weitgehend zerstört, weil das Bestrafen für ach so wichtig erklärt wurde.
Wie wäre die Weltgeschichte wohl gelaufen, wenn Galilei mit dem Umdenken gewartet hätte, bis 95% seiner Meinung sind?
Wie wäre die Weltgeschichte wohl gelaufen, wenn Galilei mit dem Umdenken gewartet hätte, bis 95% seiner Meinung sind?
Taina (39) meinte dazu am 06.08.23 um 07:33:
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