bestandsaufnahme

Gedicht zum Thema Abendstimmung

von  Owald

die schere
ist im tischtuch
steckengeblieben

zugefroren
die quelle
allen übels

distanz liegt
in scherben
zwischen uns

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 BrigitteG (22.04.05)
Zuerst dachte ich : deprimierend das Ganze. Die mittleren drei Zeilen sind ein sehr kreatives Bild. Und dann : meint er vielleicht das Gegenteil? Inzwischen bin ich mir sicher, dass Du das Gegenteil meinst. Es sind Versatzstücke von Sprache, die in ihrer Standardbedeutung aufgebrochen werden. Also freue ich mich für Deine schöne Abendstimmung. LG Brigitte.

 Owald meinte dazu am 25.04.05:
Lustig, daß Du ausgerechnet die mittleren drei Zeilen erwähnst; bei denen war ich mir gar nicht so sicher, ob die hier reinpassen.
Du hast recht, deprimierend soll die "Stimmung" nicht sein. Aber schön? Ich weiß nicht so recht... eher ambivalent... oder so...
Danke für's Kommentieren!
Grüße, Owald.
ungesagt (34)
(23.04.05)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Owald antwortete darauf am 25.04.05:
Kommt ganz auf den ersten Eindruck an ;)
Danke für's Gefallenlassen und Kommentieren!
Grüße, Owald.
Sektfrühstück (41)
(04.07.05)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Owald schrieb daraufhin am 04.07.05:
Du durchschaust mich !
Ob der erste Eindruck trügt, hängt vom ersten Eindruck ab. Jeder läßt sich ja anders beeindrucken.
Du hast recht damit, daß keine gute Lösung präsentiert wird. Es gibt gar keine Lösung, es gibt nur eine Bestandsaufnahme. Der Momentzustand, der im Mittelpunkt steht, ist selbst ganz und gar nicht negativ (Brigitte (s.o.) sieht sogar eine "schöne" Abendstimmung). Die negativ konnotierten Bilder lassen aber zum einen eine, sagen wir, zerstörerische Vorgeschichte erahnen und - fast noch wichtiger - eine ungewisse Zukunft: Die Schere könnte weiterschneiden, die Quelle könnte auftauen und die Distanz liegt zwar "in scherben", aber immer noch "zwischen uns". Eine Bestandsaufnahme einer durch und durch ambivalenten Situation also.
Drücke ich mich verständlich aus? Ich denke nicht.

Außerdem ist es schrecklich unsouverän und eitel, wenn ein Autor seinen eigenen Text interpretiert. Puh.

Mit unsouveränem Gruß,
Owald (Du weißt schon).
Sektfrühstück (41) äußerte darauf am 05.07.05:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
shorty (32)
(25.10.05)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Owald ergänzte dazu am 08.11.05:
Nicht die Scherben sind zerbrochen, sondern die Distanz. Aber trotzdem ist sie noch da. Nur kaputt. Dafür aber scharfkantiger als vorher. Oder so ähnlich..

Es bleibt Ansichtssache, ja. Und vielleicht auch ein bißchen Stimmungssache.

Liebe Grüße und ein verspäteter Dank für's Kommentieren!

 Traumreisende (09.05.06)
Hallo du

nicht einfach bei dem abstrakt verdichteten zeilen.
erste empfindung Resignation. und die kommt gut, leider zu gut rüber...fast eine art von sinnlosigkeit.

die form in diesem dreierpaketen ebenfalls gut, was ich nicht erkenne ist ein fluss, einen faden... m.E. ist jeder vers verschiebbar...

ich grüble noch über das genre... bin mehr für gedanke...

die schere
ist im tischtuch
steckengeblieben

hier ist die handlungsunfähigkeit, als wäre eine bewegung erstarrt.. wie alte rostige felgen die vor einem schuppen stehen...

zugefroren
die quelle
allen übels

für mich eine steigerung, nein eigentlich der höhepunkt: schaun wir brav weg, wenn wir nicht darüber reden spüren wir es auch nicht... so in der art...


distanz liegt
in scherben
zwischen uns

es ist eh alles egal... ein abfall sicherlich in der stärke der aussage, aber einer der an der stlle richtig ist...

fazit: wert es öfter zu lesen... ich halte es fest...
lg silvi
wupperzeit (58)
(09.05.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Nunny (73)
(09.05.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Theseusel (10.05.06)
ICH...habe das Tischtuch noch nicht zerschnitten
DU...bist die Quelle meiner Leiden
ER/SI/ES...passt dazwischen

ICH...hat sich nicht gelöst
DU...rumorst unter dem Eisdeckel als Sehnsucht
ER/SIE/ES...will "Flaschen-drehen" spielen

Das ICH liebt ein DU doch der Weg zum WIR wird eine via dolorosa bis das Eis geschmolzen ist...und die Quelle des Übels sich so oder so "entspannen" kann.

*smile* Mene Bestandsaufnahme... und ich brauche dringen Arbeitsschuhe;) Gruß - Gerd

 leorenita (11.05.06)
Hallo Owald,
was mir sehr gefällt ist dein Spiel mit Positiv und Negativ.
So wie du es machst spielst du damit mit den Erwartungen und Vorurteilen des Lesers.
Das ist ja weiter oben auch schon erläutert worden, brauche ich hier also nicht zu tun.

Nun zur Kritik:

Die Schere ist im Tischtuch stecken geblieben.

Dieses Bild ist für mich nicht stimmig, denn
ich sehe eine Schere vor mir, die im Tischtuch steckt und frage mich, wie kann sie da stecken, sie kann im Tisch stecken, aber nicht im Tuch, das ist für diese Art von stecken bleiben zu dünn, sie kann aber mitten im Schnitt durch das Tischtuch stecken bleiben, ich vermute, das ist es was du meinst.
Um mich zu versichern, dass ich nichts falsch verstehe hab ich im Duden nachgesehen, ob stecken geblieben und steckengeblieben vielleicht unterschiedliche Bedeutung haben und bin darauf gestoßen, dass es steckengeblieben nicht (mehr?) gibt.
Sonst hab ich nix zu meckern, ein schlankes Gedicht, wortverspielt und jede Zeile, jedes Wort wesentlich, so liebe ich es. Kein Wortgeklingel oder blabla.
Das gewählte Thema ist hier eine Zusatzinformation, es könnte auch ein anderes sein.

Schlechte Grüße
an dich
vernichtend

Regine
Gute schickend
Farnaby (41)
(12.05.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
lapplandmaedel (21)
(26.11.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram