Tag einer Altenpflegerin

Gedankengedicht zum Thema Alter

von  Martina



Ich öffne die Tür,
schaue langsam um die Ecke.
Da liegt sie in ihrem Bett,
und lächelt mich an.
Viele Falten in ihrem hageren Gesicht,
erzählen von ihrem Leben.
Wie eine Landkarte zeichnen
die Furchen ihr Gesicht.
Ja, sie ist schon alt,
jeder Tag könnte der letzte sein.
Ihr Geist ist jung geblieben,
wie der eines 20 jährigen Mädchens.
Ihr Verstand ist noch glasklar,
aber die Zeit nagt an ihrem mageren Körper .
Unaufhaltsam....
Ich gehe zu ihr,
setze mich auf die Bettkante,
und halte ihre kleinen, knochigen Hände.
Früher spielte sie Klavier,
sang im Kirchenchor.
Ihre trüben, alten Augen,
bekommen wieder Glanz,
wenn sie davon erzählt.
Ich liebe diese Zeit,
wo ich ich ihrer dünnen, schwachen Stimme
lauschen kann.
Sie ist wie ein lebendiger Roman für mich,
jeden Tag bekomme ich wieder ein Kapitel aus ihrem
bunten Leben erzählt.
Morgen schaue ich wieder durch diese Tür,
und hoffe, in ihr lächelndes,
altes Gesicht sehen zu dürfen.
Jeden Tag,
kurz bevor ich ihre Tür öffne,
bete ich,
das wir die Zeit noch haben,
ihr Buch zu Ende zu lesen.

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