Oktober

Erzählung

von  minze

Wieder beim Skaterpark, es ist wechselhaftes Wetter, die Jungs mit den Hosen, die diesen Schnitt haben, sind da. Die Hosen haben einen so coolen, ungewöhnlichen Schnitt, dass sie teuer sein müssen. Es ist für mich nur auf den ersten Blick lässig, dann teuer. Aber ich finde sie trotzdem cool, so cool, dass mein erster Impuls, als ich sie vor zwei Monaten sah, eine Frage nach dem Woher gewesen war. Meinen Kindern sage ich Junge Männer, sie sind mit einem Auto da. Weil das Wetter voraussichtlich bald pissig wird, sind wir nur zu fünft da. Mara und Joscha können jetzt die Bahn durchgängig fahren, Mara setze ich immer wieder den Helm auf. Ansonsten läuft es schnell, die Skater machen ihre Sachen auf dem Plateau nebenan, wir sind auf der Pipe und ich traue vor allem ihr erst weniger zu, als sie will und kann. Joscha beobachtet die jungen Männer, er will, dass ich sie nach ihren Namen frage. Manchmal sage ich ihm, er solle Abstand halten, aber er ist so gerne in ihrer Nähe. Ein, zwei Mal ist der Braunhaarige auf der Rampe, dann fällt er vom Board. Ich erinnere Joscha nicht in seiner Nähe, als er fällt. Es haut ihn auf seine Wade, mir entfährt ein Shit, aber leise, er geht zu seinem Freund und sie schauen es sich an. Er macht eine Pause und während es ihm weh tun muss, geht mir so ein ruckartiges Gefühl durch den Körper, was den Vormittag bei der Arbeit hinter mich bringt. Diese Erlebnisse hauen mich ins Jetzt. Die beiden rauchen, meine machen weiter mit ihren Rädern. Der Braunhaarige kommt nach einigen Minuten zu mir und spricht mit mir.
Er redet mit einem Blick von unten, schräg hoch, seine Haare wehen leicht weg, er hat eine zweite Zigarette an, ich sitze oben auf der Rampe mit meiner Zeitung. Ich sag es immer wieder, hier ist das Schild weg - aber das ist kein Ort für kleine Kinder, Sie sind ja die Mutter.
Aus dem Sie komme ich also nicht mehr raus. Ich bin angefasst, nicke, warte – Der Sturz wäre auch sicher so passiert, - aber es zeigt einfach, wie gefährlich es ist- – dann fasst er sich an die Brust und ich folge seiner Hand in meinem Blick – wir Skater haben nur diesen Ort, es tut uns mega im Herzen weh, wenn wir unser Hobby nicht ausüben können, - das ginge ihren Kindern auch so, wenn wir rumhängen oder so auf Spielplätzen – . Ich sehe ihn so genau an, dass mir nicht die Idee kommt, den Blonden anzuschauen, auch später nicht, um einschätzen zu können, wie er die Kontaktaufnahme seines Freundes findet. Aber der, der mit mir spricht, hat Erfahrung, er sagt zu mir, er spreche immer wieder Eltern an. Ich wünsche mir von ihm, dass man sich eben offen abspricht. Ich sei gegen Verbote. Er bleibt bei sich. Schließlich gebe ich ihm Recht, denke, ich käme besser, wenn keine Skater ihre Runden drehen, nur Kinder da sind. Kann mir keine abschließende Meinung bilden. Bislang habe ich so gut gefunden, wie die Koexistenz sich organisiert, für ihn ist das anders. Nicht nur heute. Nichts für ungut. Sie können bleiben jetzt, wir gehen sowieso. Ich lache komisch und wende mich ab, sofort kommen mir die Tränen, das hier-falsch-Sein rüttelt mich. Sie sollen’s nicht sehen. Sobald ich aber weinen muss, bin ich erleichtert, weil wieder etwas rausschwemmt, auch Anderes aus dem Stau an Dingen im Kopf. Kurze Zeit danach fahren wir im Regen nach Hause, was für Joscha und mich schön ist, Mara ist sowieso im Hänger. Wir ziehen uns zu Hause aus und legen die Kleider über die Treppe.

Als ich das erste Mal den Fliesenleger sehe, bin ich überrascht, ich lächle so viel mehr, als dass ich ihn spreche und er gibt es mir sofort zurück. Wir begegnen uns so drei Minuten, weil ich gleich losmuss, er kommt eher als die Flaschner die Tage zuvor. Am zweiten Tag auch ein kurzes Nicken mit gutem Gefühl, er hat das Filigrane und einen genauen Blick, das ist mein Aufhänger. Am dritten Tag sagt er, er habe eine Fliese bei Seite gestellt, um die beschädigten zu ersetzen. Wir haben sie auf die Deponie gebracht, auch die vorsichtig abgeklopften von der Badewannenseite, dieselben wie die am Boden. Die, die er zur Seite gestellt hat, weil bei der Bodenfliese etwas kaputt wäre.
Ich sage ihm, dass das so nicht kommuniziert worden sei. Er schaut hilflos und ausweichend sagt er was. So, als müsse man das wissen. Ich erkläre ihm, dass wir die flüssigundurchlässige Folie wie abgemacht zehn Zentimeter die Wand runtergeklebt haben, als wir sie über die neue Dämmung angebracht haben. Er lächelt jetzt verschmitzt oder verzweifelt, wie er den Kopf schüttelt. Eigentlich kann es nur genervt sein, versteckt, weil es, wenn es ihm zu lang wäre, nur darum geht, sie etwas abzuschneiden - dann kann er so dran fliesen, wie er will. Aber irgendwie lese ich einen Schmerz in seinem Blick, der über das geht, was ich in der Situation sehen kann. Vielleicht kann oder will er es gar nicht mehr erklären, weil es ihm zu dumm ist.
Als ich Kaffee für ihn übrighabe, antwortet er, er trinke keinen. Die Kinder sind beim Waldtag und ich habe die Matschhosen vergessen. Ich bin enttäuscht, dass wir so miteinander reden. Bevor ich Tschüss sage, meint er Aber danke trotzdem für den Kaffee. Ich kann ihm kaum Tee an seinen letzten Arbeitstagen machen, es gäbe zu viele Möglichkeiten.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (14.10.21)
Nicht schlecht, aber hier und da sehr holprig formuriert, z.B.

"Meinen Kindern sage ich Junge Männer, sie sind mit einem Auto da"

und

"Ich erinnere Joscha nicht in seiner Nähe"

"Ich bin angefasst, nicke, warte"

P.S.:
neben an -> nebenan

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 05.11.21:
Aha, die jungen Männer kursiv gesetzt!

Verstehe ich trotzdem immer noch nicht, sorry...

Zu meinen Kindern sage ich Junge Männer, sie sind mit einem Auto da
?
Meinen Kindern sage ich: Die jungen Männer sind mit einem Auto da

"Ich erinnere Joscha nicht in seiner Nähe"
-> Ich erinnere Joscha nicht in seiner Nähe gesehen zu haben?
-> Ich erinnere Joscha, nicht in seiner Nähe zu sein?
-> Ich erinnere mich nicht, Joscha in seiner Nähe gesehen zu haben?
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