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Gedicht zum Thema Leere

von  Tula

und wieder bin ich Quelle und Bestimmung,
ein gordisch Knötchen im Geflecht :// ich saug
am Trend und scheide aus, ich wirke mich
hinein, vom Daten-Chakra sternenfach

bewacht :// ich hetze durch und stelle mich
in sechsundsechzig Namen vor, sogar
in meinem! gebe täuschend echte Blöße
(im Herz die Dellen), bin berechnend und

berechnet wie der Flug der Falter: jetzt!
entscheidet jeder Schlag :// dem Goldrausch in
Toronto folgen Wellen, alles setzt
auf Zauberflöten und wir schlafen nicht

mehr miteinander, weben nichts, wir hämmern
uns bloß hemmungslos die Kuppen wund :// viel-
leicht gleitet uns das ganze schöne Leben
seit Langem durch die Maschen in die Finger

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Kommentare zu diesem Text


 Létranger (29.09.21)
noch ein Netzgedicht .

Für mich geht's hier um Identität. Eigentlich stellt sich ja nicht erst seit dem www die Frage, ob es überhaupt so eine fest umgrenzte und stabile persönliche Identität gibt. Die Grenze zwischen uns und unseren verschiedenen Rollen in verschiedenen Beziehungen scheinen zu schwinden. Aber möglicherweise wird da nur etwas sichtbar, das grundlegend für menschliches Sein ist. Vielleicht ist es nur "leer" in dem Sinne, dass es nicht so genau festgelegt ist, dass es eine schöpferische Vielfalt ist.

Du siehst: es hat mich angeregt,

LG Lé.

 Tula meinte dazu am 29.09.21:
Hallo Lé
Die Identitäten im Netz beweisen, dass wir auf der Erde bereits etwa 50 Billiarden Menschen sein müssen. Dichter allerdings weitaus weniger (vor allem deutsche) was ja auch seine gute Seite hat.
Ja, das Netz als Mittel der sozialen Annäherung. Funktioniert ja auch, wie wir im Falle der Literaturforen durchaus bestätigen können. Ansonsten geht nichts über eine direkte Begegnung mit Artgenossen, solange sie sie nett zu uns und witzig sind. Das trifft natürlich auch nicht allzu häufig zu. Entspricht etwa dem Anteil von Dichtern in der Bevölkerung ...

Danke für deine Anregung

LG
Tula

 AchterZwerg (29.09.21)
So wie man einen gordischen Knoten nur durch kenntnisreiches Geschick (oder das Schwert) lösen kann, ist es fast unmöglich, ein geknüpftes Netz Stück für Stück aufzudröseln.
Das gilt natürlich auch für abgelebte Beziehungen.

"Möge die Macht mit dir sein"

 Tula antwortete darauf am 30.09.21:
Hallo AchterZwerg
Ja, wenn man einmal in den Maschen zappelt, gibt es in der Regel kein Entrinnen :)

Dröselnde Grüße
Tula

 harzgebirgler (30.09.21)
auch netzwerkerei ist im gange
weltweit leider schon lange.

lg
harzgebirgler
wa Bash (47)
(30.09.21)
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 Tula schrieb daraufhin am 30.09.21:
Hallo wa-Bash
Ja, jeder hat und braucht sein eigenes Chakra. Die Idee hier bezieht sich allerdings eher auf die 'Beobachtung' unserer Tätigkeiten im Netz durch die Daten, d.h. die Spuren, die wir selbst hinterlassen. Cookies sind da nur ein harmloser Anfang. Oder eben das www als Daten-Universum, mit allen Sternchen-Blicken stets auf uns gerichtet. Ein Klick hier und schon zittert es irgendwo einige Parsecs weit entfernt.
Wenn ich dann doch Werbung für ein Mittel gegen Haarausfall bekomme (längst zwecklos bei mir) war das Daten-Auge dann doch sehgestört :)

Dankend lieben Gruß
Tula
wa Bash (47) äußerte darauf am 30.09.21:
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 Tula ergänzte dazu am 30.09.21:
Hallo wa Bash
Danke für deine ausführlichen Gedanken zum Thema. Ja sicher, wer nichts zu verbergen hat, sollte sich keine Sorgen machen. Zum Thema, d.h. zu diesem Teil, denn im Gedicht geht es ja um weit mehr, erinnere ich mich jetzt an Qualityland von Kai-Uwe Kling. Das Buch ist einfach herrlich-komisch und kommt wohl dann auch auf meine persönliche Empfehlungsliste.

LG
Tula
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