Deutsche Hitler-Vergleiche

Kritik zum Thema Psychologische Phänomene

von  Terminator

Im Land der Holocaust-Amnesie der Aufarbeitungs-Weltmeister werden Staatschefs anderer Länder gern mit Hitler verglichen:

1991: Saddam Hussein. Der irakische Diktator überfiel die amerikanische Vassall-Petrokratie Kuwait und ermordete Kurden im eigenen Land. Ja, ein Tyrann und Kreigsverbrecher. Aber, nachdem der Aufstand niedergeschlagen war, hat er etwa versucht, alle Kurden im Irak auszurotten? Das zum Beispiel hätte einen Hitler-Vergleich wahr gemacht, denn der deutsche Diktator begnügte sich nicht mit der Niederschlagung von Aufständen, sondern war manisch besessen von der Ausrottung der Juden.

2002: George W. Bush. Der US-amerikanische Präsident griff auf seinem Kreuzzug gegen die "Achse des Bösen" Afghanistan und Irak an. Das erklärte Ziel war die Bekämpfung der islamistischen Terrororganisation Al-Kaida (mit der der Irak nichts zu tun hatte). Nach der Eroberung dieser Länder versuchte er, aus diesen künstlich Demokratien nach dem Vorbild der USA zu machen, was scheiterte. Die Kriege kosteten Hunderttausende Todesopfer, gleichwohl war dies mit keinem absichtlichen oder geplanten Massenmord verbunden.

2014: Wladimir Putin. Der russische Autokrat besetzte nach dem Putsch in der Ukraine die Krim, um den Stützpunkt der russischen Flotte im Schwarzen Meer zu sichern. Ein geostrategisch notwendiger Zug; dass es so weit kommen musste, verschuldete er durch die jahrelange Unterstützung des korrupten ukrainischen Präsidenten Janukowitsch. Die Unterdrückung der russischen Minderheit in der Ukraine nach dem Putsch provozierte die Sezession eines Gebiets im Osten der Ukraine, das mehrheitlich von ethnischen Russen bewohnt ist. Putin unterstützte die Sezession mit der Entsendung von Paramilitärs.

...und wo ist Hitler? Warum kommt der Hitlervergleichs-Reflex bei geringsten Anlässen auf? Auch andere Länder kritisieren andere Länder, doch nirgendwo sonst verselbstständigt sich solch ein extremistischer, hassbasierter, manichäischer Diskurs, außer dort, wo die Regierungspropaganda diesen befördert (in Autokratien und Diktaturen). Ist Deutschland politisch eine Demokratie, aber psychopolitisch eine Diktatur?

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Kommentare zu diesem Text


 Thal (12.10.21)
Got it...
Auch wenn ich so langsam bezweifel, dass es irgendwann einmal eine aufgeklärte Gesellschaft geben wird, haben trotzdem genug Menschen als letzte Zeugen einer höheren Wahrheit werden können bevor wieder und vielleicht ein für alle mal Schluss ist.

 Terminator meinte dazu am 12.10.21:
Nicht die bewussten, rationalen Motive bestimmen das psychopolitische Empfinden und Handeln, sondern eben unbewusste Verbitterung, verdrängte Schuld (zur Holocaust-Aufarbeitung mussten die Deutschen mühsam befreit werden, genauso wie zur Demokratie. In den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg wurde der Holocaust unter den Teppich gekehrt. Bezeichnend ist, dass erst im 21. Jahrhundert 90-jährige Holocaust-Täter in Deutschland vor Gericht gestellt werden. Erst lebten sie bis ins hohe Alter unbehelligt, dann werden sie als von der herzlosen Gerechtigkeit gequälte gebrechliche Menschen manipulativ zu Sympathieträgern gemacht).

 Regina (12.10.21)
Nicht als die böseste Nation gehandelt zu werden, steckt vermutlich als unbewusster Wunsch hinter diesen Hitlervergleichen. Karadzic sitzt ein und Srebenica wird vergessen, würde sich eher als Genozidvergleich eignen, hat aber an Quantität lange nicht dieselbe Dimension wie das Hitlerreich.

 Terminator antwortete darauf am 12.10.21:
Ich habe eher den Eindruck, dass die Deutschen heute ausschließlich an Srebrenica denken, wenn Stichworte "Jugoslawien" und "Kriegsverbrechen" fallen. Was die Deutschen in Jugoslawien (und Griechenland) getrieben haben, weiß keiner mehr.

Aber Stalin und Mao haben jeweils mehr Menschenleben auf dem Gewissen als Hitler. Die Völkermorde der letzten Jahrzehnte (Biafra, Ostpakistan, Indonesien, Ruanda, Kongo, Darfur) lassen das Dritte Reich ebenfalls nicht einzigartig dastehen. Das Problem ist wohl, dass Deutschland sich, aus Nazi-Sicht, mit "rassisch minderwertigen" Völkern vergleichen muss, um nicht schlechter dazustehen. Die Völkermorde der Angelsachsen (an Indianern und Indern z. B.) liegen weiter zurück, fallen in eine Zeit, in der das noch nicht als Barbarei zählte. Die Aufarbeitung des Genozids in Namibia im selben Jahrhundert ist daher den Deutschen wirklich hoch anzurechnen.

 DanceWith1Life schrieb daraufhin am 12.10.21:
ich finde es interessant, dass man hier fast den eindruck bekommt, als hätte es auf dem planeten erde, Nachfahren der Primaten gegeben, die sich gegenseitig aufkleber umhängten und dann aufgrund der aufkleber umbrachten.
ich kann mir keine andere spezies vorstellen, die so etwas tun würde.
das ganze eigentliche problem der geschichte, unser missverständnis vom leben und den lebensbedingungen auf planeten wie der erde, wird überhaupt nicht erwähnt.
dass unsere verbissenheit eine rolle dabei spielen könnte, unsere gier, unsere fehleinschätzung und wie dies alles manipuliert wird, nichts davon ist hier zu lesen.
stattdessen die erlernten aufkleber aus den geschichtsbüchern.
was den eingeborenen weltweit passiert ist und immer noch passiert, also eigentlich menschen, die sich diese aufkleber noch nicht umgehängt haben, manchmal noch nicht mal davon gehört haben.
die brutalität mit der von irgendwelchen leuten erfundene maßstäbe verfochten werden und über generationen weitergegeben, dagegen war der Irrtum, die erde sei eine scheibe, kinderkram.
aber wie gesagt, das ist nur der eindruck eines tänzers, der wie in jedem text schaut, ob musik drin ist.

Antwort geändert am 12.10.2021 um 21:52 Uhr

 harzgebirgler (12.10.21)
erschöpft sich erst mal denken im gedenken
kann man sich gedanken wirklich schenken.

 Terminator äußerte darauf am 12.10.21:
Gedenken statt Denken besetzt das Gefühl,
man fühlt sich im Recht, tötet weiter recht kühl*.

*Jugoslawien, Afghanistan, Mali...
Ferdi (70)
(12.10.21)
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 Terminator ergänzte dazu am 12.10.21:
Der Selbstzweckcharakter der deutschen Judenvernichtung war eben wohl das Entscheidende. Die millionenfachen Morde des Kommunismus waren Mittel zum Zweck (und behandelten die Opfer als bloßes Mittel: Mitglieder feindlicher Klassen, dier nicht existieren sollten). Nach Kant böse (absichtlich gegen den KI). Der deutsche Massenmord an den Juden war nach Kant satanisch (so böse, wei der Mensch eigentlich nicht sein kann): eine böse Tat als Selbstzweck, nicht als Mittel zu einem anderen egoistischen Ziel (Ressourcen, Land usw.)

 FRP (12.10.21)
Bei uns in Leipzig-Connewitz gibt es einen Bioladen, welcher deutlich teurer anbietet, als andere Bioläden in L.E.. Der Chef wurde darauf hin als Bio-Hitler bezeichnet. Darüber konnte ich gleichzeitig lachen, aber auch den Kopf schütteln. Tja, warum. Wäre derselbe Mensch, Adolf Hitler mit seinen Genen und Anlagen, sagen wir, 1990 geboren; wie und wo würde er heute wohl agieren?

Kommentar geändert am 12.10.2021 um 15:44 Uhr

 Terminator meinte dazu am 12.10.21:
"Saddam=Hitler", "Bush=Hitler", "Putin=Hitler" bedeutet nicht, dass "derselbe Mensch, Adolf Hitler mit seinen Genen und Anlagen" heute so agieren würde, sondern dass deren Taten auf derselben Stufe stehen wie die Hitlers (bzw. vom Prinzip gleich sind). Der Hitler-Vergleich will relativieren.

Der Mensch Adolf Hitler wäre heute wahrscheinlich white supremacist youtuber.
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