Eponomasien aus der Antike #3

Dokumentation zum Thema Sprache/ Sprachen

von  Graeculus

• Odysseus, der Listenreiche
• Oedipus, der Mutterliebende
• Orcus, der Herr des Totenreichs, der Tod
• Orpheus, der Sänger
• Pandora, die Schenkerin unangenehmer Gaben
• Pegasus, der Inspirationsgehilfe
• Penelope, die treue Ehefrau
• Pharisäer, der Selbstgerechte
• Philister, der Engstirnige
• Prokrustes, der die Leute zurechtstutzt
• Prometheus, der Vordenker, der eine neue Entwicklung einleitet
• Proteus, der Vielgestaltige
• Pyrrhus, der siegreiche Verlierer
• Salomon, der weise Herrscher
• Samson, der Starke
• Sappho, die Lesbierin
• Satan, der Teuflische
• Saulus / Paulus, der Bekehrte
• Skylla und Charybdis, die unerfreuliche Alternative
• Sibylle, die Rätselhafte
• Sirene, die Verführerin
• Sisyphos, der sinnlos Arbeitende
• Sodomiten, die Unzüchtigen
• Sokrates, der Weiseste
• Solon, der Gesetzgeber und Reformer
• Spartaner, der Harte und Genügsame
• Sphinx, die Rätselgeberin
• Stentor, der Lautsprecher
• Sybariten, die Prasser
• Thersites, der angeberische Feigling
• Thomas, der Ungläubige (der religiöse Skeptiker)
• Thusnelda, die wenig geschätzte Frau
• Vandalen, die sinnlosen Zerstörer
• Venus, die Schöne
• Xanthippe, die zänkische Ehefrau
• Zerberus, der grimmige Wächter
• Zeus, der Chef
• Zoilus, der schmähsüchtige Kritiker

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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (22.09.21)
Thersites, der Historiker auf Youtube.

Alles Zoiloi hier oder was? (korrekt pluralisiert?)

 FRP meinte dazu am 22.09.21:
Wie können wir das stetig sinkende Niveau in Deutschland wieder heben? Das wäre doch ein Anfang, Eponomasien aus ihrem antiken Schlaf erwecken. Etwa so: "Sie verdammter Zoiloi, sie! Geben sie hier nicht den Stentor! Man merkt doch gleich, dass sie eine Xanthippe zu Hause haben!"

 Graeculus antwortete darauf am 22.09.21:
Zoilos (Ζωίλος), wegen seiner Homerkritik "die Homergeißel" genannt, müßte im Plural Zoiloi heißen. Und den Plural benötigt man ja, weil es so viele davon gibt.

Man kann so sprechen, FRP. Dann müßten die Leute beim Zuhören allerdings gut aufpassen und rasch ihr Wissen aufrufen. Da warst Du mir ein wahrer Pegasus.

 FRP schrieb daraufhin am 22.09.21:
I'm Pegasus, the flying Horse (The Hollies, 1967).

 Graeculus äußerte darauf am 22.09.21:
The Hollies 1967, das ist lange her! Das Stück kenne ich nicht. Danke.

 FRP ergänzte dazu am 23.09.21:
Eines der wenigen, die Gitarrist Tony Hicks singen durfte:
https://www.youtube.com/watch?v=jBpELjf3AgA
Von der wunderbaren LP "Butterfly"

 Graeculus meinte dazu am 23.09.21:
Die Hollies sind damals weitgehend an mir vorbeigegangen. Nur wenn sie mal in den Top 10 waren.

Meistens habe ich Rolling Stones und Pretty Things (kennst Du die?) gehört. Und Bob Dylan.

Haben die Hollies nicht auch einmal ein Stück von Dylan gecovert?

 FRP meinte dazu am 23.09.21:
Eine ganze LP "The Hollies sing Dylan", 1968, natürlich "Blowin' In The Wind als Single. Klar kenne ich die Pretty Things. Ich will nicht übertreiben, aber ich kenne sehr, sehr vieles an Musik, weil es mein Lebensinhalt wra und ist, und ich nie eine Familie wollte.

 Graeculus meinte dazu am 23.09.21:
Genau, eine ganze LP!
Ich wollte Deinen Musikkenntnissen nicht zu nahe treten, andererseits aber auch nicht unterstellen, daß Du die Pretty Things kennst. In Zukunft werde ich etwas mutiger sein und davon ausgehen, daß Du alles kennst, was ich kenne, und sogar noch mehr.
Was mich überrascht, ist, daß Du die Hollies offenbar sehr hoch einschätzt, während sie für mich, wie gesagt, eher ein Randphänomen waren. Kannst Du sagen, was Dich daran beeindruckt hat?
Wichtig war für mich: Bob Dylan, von dem, wie Du dann sicher ebenfalls weißt, jetzt gerade The Bootleg Series No. 16 erschienen ist, die Jahre von 1980 bis 1985 betreffend. 5 CD's, die Material (Outtakes und Konzertaufnahmen) enthalten, das weit über den Christus-Rock hinausging, der ihn damals kennzeichnete.
Kann ich empfehlen, ist aber teuer.

Herzlichen Gruß

 FRP meinte dazu am 24.09.21:
Das wäre eigentlich etwas für ein privaten Austausch. Ich schätze sehr viel an Musik, Wagner, Orff, Bruckner, Mahler, Vivaldi ... Michael Nyman, Philip Glass, Seigen Ono ... Im Puncto Rockmusik mag ich aus der Frühphase besonders Buddy Holly und die Everly Brothers, und da ist der Sprung zu den Hollies nicht weit. "Two Yanks in England" nennt sich eine Platte der Everlys mit den Hollies als Begleitband aus ihrer unterschätzten Phase Mitte der 60er. Es muß nicht immer intellektuell sein. Die Hollies waren meine Lieblingsband, als ich Kind war, ich habe ihnen die Treue gehalten seither. Ihr Harmoniegesang ist (nach jenem der Beach Boys und Bee Gees) einzigartig, und bis 1978 gibt es noch gute Musik von ihnen, auch wenn ich in erster Linie die alten Sachen von Genesis und Yes höre. Ab und zu auch mal The Marmalade, The Tremeloes, eigentlich beinah alles an Oldies aus den 60ern, Small Faces, The Who, The Kinks, weniger Bekanntes wie Love, Curved Air, Gentle Giant ... Aus den 70ern interessiert mich dann eher der Prog-Rock, aber die Hitparade von damals hörte ich damals, und auch heute ab und zu.
Von Bob Dylan habe ich beinah alles, auch die ganze Bootleg-Serie, und auch schon die neue, Vol. 16, als 5 CD deluxe. Obgleich es das meiste davon schon als Bootlegs auf dem schwarzen Markt gab, hatte ich auch alles seit Jahren. Dylan bräuchte ich, streng genommen, eigentlich nur bis "Street Legal" 1978, dann verliert er sich. Und mich. "Shot of Love" finde ich noch ganz gut, "World Gone Wrong" vielleicht auch. Die Pretty Things sind ebenfalls sehr unterbewertet, leider. Ich habe einiges von ihnen, aber nicht alles, da sie nicht zu meinen Favoriten gehören. Von Dylans Basement Tapes habe ich mir auch die Deluxe-Box mit Buch besorgt, dass lohnt sich wirklich, ist aber sehr teuer. Sehr gern häre ich auch Vangelis (Papathanassiou). Der war auch schon Keyboarder bei Aphrodite's Child. Sehr schön auch Neil Youngs beide Boxen, ich hoffe noch auf eine dritte. MfG

 Graeculus meinte dazu am 24.09.21:
Das ist ein schöner Überblick über Deine musikalischen Interessen und Vorlieben. Manches davon hat auch in meinem Leben eine Rolle gespielt, anderes kenne ich gar nicht. So ab den 70ern hat meine musikalische Landschaft viele weiße Flecken.

Den Abbruch der Beziehungen zu Bob Dylan bei "Street Legal" kann ich nachvollziehen, nicht aber, daß das Mit "Time out of Mind" beginnende Spätwerk offenbar nur eine geringe Bedeutung für Dich hat. Die Zeit dazwischen ist dann zumindest bei mir durch die im Zusammenhang mit der Bootlegs-Serie bekannt gewordenen Outtakes später wieder farbig geworden. "Angelina", "Blind Willie McTell", "Series of Dreams" haben Dich nicht umgehauen? Es stellte ja auch für mich eine Sensation dar, daß dies alles Outtakes waren.

Für Buddy Holly möchte übrigens auch in eine Lanze brechen.

 FRP meinte dazu am 24.09.21:
Fast alle Titel von Dylan, die nun auf den Bootleg-Series-Volumes auftauchen, kenne ich schon lange, wenn auch nicht immer in den (nun) offiziellen Takes und Mixen. "Angelina" gab es schon mal offiziell auf einer Box, etwas abweichend instrumentiert. "Series of Dreams" kannte ich auch schon ewig; einzig "Blind Willie McTell" gab es auf dem schwarzen Markt bislang nur als Piano/Gesang-Take. Umgehauen? Nein, dass ist etwas anderes. Dylan ist absolut eigenwillig, Produzenten und Musiker hatten bei "Oh Mercy" zum Beispiel Tränen in den Augen, als sie realisierten, welche Stücke es nicht auf das Album geschafft haben. Oder nimm die gesamten Basement Tapes in ihrer Schönheit - ginge es nach Dylan, wären die nie veröffentlicht wurden. Dylan sagte mal, dass es ihm um das Gesamt-Konzept der Alben ginge, manche Titel würden da einfach nicht passen. Aber nicht mal als Singles, oder Single B-Seiten? Ist schon seltsam. Andererseits: "Shot of Love", so, wie es damals als LP erschien, also ohne "Groom", ist perfekt, so wie es ist, und keiner der Outtakes kommt da für mich ran, außer Angelina. Die neuen Sachen halte ich für überschätzt, so wie bei Paul McCartney auch, nach dem Motto: Wir kaufen es und loben es, weil der alte Mann noch was macht. Wie gesagt, ich habe es, und ich hörte es. Einzig "Rough and Rowdy Ways" hat mich beinah umgehauen, aber nicht wegen der Musik, sondern wegen der Texte. Je mehr Dylans Kehle aber zum Reibeisen wurde, desto weniger ertrage ich es. Seinen Gesang mag ich ansonsten, er kann wunderbar singen, nur - er setzt seine Stimme als maskierte Waffe ein, dass ist der Unterschied zu Elvis
Salve!

haben Dich nicht umgehauen? Es stellte ja auch für mich eine Sensation dar, daß dies alles Outtakes waren.

 Graeculus meinte dazu am 24.09.21:
Der Musikwissenschaftler Richard Klein hat in seiner Dylan-Monographie die Stimme eingehend analysiert und ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß eine wichtige Komponente von Dylans Gesang die ist, die er (Klein) "der Koyote" nennt.

Ich mag dieses Element nicht missen, ebensowenig wie das Gefühl, daß etwas "nicht stimmt": in dem Gesang und in der Welt.
Aus schönen Stimmen mache ich mir wenig.
Das hängt auch mit einem wichtigen Hintergrund zusammen, den wir noch nicht berührt haben: der Blues.
Mahalia Jackson: "Wer den Blues singt, der sitzt in einer tiefen Höhle und schreit um Hilfe."
Dave Van Ronk habe ich, glaube ich, noch vor Dylan geliebt. Später dann natürlich Joe Cocker.

Ist o.k., wenn das jemand anders sieht bzw. anders empfindet.

Trotzdem interessant: Wann, bei welchen Liedern hat Dylan für Dich "wunderbar" gesungen?
Der Kojote war ja doch immer da, außer bei "Nashville Skyline" & Co., also in dieser mittleren Phase.

 FRP meinte dazu am 25.09.21:
Lindenberg versucht m.E. so etwas wie eine Übersetzung von Dylans Art zu singen auf deutsch mit seinem Manierismus.
Ja, okay, "wunderbar" nehme ich zurück. "Fitting Sweet?", vielleicht?
"Tears of Rage", "Goin' To Acapulco", "Quinn, The Eskimo", "I shall be released" wäre da zu nennen von den Basement Tapes, "Sad Eyed Lady of the Lowlands" (of course), "Oh, Sister", "Sara"!!!, "Is your Love in Vain" (alles die Staudioversionen bzw. bei den Basement Tapes die ja oft später erst veröffentlichten Originale).
Er singt schon gut, trifft jeden Ton, nur hat er seine Kehle eindimensional eingestellt, sodass wenig schief gehen kann, aber alles die gleiche Leier wird, "semonisieren", hat jemand das mal genannt. Gruss aus LE.

 Graeculus meinte dazu am 25.09.21:
Lindenberg? Darauf wäre ich nicht gekommen. Über das Prädikat "Manierismus" in diesem Zusammenhang muß ich nachdenken. Dh. heißt wohl: Ist das authentischer Stil oder gekünstelt?
Die beiden Wolfgangs (Niedecken und Ambros) gelten ja gemeinhin als die Dylans im deutschsprachigen Raum.

Gut, nach Angabe der Liedtitel verstehe ich, was Du meinst mit der Art von Gesang, die Dir bei Dylan zusagt.
Ich hätte - sicher keine Überraschung - andere Titel genannt, vor allem einen, der für mich über allen steht: "Visions of Johanna". Das fügen sich Gesang, Lyrik und Instrumentalisierung zu etwas Staunenswertem.

Die in späterer Zeit eindimensionale Einstellung der Stimme kann ich weniger von den Alben her als aus Konzerten bestätigen. Das war - teilweise auf drei Töne in sämtlichen Liedern reduziert - manchmal quälend.
Auch da ist übrigens Richard Klein, der gewiß weit mehr Dylan-Konzerte als ich besucht hat, anderer Ansicht.

Am meisten nehme ich Dylan übel, daß er sich bis zu Weihnachtsliedern und Frank-Sinatra-Standards hinabbegeben hat. Nichts gegen Frank Sinatra, aber das kann Dylan nicht.

Herzlichen Gruß

 Graeculus meinte dazu am 25.09.21:
Danke übrigens für den Hinweis auf die Hollies, mit denen ich mich mal näher beschäftigen werde. Vielleicht findet sich in meiner etwas unübersichtlichen Sammlung sogar die Dylan-LP.

 Graeculus meinte dazu am 25.09.21:
Nein, habe ich nicht, aber meine Frau hat's auf Spotify gefunden.

 FRP meinte dazu am 25.09.21:
Nur noch soviel: Ich habe von Dir gewünschte Beispiele für "wunderbar" genannt. Das heißt nicht, dass mir Dylans Gesang sonst nicht zusagt, oder ich wünschte, er wäre einer von den Bee Gees
Klar, Niedecken und Ambros, aber Lindenbergs übertribenes, tja, was ist das? Timbre? ist für mich ein 1:1 von Dylans Art zu singen. Die anderen beiden singen Dylan auf deutsch, usw.. Die Assoziation "Koyote" passt mir nicht - Dylan wartet nicht auf Abfall, er lässt für andere etwas abfallen (Manfred Mann usw..).
Einiges vom Spätwerk Dylans ist peinlich, auf jeden Fall überflüssig. So ist das eben, wenn man sich von allem Progressiven abkehrt, und zum Entertainer mutieren will. Zum Schluß hat er ja noch einmal etwas geschaffen, was mir Achtung abnötigt.

Gruß

 Graeculus meinte dazu am 25.09.21:
Ich bin ab morgen für eine Weile weg, so daß wir hier wohl an das Ende eines interessanten Gesprächs über Musik kommen.

Zum Abschluß möchte ich nichts mehr über Dylan, wohl aber noch zugunsten des Kojoten sagen: Ich habe ihn nie mit Abfall assoziiert, sondern - seit Peter LaFarges "Coyote My Little Brother" - mit einem Raubtier, das von den US-amerikanischen Farmern gnadenlos verfolgt worden ist, weil sie um ihr Vieh fürchteten. D.h. der Kojote ist ein Leidender, Verfolgter, der seinen Dissens mit der Welt herausheult.
Allein auf der Suche nach Abfall müßte er ja nicht heulen.

Will sagen: er ist mir sympathisch, der Kojote; so wie LaFarge in seinem bewegenden Lied kann ich mich mit ihm identifizieren.

So, jetzt breche ich mein Wort und schreibe doch noch etwas zu Bob Dylan: Als Peter LaFarge sich umgebracht hat, hat Bob Dylan sein "Ballad of Ira Hayes" aufgenommen - das war eine schöne Geste.

Mach's gut, auf ein andermal.

(Oh, Wikipedia meint, die Todesursache sei ungeklärt. Nun, so habe ich es damals gehört.)

 Graeculus meinte dazu am 22.09.21:
Ja, Du dichtest sowas. Bei Dir rennt man mit der Antike offene Türen ein oder trägt Eulen nach Athen.

 Dieter Wal meinte dazu am 22.09.21:
Ich freue mich, dass es Dich vielleicht berührt. Bin sehr von römischen, griechischen und altägyptischen Mythen berührt und freue mich immer über Poeten, die völlig andere verwenden wie ZB einen Amazonaswaldpoeten. Mir sind Griechen und Römer wie Kelten und Nordmenschen vertraut. Für mich sind das die Wurzeln unserer Kultur. Dir sicher auch. Unter anderem das gefällt mir so gut an Dir. Doch längst nicht nur das.

 Graeculus meinte dazu am 22.09.21:
Kelten und Nordmenschen (Normannen) stehen mir nicht so nahe. Keine Literatur, keine Bücher. Und Du weißt, was mir Bücher bedeuten. Die Liebe zur Antike ist wohl in meiner Schulzeit grundgelegt worden - und das, obwohl ich meine Schulzeit nicht in sehr angenehmer Erinnerung habe. Der Samen ist dennoch aufgegangen.

Amazonaswaldpoeten - wo gibt es Informationen dazu?

 Dieter Wal meinte dazu am 23.09.21:
 Joao de Jesus Paes Loureiro



Erhielt in München am Maximilianäum, sprachwissenschaftliche Fakultät, eine Einführung in Runen von Theo Vennemann. Er liebte akademische Streitgespräche und nahm sie sehr sportlich. Total beeindruckend. Und seine Thesen haben sehr viel für sich. Äußerst kreativer Schriftkundler.


Bereits als Kind identifizierte ich mich als Kelte. Kann Dir nicht einmal sagen, weshalb. Und Germanen, bzw. Menschen aus dem Nördlichen Raum, siedelten in der Spätzeit oft zusammen mit Kelten und verschmolzen restlos miteinander.

Antwort geändert am 23.09.2021 um 00:07 Uhr

 Regina meinte dazu am 23.09.21:
Jetzt hast du aber die Juden vergessen, lieber Dieter. Sie sind die vierte Säule der europäischen Kultur neben Kelten, Germanen und Griechen. Schließlich ist die vorherrschende Religion jüdisch-christlich.

 Dieter Wal meinte dazu am 23.09.21:
@Regina: Viele Wurzeln, ein Baum. Jeder Mensch ist so. Es gibt keine Rassen. Dass die väterliche Großmutter Jiddisch sprach, weiß ich. Und ihr Ehemann wurde im 3. Reich Waffen-SS-Propagandist. Sie hatten eigentlich sieben, faktisch jedoch sechs Kinder. Wäre er kein Propagandist, geheimdienstlich-inoffiziell organisiert mit Gönner, der viel zu wenig zahlte, um die Familie dadurch zu ernähren, wären wohl alle in die Massenvernichtung gekommen.  Hier ein Interview mit meinem Papa über seinen Papa. Dass Großvater Wilhelm ein KZ heimlich mit errichtete, erfuhr ich erst aus einem Text meines Vaters, den er seinen noch lebenden Geschwistern schenkte, und den ich nach dem Tod meiner Tante Walo fand. Mein Papa war mir gegenüber trotz aller Offenheit immer noch zurückhaltend.

.

 Graeculus meinte dazu am 23.09.21:
An Dieter Wal 1 und Regina:

Das stimmt schon mit den Wurzeln. Man muß sogar unbedingt noch die Römer dazuzählen, die der westlichen Kirche und dem Abendland ihre Sprache gegeben haben.

Dennoch kann ich - ebenso schwer erklärbar wie Dieter bei seiner Zuneigung - mit den Germanen & Kelten nichts anfangen. Mit ihrer Mythologie nicht, mit ihrer Kultur nicht.
Manchmal denke ich: daß sie das Wort (und die Sache) Fenster aus dem Lateinischen übernehmen mußten (fenestra), sagt eigentlich schon alles.
Sie kannten keine Bücher!

 Graeculus meinte dazu am 23.09.21:
An Dieter Wal 2:

Interessantes Interview. Du gehörst, was die Generation des Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieges angeht, schon zur Generation der Enkel, ich noch zu der der Kinder.
Obwohl mein Vater nur zum militärischen Fußvolk gehörte, habe ich nie von ihm eine Auskunft bekommen, ob er jemals einen Menschen erschossen hat.

Nun entfernen wir uns freilich - wie es öfters im Laufe eines Gespräches geschieht - vom ursprünglichen Thema, den Eponomasien. Es sei denn, wir zählen uns unter die Epigonen.

 Dieter Wal meinte dazu am 23.09.21:
@ Graeculus:

Großvater Wilhelm betätigte sich postmortal als Sphinx, denn er gab mir die Gelegenheit, herauszufinden, dass ich die Sensitivität direkt von ihm geerbt hatte.

Schließlich fragte ich meinen Papa, wie er das sähe. Er antwortete:

"Oh ja, Dein Großvater war hochgradig sensitiv!"

 Graeculus meinte dazu am 23.09.21:
Diese hohe Sensitivität erwähnst Du oft. Meint das, daß Du Dinge spürst, die andere nicht spüren? Bei Menschen? Bei Situationen?

 Dieter Wal meinte dazu am 24.09.21:
Siehe E-Mail.

 Graeculus meinte dazu am 24.09.21:
Ja, danke. Staunenswerter Inhal.

 Dieter Wal meinte dazu am 27.09.21:
Danke auch. Das freut. Hab mir es nicht ausgesucht, sondern musste, und werde wohl mein Leben lang immer wieder hinzulernen, damit leben lernen, was schwierig war, doch deutlich besser wurde.

 Dieter Wal (23.09.21)
Kelten wie Germanen hatten orale Literaturtradition, d. h., eine Elite von Priesterkandidaten pflegten über Jahrzehnte sich den Mühen zu unterwerfen, deren gesamtes mythologisches Wissen in Versform von ihren Lehrern auswendig zu lernen, was durch bloßes Zuhören und Wiederholen recht mühselig gewesen sein dürfte. Dazu kam eine sakrale Ausbildung und Unterweisung in diversen Disziplinen wie Sterndeutung, Deutung der Mondphasen etc. Runen-Schrift wurde erst ab dem 3. Jh. nach Chr. seitens der Germanen gepflegt. Sowohl für Steininschriften, als auch auf Birkenrinden für private Mitteilungen, was an Chat erinnert. Mich spricht keltische Kunst in Metall, und Ton besonders an, deren Bekleidung und deren Götterstatuen als teils fast amorphe Kunstwerke. Sie nehmen Picasso vorweg.

Nicht zu vergessen die archaische Schönheit des irischen Gälisch.

Kommentar geändert am 23.09.2021 um 16:12 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 23.09.21:
Manches daran erinnert mich an die Ursprünge der griechischen Kultur in deren archaischer Phase, als das, was wir (zum geringen Teil) heute als Epen kennen, noch mündlich tradiert wurde.
Gegen den Klang des Gälischen ist nichts zu sagen.
Ich glaube, die Differenz besteht (a) in den Inhalten, die nichts in mir schwingen lassen, und (b) dem fehlenden Schritt zur Schriftkultur. Die Runen, Du schreibst es selbst, sind ja erst sehr spät entstanden.

Übrigens, so fällt mir auf, sind die nordischen Völker bei uns auch nicht durch Eponomasien präsent. Jedenfalls fällt mir keine ein.

 Dieter Wal meinte dazu am 24.09.21:
Igendwann wird es "Lokiköpfig" und "Balduren" im Plural als Eponomasien geben, wobei bisher völlig offen steht, wofür "Balduren" einmal stehen wird.

Nach


 Lokiköpfige,
Mutter bernsteinfarbener Balduren,
grausige Richterin mit gefletschten Zähnen,
die Braue hinaufgezogen dir nach dem Blutmeer.
Graugrimmige Meisterin der Natur, schwarzbehasste Weltbärin,
wo du hintrittst, bleibt Lava, den du ansiehst, erstarrt Entsetzen.


Anfangs kommentierte andrea immer als Domina. Ich weiß auch nicht, weshalb. Sie wählte immer die härtesten Formulierungen, möglichst viele Autoren damit brutalst zu verletzen. Dann widmete ich ihr folgenden Text. Das Gedicht enthält eine weitere Strophe. Sie war nicht sehr gebildet und fand schließlich heraus, dass es von oben bis unten durchdacht und in sich schlüssig war. Schließlich ließ sie sich von mir die Symbolik erklären. Nach Jahren, sie war längst kein Mitglied mehr des Literaturforums Gruppe-Vier-W im WWW, gestattete sie es, dass ich es ihr auf ihren Klarnamen widme. Glücklicherweise sieht sie sich nicht als Bärengöttin, doch immerhin entstand es durch ihr kommentatorisches Wirken.

Antwort geändert am 24.09.2021 um 06:58 Uhr

 Dieter Wal meinte dazu am 24.09.21:

 Regina meinte dazu am 24.09.21:
Gemeint habe ich die jüdische Kultur, nicht Vorurteile über jüdische Personen oder gar Rassismus und ich bitte dich eindringlich, mir keine solchen Motive zu unterstellen, Dieter Wal. Ich verstehe nicht, was du dagegen hast, die jüdische Kultur als Einflussfaktor auf die europäische zu nennen. Schließlich handelt das AT, das mit fast jedem NT mitgeliefert wird, u. a. von deren Hauptpropheten Moses. Seine zehn Gebote sind bei uns noch immer Inhalt des Religionsunterrichts. Die meisten, ich sag jetzt mal, Israeli, um vom ethnischen Judentum abzugrenzen, ließen sich als römische Bürger in Europa nieder. Die Bibel war nach der Erfindung des Buchdrucks zuerst das einzige Buch, das verbreitet wurde. Ältere Literatur aller dieser Kulturen musste handschriftlich verfasst werden. Latein und Römer fasse ich als mit Hellas griechisch-römisch zusammen.
Mundanastro: Griechenland: Widder (Rom am Übergang zum Fisch), Kelten: Jungfrau, Germanen: Steinbock, jüdische Kultur: Krebs.. Die Germanen hatten eine Bauern- und Kriegskultur und den entsprechenden Wortschatz. Lehnwörter wie Fenster, Schule oder Straße übernahmen sie von den Römern.

Antwort geändert am 24.09.2021 um 08:24 Uhr

 Dieter Wal meinte dazu am 24.09.21:
"Ich verstehe nicht, was du dagegen hast, die jüdische Kultur als Einflussfaktor auf die europäische zu nennen."

Nichts. Stimme darin mit Dir vollkommen überein.

 Graeculus meinte dazu am 24.09.21:
Nein, gegen die Bedeutung der Juden für die abendländische Kultur ist nichts zu sagen. Übrigens sind sie auch mit zahlreichen Eponomasien vertreten. "David gegen Goliath", das kennt ja nun wirklich jeder.

 Graeculus meinte dazu am 24.09.21:
Noch an Dieter: Siegfried, das kommt hin. Übrigens hat der eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit mit Achilles: die Verwundbarkeit ausschließlich an einer einzigen Körperstelle.
Ein schönes Symbol dafür, daß selbst der Stärkste eine schwache Stelle hat.

 Dieter Wal meinte dazu am 25.09.21:
Auch der hebräische Samson-Mythos passt zu Siegfried wie Achilles. Vor allem über die Meerwege standen alle Kulturen miteinander in wirtschaftlicher Verbindung und Kulturtransfer. Auch schriftgeschichtlich hängen alle miteinander dieser genannten Wege in Verbindung. Es war für mich erstaunlich, dass selbst die Bezeichnungen der Laute sich in sämtlichen europäischen Kulturen über alle Zeiten 99% entsprechen und deren Zeichen sich oft trotz kultureller Variationen erstaunlich ähneln. Vom Altassyrischen, der Mutter der Schriften, über die Runen, bis in griechische und römische Buchstaben. Bei Schriftkunde wird deutlich, wir sind eine große Menschheitsfamilie. Mittels Genanalysen werden noch wesentlich größere zeitliche Zusammenhänge sichtbar. Sefer Bereschit (Genesis) hat auf seine Weise recht. Wir sind eine Menschheitsfamilie.

 Graeculus meinte dazu am 25.09.21:
Auch Samson mit seinen Haaren paßt dazu. Damit haben wir Juden, Griechen und Germanen in einer Idee vereint.
Ehe wir daraus Aussagen übers allgemein Menschliche ableiten, gerade in der Sprache, müßten wir allerdings den Horizont noch erheblich weiten - vor allem (das habe ich von Benjamin L. Whorf gelernt) bis hin zu denjenigen Sprachen, die am längsten von den anderen isoliert waren, nämlich den indianischen.
Chomskys Vorstellung einer Universalgrammatik, die allen Sprachen zugrunde liege, hat sich ja bisher nicht verifizieren lassen.

Was die Genetik angeht, so kann ich mit einer Anekdote dienen:
Wenn Geisteswissenschaftler sich über Naturwissenschaften auslassen, wird es gefährlich.
Vor etlichen Jahren war ich Zuhörer beim Referat eines Philosophen über Rassismus. Gut gemeint war der Vortrag, und natürlich ganz gegen Rassismus.
„Neger“, meinte der Referent, und er hat ‚Neger‘ gesagt, weil das damals noch nicht als rassistisch galt, „haben 97 % der Gene mit uns Weißen gemeinsam!“
„Na prima“, ließ sich ein anwesender Biologe vernehmen, „mit den Schimpansen haben wir 99 % unserer Gene gemeinsam.“

Aus der Erinnerung bin ich mir nicht mehr sicher, ob da ein Loch im Vortragsraum war, in dem der Referent versinken konnte.

 Dieter Wal meinte dazu am 27.09.21:
DNS-"Analysen" mit prozentualen Anteilen von DNS sind hochgradig unseriös, da es nicht auf die Menge der RNA ankommt, sondern darauf, WELCHE Stränge mit WELCHEN Informationen aktiv sind. Ob sie aktiv werden, hängt einerseits von der direkten Vererbung und diversen Faktoren ab, andererseits vom aktiven Handeln des Menschen. Kristallisiert er ein latentes Talent in eine erworbene Fähigkeit heraus, dann aktiviert sich die DNA-Sequenz und die aktive Fähigkeit wird weitervererbt an kommende Generationen. Siehe die Familie Bach der Musiker und Komponisten zB.

Ich meinte DNA-Analysen, welche von Archäologen bei Funden von frühen Siedlern gemacht wurden. So kann man feststellen im Lauf von Jahrtausenden Völkerwanderungen, ob es sich bei beduinisch lebenden Menschen der Frühzeit um Nachkommen bestimmter Völkerwanderer handelt oder nicht. Die Lebensaufgabe des Wanderns und Erforschens neuer Gegenden wurde offenbar aktiv von Nachkommen beibehalten und übernommen. Es ist tatsächlich wissenschaftlich möglich, per DNA nachzuweisen, welche Gruppen in wieviel Jahrtausenden wohin wanderten. Völlig problemlos.

 Graeculus meinte dazu am 03.10.21:
Das ist zutreffend; allerdings weiß ich jetzt gerade nicht, worauf sich das bezieht. Ich bin momentan nicht mehr im Thema drin.
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