Seelentanz

Kurzgeschichte zum Thema Befreiung

von  Traumreisende


Sie hatte mit ihrer Gruppe mehrere Auftritte an diesem Tag - ein Stadtfest - die Bühne war in einer winzigen Gasse aufgebaut. Tische, Stühle, bunte Tücher gaben tatsächlich ein spanisches Flair. Solche Tage waren schön und doch anstrengend. Seit Wochen lasteten Sorgen auf ihrer Seele, die sie nicht aufatmen ließen. Wie dicke Klumpen schienen sie in ihr zentnerschwer zu hausen. Sie funktionierte, doch sie war seit langem nicht mehr sie selbst.
In der Pause zog sie sich etwas zurück. Zwei Gitarristen spielten und sie genoß die Melodien und träumte in den Tag. Doch dann spielten die beiden ein Lied, das sie kannte und das sie schon immer berührt hatte. Es war, als hätte ihr jemand dieses Lied in die Haut geritzt. Jedes mal war ihr nach Lachen und Weinen in einem. Facetten ihres Seins, von sanft bis wild im Melodieraffer von 10 Minuten erfasst. Es berührte sie auch an diesem Tag sofort. Wie von einer inneren Stimme aufgefordert, stand sie auf, zog ihre benagelten Schuhe aus, stellte sie in die Ecke und ging auf die Bühne, als wäre es das Selbstverständlichste. Sofort nahm ihr Körper die weiche sinnliche Schwingung auf. Frei von jeglicher Choreographie flossen ihre Bewegungen dahin, inhalierten Ton für Ton, als hätte ein flüsternder Akkord sie zum klingen gebracht. Sie spürte den Sorgenknoten in sich, wie er sich in ihr regte und sie tanzte, tanzte, bis sie den Anfang dieses Knoten fand. Ihre Arme umspielten ihren Körper, ihre Füße wirbelten, der Rock flog im bunten Blumenmeer und immer weiter löste sie den Knoten in sich auf. Sie spürte wie alles Schwere in ihr, sich seinen Weg durch ihre Mitte bahnte, über die Arme aus dem filigranem Spiel der Finger floß.
Publikum spürte sie nicht. sie tanze für sich, tanzte sich unter den Augen all der Menschen frei, im Wechselspiel zwischen Sanftheit und Temperament, wurde eins mit der Musik und wurde eins mit sich selbst. Leben floss in sie zurück, sie fühlte sich immer leichter werden. und im tiefen Einklang mit der Musik verharrte sie im letzten Akkord in Stille. Es war, als ob erst der Beifall sie wieder weckte. Sie sah das Lachen in den vielen Gesichtern um sich und sie begann es wieder zu fühlen...
das Lächeln ihrer Seele.


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Kommentare zu diesem Text

seelenliebe (52)
(28.04.05)
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 Traumreisende meinte dazu am 01.05.05:
das ist wundervoll, dass du es spüren kannst. liebe umarmung silvi
SweetAngel (28)
(28.04.05)
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 Traumreisende antwortete darauf am 01.05.05:
danke , dann hast du auch schon einmal so einen knoten lösen können, durch tanz, musik oder einem lächeln, das fühlen der eigenen kraft.
alles liebe silvi
Warne_Marsh (34)
(09.10.05)
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 Traumreisende schrieb daraufhin am 16.12.05:
danke, es schrieb sich leicht, weil genauso erlebt. zur länge... da habe ich noch wenig gefühl dafür, da die lyrik mehr mein gebiet ist und alles , was länger als ein gedicht ist... ist seeehr lang für mich lg silvia
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