Große Schwester

Sozialdrama zum Thema Prostitution

von  Mondsichel

Ach wie schön machst Du Dich heute doch wieder,
wie habe ich Dich doch stets für dies bewundert.
Dein Lächeln so verführerisch, so leuchtend,
ich wünschte mir immer ich wäre wie Du.
Doch Dein Blick ist immer so unendlich traurig,
als wären die Hoffnungen längst entschwunden.
Das habe ich nie verstehen können,
ich hab Dich doch so unendlich lieb.

Die Zeit ist nah, es klingelt wieder an der Tür,
so wie jeden Abend seit ewigen Zeiten.
Er blickt in die Wohnung, so wie immer,
küsst mich, obwohl ich ihn nicht mag.
Du lächelst mich an und bringst mich ins Bett,
so wie immer, obwohl ich schon 15 Jahre bin.
Und dann gehst Du, verschließt die Tür,
ein ewiger Kreislauf der sich niemals ändert.

Ich kann nicht schlafen, ich habe Angst,
so wie jede Nacht wenn Du nicht bei mir bist.
Du bist die einzige Kraft die mich beschützt,
vor dem Leben das Du nie so wolltest.
Damals hast Du mich bei Dir aufgenommen,
weil Mutter am Alkohol zugrunde gegangen ist.
Ihre Sauforgien bleiben uns ewig im Gedächtnis,
einen richtigen Vater haben wir nie gehabt.
Nur ihre ständig wechselnden Kavaliere,
die uns betatschten wenn Mutter nicht da war.
Doch egal was wir ihr auch erzählen mochten,
sie glaubte uns nie, stattdessen bezogen wir Prügel.

Die Zeit hat uns beide schwer gezeichnet,
doch Deine Schönheit ist niemals gegangen.
So wie Dein Lächeln und Deine Liebe für mich,
ich bin die Einzige die Dich wirklich versteht.
Sehnsucht nach Dir pocht in meinen Schläfen,
die Zeit scheint irgendwie nicht zu vergehen.
Der Vollmond am Horizont leuchtet so hell,
wann kommst Du nur wieder nach Hause?

Der Schlüssel dreht sich laut im Schloss,
ich springe auf, Du bist endlich zurück!
Ich will Dir in Deine Arme springen,
doch Deine Augen blicken mich glasig an.
Du sinkst wie eine leere Hülle zu Boden,
ich bin gelähmt von diesem Anblick.
Ich ergreife Deinen zitternden Arm,
der voller Einstichwunden zu sein scheint.

So habe ich Dich noch nie gesehen,
Du wirkst so eingefallen, so zerbrechlich.
Ich schreie laut Deinen Namen,
ich weine um Dich, um Deine Seele.
Du bist von mir gegangen in diesen Stunden,
und ich erfuhr die Wahrheit über Dich.
Eine Wahrheit die mich erstarren ließ,
wenn ich an Dein Lächeln zurückdenke.

Einsam hast Du jede Nacht in den Gassen gefroren,
der Mann an der Tür ist Dein Zuhälter gewesen.
Du hast Deinen schönen Körper verkauft,
nur damit wir beide hier überleben konnten.
Damit Du mit Deiner Sucht überleben konntest,
die Dich mit der ewigen Zeit zerfressen hat.
Und die kalten Augen Deines Zuhälters sagen mir,
das nun meine Zeit des Überlebens gekommen ist...

(c)by Arcana Moon

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Kommentare zu diesem Text

FranziskaGabriel (44)
(16.04.05)
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 rela meinte dazu am 16.04.05:
Eine traurige Geschichte die zeigt, daß hinter dem äußeren Schein ein fühlender Mensch
verborgen ist. Noch trauriger der Schluß der keine Alternative zum Überleben zu
haben scheint. Gruß Rela

 Mondsichel antwortete darauf am 18.04.05:
@Gabi: Ich glaube auch das eine überschwänglich emotional geladene Umschreibung fehl am Platz gewesen wäre... denn die Realität ist niemals mit Blumen geschmückt...

@rela: Ja in diesem Leben ist es einfach so das eins Tier das andere frisst. Und da unten im Milleu, da herrschen Sitten die einem wirklich die Gänsehautschauer über den Rücken treibt. Es ist ein schreckliches Ende, aber so läuft es leider meistens in dieser Welt. Nichts ist umsonst... Auch nicht Glück...
Jessi (36)
(18.04.05)
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 Mondsichel schrieb daraufhin am 18.04.05:
Ja auch das Leben ist nicht umsonst... Denn um zu leben brauch man Essen, Trinken, eine Wohnung... und all das ist einem nur mit Geld gewährleistet, für das man arbeiten gehen muss... Manchmal ist nicht einmal das Lächeln eines anderen umsonst... traurig, aber so ist es...
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